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Dennis Seidenberg hat als Höhepunkt seiner Karriere im Jahr 2011 als zweiter Deutscher den Stanley Cup gewonnen. Der heutige Entwicklungstrainer der New York Islanders wird in einer monatlichen Kolumne exklusiv für NHL.com/de seine Ansichten zu Teams, Spielern und brennenden Fragen teilen.

Hier die zweite Ausgabe 23/24:

Die Vegas Golden Knights haben den besten Saisonstart hingelegt. Für einen Titelverteidiger eher ungewöhnlich, denn es ist normal, dass die Gegner gegen ihn besonders motiviert sind. Jeder will schließlich den amtierenden Champion schlagen und zeigen, dass er genauso gut ist.

Aber nicht nur das macht es für den letzten Meister zu Saisonbeginn normalerweise schwierig. Klar, sie waren lange im Spielbetrieb und hatten die kürzeste Pause, wenn man die Feierlichkeiten noch einbezieht, doch das sehe ich eher nachrangig als Problem. Der Hunger nach neuen Erfolgen muss einfach größer sein, als die Genügsamkeit, sein Ziel schon erreicht zu haben. Sonst kann das schnell zu Überheblichkeit führen oder dass das letzte Quäntchen fehlt. Deswegen sind die richtigen Führungsspieler wichtig, die mit gutem Beispiel vorangehen und das Team anleiten.

Von daher ist es sehr beeindruckend, wie die Golden Knights diesen Spagat gemeistert haben und anscheinend vieles richtig machen. Es war bis zu ihrer ersten Niederlage ohne Punkte am Samstag bei den Anaheim Duck nicht umsonst der beste Start eines Champions jemals in der NHL.

Überhaupt nicht gut läuft es für Leon Draisaitl und seine Edmonton Oilers. Nur zwei Siege aus den ersten elf Spielen, ich glaube da hätten die wenigsten darauf gewettet. Natürlich haben sie wesentlich höhere Erwartungen, als das, was bis jetzt gelaufen ist. Man hätte meinen können, der Sieg im NHL Heritage Classic gegen die Calgary Flames Ende Oktober verleiht ihnen Schwung, doch es folgten weitere Niederlagen. Soweit ich das aus der Ferne beurteilen kann, haben sie sehr viele Probleme in der Defensive und es fehlt ihnen die Aufmerksamkeit für die Kleinigkeiten. Das funktioniert im Moment einfach nicht. Ich bin da aber optimistisch, dass sie es zeitnah hinkriegen, wieder eine brandgefährliche Mannschaft zu sein und dass sie in der Tabelle nach oben klettern werden. Im Moment ist es jedoch eher ernüchternd für sie. An so etwas kann man scheitern oder aber auch letztendlich gestärkt daraus hervorgehen.

In der kommenden Woche steht die NHL Global Series 2023 in Stockholm an. Vier Mannschaften fliegen in die schwedische Hauptstadt für vier Spiele. Neben den Toronto Maple Leafs und Minnesota Wild sind auch die Detroit Red Wings mit Moritz Seider und die Ottawa Senators mit Tim Stützle vertreten. Sicher selbst für viele deutsche Fans eine Reise wert. Gerade für die Senators bietet die Reise eine große Chance, als Team noch enger zusammenzurücken, nachdem ihre Ergebnisse noch nicht wie erhofft ausgefallen sind. Hingegen sind die Red Wings auf einem guten Weg. Sie haben ein sehr ausgeglichenes Team zwischen Defensive und Offensive. Sie spielen so ein sehr schönes offensives Eishockey, ohne die Abwehrarbeit zu vernachlässigen.

Ottawa probiert das auch, aber da fehlt noch das letzte bisschen, um Erfolg zu haben. Sie sind mir von der Spielanlage noch etwas zu grün, das heißt, es fehlt die Vollstreckung und sie vernachlässigen zu sehr die Defensive, die immer Priorität haben sollte. Hinten auszuhelfen sollte im Vordergrund stehen, bevor man nach vorne stürmt. Das müssen gerade junge Spieler erst lernen. Ich denke, dass die Senators trotzdem im Saisonverlauf die Chance bekommen werden, in die Playoff-Plätze vorzudringen. Da mache ich mir wenig Sorgen.

Ähnlich wie Ottawa geht es den Buffalo Sabres. Sie zahlen noch gelegentlich Tribut für ihre Unerfahrenheit. Doch ich bin überzeugt, dass das ebenfalls eine Mannschaft der Zukunft sein wird, die den Fans noch viel Spaß bereiten wird.

Auffällig waren zuletzt die sehr hohen Ergebnisse. Ich denke, dass die San Jose Sharks keine gute Mannschaft haben, aber zweimal in Folge zehn Gegentore zu bekommen, ist schon ernüchternd. Doch dass die Colorado Avalanche das Spitzenspiel gegen Vegas gleich mit 7:0 verlieren, ist ungewöhnlich. Wäre interessant zu wissen, was die Avalanche am Vorabend in Las Vegas so gemacht haben, dass sie so fertig waren. Doch Spaß beiseite. Für die Fans der Golden Knights war es sicher ein schönes Spiel. Aber so etwas sollte einem Spitzenteam nicht passieren, auch wenn der Gegner der Titelverteidiger ist.

Im November läuft in der NHL wieder traditionell die Aktion Hockey Fights Cancer. Eine sehr löbliche Initiative der Liga, um den Krebs zu bekämpfen und Vorsorge und Prävention ins Bewusstsein zu bringen. Ich denke, dass nahezu jeder jemanden kennt, der von dieser unsäglichen Krankheit betroffen ist oder war. Von daher kann man diese Aktionen nicht genug loben und hervorheben.

Das Thema Gesundheit betrifft auch das Thema Halsschutz nach dem tragischen Unfall von Adam Johnson in England. Ich habe zwar im Männerbereich keinen getragen, aber wenn ich heute noch Spieler wäre, würde ich es zumindest mal ausprobieren. Die Einschränkung dadurch ist nämlich relativ gering, zumal sich die Qualität seit meiner Jugendzeit, als ich ihn tragen musste, schon wieder deutlich verbessert hat. Die Spieler sind bei Ausrüstung allerdings immer sehr eigen. Ich weiß nicht, ob es Sinn macht, die Spieler dazu zu zwingen, einen zu tragen. Letztendlich sind sie alt genug, um zu entscheiden, ob sie das Risiko einer schweren Verletzung oder mehr in Kauf nehmen oder sich davor schützen wollen. Andererseits schaden solche Unfälle und Bilder unserem schönen Sport immens.

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