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David Aebischer war ein Pionier für das Schweizer Eishockey. Er war der Erste seines Landes, der sich in der NHL durchsetzen und im Jahr 2001 mit der Colorado Avalanche als Backup-Torhüter von Patrick Roy den Stanley Cup gewinnen konnte. Zwei Jahre später beerbte er den großen Roy nach dessen Rücktritt. Weitere Stationen seiner NHL-Karriere, die 2007 mit seiner Rückkehr in die Schweiz endete, waren die Montreal Canadiens und Phoenix Coyotes. Aebischer absolvierte 214 Spiele in der regulären Saison sowie 13 Playoff-Spiele und verbuchte dabei über 91 Prozent gehaltener Schüsse. Der heutige Torhüter-Trainer und Assistenz-GM beim HC Fribourg-Gotteron wird in einer regelmäßigen Kolumne exklusiv für NHL.com/de seine Ansichten zu Teams, Spielern und brennenden Fragen teilen.
Hier die neueste Ausgabe:

Die Tampa Bay Lightning haben sich mittlerweile mit Abstand zum punktbesten Team der NHL etabliert. Die Gründe für ihre Stärke sind vielschichtig. Sie haben eine unheimliche Offensivpower und ihr Toreschnitt pro Spiel liegt bei sehr guten 3,76. Im Powerplay sind sie mit 27,4 % unwiderstehlich. Sicher auch weil sie mit Chris Kunitz einen erfahrenen Mann und Leader unterschrieben haben, der weiß, wie man gewinnt. Aber nicht nur vorne überzeugen sie, sondern auch ihr Torhüter Andrei Vasileyskiy ist in Höchstform. Das sind schon mal beste Voraussetzungen, um Spiele zu gewinnen.
Sie zählen sicher zu den Favoriten in dieser Saison, doch bis zu den Playoffs und insbesondere darin kann viel passieren. Gerade im Frühjahr ist es wichtig in Topform zu sein. Ein zusätzlicher Motivationsschub könnte sein, dass sie in der abgelaufenen Saison nicht in den Playoffs vertreten waren. Doch entscheidend ist das meiner Meinung nach nicht, sondern eher, dass die Chemie im Team stimmt und das sieht man bei ihnen auch auf dem Eis.

Das zu Ende gehende Jahr war für die Schweizer rückblickend so erfolgreich wie nie. Es standen vier Schweizer im Stanley Cup Finale. Einer von ihnen, Mark Streit, gewann als erster Feldspieler der Schweiz die Trophäe und brachte sie im Sommer nach Bern. Roman Josi wurde Kapitän der Nashville Predators, Nico Hischier von den New Jersey Devils als Nummer 1 gedraftet und Nino Niederreiter unterschrieb für fünf Jahre bei den Minnesota Wild.
Ich denke aber trotzdem, dass dies noch nicht das Ende der Fahnenstange ist. Es ist derzeit kaum mehr möglich alle Schweizer in der NHL intensiv zu verfolgen, was früher nie der Fall war. Von daher werden sich weitere Erfolge einstellen. Es ist super für unser Eishockey und natürlich die Spieler, für die es mich ganz besonders freut.
Eine Enttäuschung war auf der anderen Seite, das Ende der Karriere von Streit und wie es ablief, weil er unheimlich viel für das Schweizer Eishockey geleistet und die ganzen Jahre viel Biss gezeigt hat. Es war ja unglaublich schwierig für ihn überhaupt in Nordamerika Fuß zu fassen, was er erst mit 27 Jahren schaffte und dann wurde er zu so einem Ausnahmeathleten. Aber die Spieler in der Liga werden zunehmend jünger und das Business in der NHL machte auch vor einem Streit keinen Halt.

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Dass es bei den Schweizern so gut läuft liegt daran, dass die Liga hier, die Vereine und der Verband sehr viel Zeit und Geld investiert haben, um Rückstände aufzuholen und das zahlt sich jetzt aus. Am Anfang waren es fast nur Torhüter in der NHL, jetzt sterben die Torhüter bis auf Reto Berra etwas aus und die Feldspieler sind begehrt. Doch der Verband hat bereits reagiert und will mehr in die Torhüter investieren und ich hoffe, dass das in einigen Jahren wieder Früchte trägt.
Eine gute Rolle bei der Weltmeisterschaft spielten zuletzt auch die Schweizer U20-Junioren, die heute in Buffalo beginnt. Das Niveau in dem Turnier ist sehr gut und es gilt sich zunächst einmal in der Vorrunde für das Viertelfinale zu qualifizieren. Das ist das Ziel. Danach ist es jeweils nur ein Spiel, das über den K.O. oder das Weiterkommen entscheidet. Ich drücke den Jungs auf jeden Fall die Daumen, dass sie weit kommen.
Gegenüber Deutschland und Österreich, die in diesem Bereich nur in der Division 1 vertreten sind, haben wir den Vorteil, dass Eishockey als Sportart mehr anerkannt ist. Klar, der Fußball ist hier zu Lande ebenfalls populär, aber das Eishockey kann vom Interesse der Öffentlichkeit eher die Stirn bieten als bei unseren Nachbarn. In Deutschland sind mit Basketball und Handball weitere starke Konkurrenten in der Gunst vorhanden. In der Schweiz haben wir es durch intensive Zusammenarbeit zwischen dem Verband und den Teams geschafft, im Juniorenbereich konkurrenzfähig zu werden.

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Als Torhüter-Trainer stehen bei mir diese Spieler unter besonderer Beobachtung und ich denke Akira Schmid von den SCL Tigers, der bei der Junioren-Weltmeisterschaft dabei sein wird, könnte ein Kandidat für den nächsten NHL Draft im Torhüter-Bereich sein. Er hat die Größe und sicher das Talent, sich in der NHL zu empfehlen.
Ich wünsche allen Lesern von NHL.com/de schon jetzt ein gutes und gesundes neues Jahr 2018.