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"Neue Besen kehren gut" heißt es in einem alt bekannten Sprichwort, das sich auch auf die beiden Stanley-Cup-Finalisten Boston Bruins und St. Louis Blues übertragen lässt. Beide Teams profitierten von ihren Neuzugängen, die für neuen Schwung sorgten und teilweise sogar zu Schlüsselspielern avancierten. NHL.com/de hat die Neuzugänge und ihren Beitrag am Erfolg anlässlich des Media Days am Sonntag unter die Lupe genommen.

Boston: Viel Tiefe und Scoring Touch
Boston erhielt sowohl von den Sommer-Verstärkungen als auch von den Last-Minute-Neuzugängen kurz vor der Trade-Deadline wichtige Spieler hinzu. "Wir haben gute Spieler bekommen. Du drückst natürlich die Daumen, dass die Neuen funktionieren", sagte General Manager Don Sweeney der Bruins. Die Zugänge in eine funktionierende Mannschaft zu integrieren war dann der Job von Trainer Bruce Cassidy, der diese Herausforderung meisterte. "Wir hatten viele Diskussionen über Hockey und wie die Puzzlestücke passen könnten", so der Coach.
Im Sommer holte Boston Torwart Jaroslav Halak (New York Islanders), die Verteidiger Steven Kampfer (New York Rangers) und John Moore (New Jersey Devils) sowie die Stürmer Joakim Nordstrom (Carolina Hurricanes) und Chris Wagner (Islanders). Allesamt Verstärkungen für die Tiefe des Kaders. "Secondary Scoring ist ein wichtiger Teil unseres Erfolgs", erklärte Cassidy. "Auch Kampfer und Moore mussten schon einspringen." Die beiden Abwehrspieler kamen aufgrund von Verletzungen bereits auf zwei bzw. fünf Playoff-Einsätze.

BOS@CAR, Sp3: Wagner lenkt zum ersten Tor ab

Kurz vor der Trade-Deadline sicherten sich die Bruins zudem die beiden Stürmer Charlie Coyle (Minnesota Wild) und Marcus Johansson (New Jersey) - zwei echte Volltreffer: Coyle ist der sechsbeste Playoff-Scorer (sechs Tore, sechs Assists), Johansson folgt auf Rang acht (drei Tore, sechs Assists). "Es waren überragende Verstärkungen für unser Team, die uns auf und neben dem Eis sehr geholfen haben", findet Verteidiger Torey Krug. "Es sind tolle Persönlichkeiten, die ihre Leistungen schon bei anderen Teams gebracht haben. Wir haben das erkannt und sie geholt. Du kannst den Stanley Cup nicht gewinnen, wenn du keine Spieler in der Tiefe hast, die einspringen, wenn sie gebraucht werden."
Das konnte Kapitän Zdeno Chara nur bestätigen: "Sie haben unserem Team viel Tiefe, Größe und Erfahrung gegeben. Es waren gute Verstärkungen, die in den Playoffs voll eingeschlagen sind. Es ist gut, dass sie da sind und dass du Spieler hast, die einspringen, wenn sie am dringendsten gebraucht werden."
Backup-Goalie Halak kam in der Endrunde zwar noch nicht zum Zug, erfüllte aber sowohl in der regulären Saison (40 Spiele, 37 Starts, 2,34 Gegentore/Spiel, 92,2 Prozent Fangquote) als auch in den Playoffs einen wichtigen Zweck. "Das hatten wir geplant", betont Sweeney, der absichtlich einen starken zweiten Torhüter hinter Startet Tuukka Rask verpflichtete. "Auf dieser Position wirst du gefordert. Wir haben jemanden gebraucht, der ihn pusht, der ihn herausfordert. Ein guter Goalie ist wichtig auf diesem Level. Wir glauben, dass sich der Wechsel ausgezahlt hat."
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St. Louis: Neuzugänge übernehmen tragende Rollen
Auch St. Louis machte mit der Entdeckung eines Goalies einen entscheidenden Schritt nach vorne: Jordan Binnington ist das Gesicht des Aufschwungs der Blues. Nach seinem ersten Start am 7. Januar ging es steil bergauf. Binnington, der zuvor in der AHL für die Providence Bruins und die San Antonio Rampage gespielte hatte, avancierte als NHL-Rookie von einem Experiment erst zum Starter und dann auch zum Playoff-Torwart. "Das war eigentlich nicht geplant", gesteht Blues-GM Doug Armstrong. "Er hat nie aufgegeben, denn es war schwer, dorthin zu kommen. Er hat das Beste daraus gemacht. Am beeindruckendsten ist sein Glaube an sich selbst."
Auch Trainer Craig Berube ist voll des Lobes für seinen Schlussmann: "Er ist sehr ruhig und ausgeglichen, hat nichts an sich herangelassen. Auch wenn er mal einfache Gegentore kassiert hat, hat er danach die Türe geschlossen. Er ist mental sehr stark." So war der eigentlich als Nummer 1 vorgesehene Jake Allen plötzlich nur noch Backup - und St. Louis hatte genauso wie Boston plötzlich ein starkes Tandem, das den Konkurrenzkampf hochhielt. "Du brauchst zwei gute Torhüter", unterstrich Berube.
Neben Binnington (25) beförderten die Blues auch noch zwei weitere Talente ins NHL-Team. Die Stürmer Sammy Blais (22, San Antonio Rampage, AHL) und Robert Thomas (19, London Knights und Hamilton Bulldogs, OHL) nehmen längst wichtige Rollen ein und zeigten, dass in den Playoffs auf sie Verlass ist. "Die jungen Spieler waren sehr wichtig für uns", so St. Louis' Stürmer Pat Maroon. "Es ist sehr wichtig, viel Tiefe in der Aufstellung zu haben. Jeder hat gekämpft."

STL@DAL, Sp6: Blais jagt den Schlagschuss ins Tor

Maroon selbst zählt neben Tyler Bozak zu den wertvollen Sommer-Verpflichtungen der Blues. Der in St. Louis geborene Maroon kehrte von den Devils in seine Heimatstadt zu seinem Lieblingsteam zurück und zählt seitdem zu den absoluten Publikumslieblingen. In 19 Playoff-Partien steuerte er zudem drei Tore und vier Assists bei - darunter auch der Siegtreffer in Spiel 7 gegen die Dallas Stars, der den Weg ins Conference-Finale erst möglich gemacht hatte. Der von den Toronto Maple Leafs akquirierte Bozak sorgte derweil für mehr Tiefe auf der Center-Position.
Den ultimativen Schlüsselspieler verpflichteten die Blues im Sommer mit Ryan O'Reilly. "Wir haben uns gefragt: Wer ist der unangenehmste Spieler gegen den du spielen kannst? Wir landeten immer wieder bei ihm", plauderte Armstrong aus dem Nähkästchen und schob einen Scherz hinterher: "Ich wünschte, wir hätten ihn gedraftet." So aber landete O'Reilly via Trade in Gateway City und schlug dort voll ein. In der regulären Saison war er mit 77 Punkten der Top-Scorer (28 Tore, 49 Assists) und rangiert in der Playoff-Scorer-Wertung auf Platz zwei (drei Tore, elf Assists). "O'Reilly ist das ganze Jahr unser bester Spieler gewesen", hob Berube die Leistungen des Mittelstürmers hervor. "Er ist ein guter Faceoff-Spieler und arbeitet in beide Richtungen hart."
Auf Nachverpflichtungen vor der Trade-Deadline wurde bei den Blues hingegen verzichtet. Grund dafür war die Leistungs-Explosion kurz zuvor. "Danach waren wir kein Verkäufer mehr", erklärte Armstrong. "Wir waren uns sicher, dass wir es schaffen würden."