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Das deutsche Team bei der Eishockey WM

von Marc Röesch

Vor ziemlich genau sechs Monaten gab Ex-NHL-Crack Marco Sturm sein Debüt als Bundestrainer. Damals, am 6. November 2015, musste der Trainerneuling in Augsburg eine 3:2 Schlappe gegen die Schweiz hinnehmen, konnte in der Folge jedoch seinen kleinen ersten Turniersieg (Deutschland Cup) feiern. Am kommenden Samstag, den 7. Mai 2016, wird er mit der deutschen Nationalmannschaft in die Eishockey Weltmeisterschaft, dem ersten echten Prüfstein seiner jungen Trainerkarriere, starten.

Die Reise zum Turnier nach St. Petersburg wird der Cortina Nachfolger mit 25 Schützlingen antreten, die er zusammen mit seinem Trainerstab während dem Testturnier, der Euro Hockey Challenge ausgewählt hatte. Das Team um die vier NHL-Profis Korbinian Holzer (Anaheim Ducks), Christian Ehrhoff (Chicago Blackhawks), Tobias Rieder (Arizona Coyotes) sowie Leon Draisaitl (Edmonton Oilers) wird in der Vorrunde in Gruppe B auf die Vertreter aus Finnland, Frankreich, Kanada, Slowakei, Ungarn, USA und Weißrussland treffen.

Dabei schenkt Sturm insgesamt sieben WM-Neulingen das Vertrauen. Vor allem im Tor leitete der gebürtige Landshuter einen Generationenwechsel ein. Das ambitionierte Ziel Finalrundeneinzug soll dieses Mal mit tatkräftiger Unterstützung zweier unbeschriebener Blätter erreicht werden: Felix Brückmann vom DEL-Finalisten Wolfsburg und der erst 23-jährige Mathias Niederberger aus der Rheinmetropole Düsseldorf erhielten den Vorzug vor den etatmäßigen Schlussleuten Danny aus den Birken (EHC Red Bull München) und dem verletzten Dennis Endras (Adler Mannheim). Beide, auf der Weltbühne Unbekannten, führten ihre Vereinsteams als Stammtorhüter mit Gegentorschnitten von 2,05 (Brückmann) und 2,27 (Niederberger) in die DEL-Playoffs. Timo Pielmeier, der mit seinen Panthern aus Ingolstadt bereits in der 1. Playoff-Runde die Segel streichen musste, ist mit gerade einmal 18 Länderspielen der erfahrenste Keeper im WM-Aufgebot, dürfte jedoch nicht über den Erfahrungsschatz einer klaren Nummer Eins verfügen. Ein Dreikampf im Kasten der Nationalmannschaft scheint unausweichlich.

Auch die Abwehr präsentiert sich im Vergleich zum Vorjahresturnier in der Tschechischen Republik grunderneuert: Das Trainerteam entschied sich dafür, alte Brücken einzureißen und lediglich Moritz Müller (Kölner Haie) erneut zu nominieren. Auf den sieben weiteren Defensivstellen fanden, teilweise nicht unüberraschend, Wechsel statt. Viel Druck wird auf den Schultern von Routinier Müller und den NHL-Akteuren Ehrhoff und Holzer liegen. Im Gegensatz zu Holzer, der in Anaheim eine solide Saison ablieferte, kann Hoffnungsträger Ehrhoff indes lediglich auf eine milde gesagt durchwachsene Spielzeit zurückblicken. Erst Anfang September entschieden sich die Los Angeles Kings dafür, den Free Agent unter Vertrag zu nehmen. Seine, auch in sich selbst, hoch gesteckten Erwartungen konnte der gebürtige Moerser in Kalifornien jedoch zu keiner Zeit erfüllen. Das Kapitel in der City of Angels endete schließlich im Februar ohne Happy End: Nach 40 Spielen für die Kings musste Ehrhoff den bitteren Gang zum Farmteam in die AHL antreten. Zwar erhielt er kurzfristig vor der Trade Deadline einen Anruf der Blackhawks, die ihn übernahmen, doch auch in Chicago wurde er mit Beginn der Playoffs auf die Tribüne verbannt. Ob der 33-jährige NHL-Veteran pünktlich zur Weltmeisterschaft wieder zur gewohnten Offensivstärke zurückfinden kann, scheint fraglich. Seine Präsenz wird aber ohne Zweifel eine Bereicherung für das Team sein.

Im Angriff wirft der Bundestrainer vier WM-Neulinge in das internationale Haifischbecken. Fünf weitere Akteure standen im vergangenen Jahr nicht im Nationalkader. Neben den Altnationalen Patrick Reimer (Thomas Sabo Ice Tigers / 74 Länderspiele), Marcel Goc (Adler Mannheim / 90 Länderspiele), Yannic Seidenberg (EHC Red Bull München / 120 Länderspiele) und Philip Gogulla (Kölner Haie / 135 Länderspiele), die in der abgelaufenen DEL-Spielzeit nicht zum ersten Mal ihre Scorerqualitäten unter Beweis stellen konnten, werden vor allem die Youngsters Brooks Macek (Iserlohn Roosters), Leon Draisaitl, Tobias Rieder und Dominik Kahun (EHC Red Bull München) für hoffentlich viel Wirbel sorgen. Mit Offensivkraft konnte zuletzt auch der pfeilschnelle Kahun mit insgesamt 46 Scorerpunkte für Meister München glänzen. Hüne Dreisaitl kam in der abgelaufenen Spielzeit endlich in der nordamerikanischen Eliteliga an und erreichte mit 51 Scorerpunkten den teamintern zweiten Platz. DEL-Hauptrunden-Topscorer Reimer (64 Punkte), der achtfache WM-Teilnehmer Marcel Goc sowie der in den DEL-Playoffs zur Höchstform aufgelaufene Gogulla (17 PO-Punkte), der zum ersten Mal seit 2013 an einer Weltmeisterschaft teilnimmt, werden vor allem in den entscheidenden Partien gegen Frankreich, Weißrussland und Ungarn das Rückgrat der deutschen Offensive bilden.

Ob das deutsche Nationalteam um die in der abgelaufenen Spielzeit verletzungsgeplagten Seidenberg und Goc auch den Gruppenfavoriten Finnland, Kanada und USA ein Bein stellen kann, bleibt abzuwarten. Gegen die mit NHL-Stars wie Corey Perry (Kanada / Anaheim Ducks), Connor McDavid (Kanada / Edmonton Oilers), Dylan Larkin (USA / Detroit Red Wings), Nick Foligno (USA / Columbus Blue Jackets) und Mikko Koivu (Finnland / Minnesota Wild) gespickten Teams wird die deutsche Mannschaft neben einem aggressiven Körperspiel auch das nötige Quäntchen Glück erzwingen müssen.

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