COL-DAL 9-3

Jetzt kommt's drauf an, nun gilt es alle Karten aufzudecken und reinen Tisch zu machen.

In der Zweitrundenserie der Western Conference zwischen den Colorado Avalanche und den Dallas Stars gibt es am Freitag (Ortszeit) ein alles entscheidendes siebtes Spiel, nachdem die Avalanche das Aufeinandertreffen am Mittwoch mit 4:1 gewonnen haben und die Serie 3:3 ausgleichen konnten.
Es ist gerade einmal vier Tage her, da stand Colorado bereits mit eineinhalb Beinen vor dem Saison-Aus. Am vergangenen Sonntag hatten sie mit 4:5 Spiel 4 verloren und lagen mit 1:3-Siegen gegen die Stars im Hintertreffen.
Ein Blick in die Geschichtsbücher der NHL verriet: Die Aussicht auf ein Weiterkommen in den Stanley Cup Playoffs ist für die Avalanche äußerst unwahrscheinlich. Denn in 90,7 Prozent der Fälle gewann jene Mannschaft die Best-of-7-Serie, die mit 3:1 vorne lag (284 zu 29, 285 zu 29 seit dem Sieg der Tampa Bay Lightning gegen die Boston Bruins am Montag).

COL@DAL, Sp6: Rantanen trifft nach Pass von MacKinnon

Und jetzt? Allen Widrigkeiten zum Trotz, oder gerade wegen diesen, riss sich die Truppe von Trainer Jared Bednar zusammen und bekam einen zusätzlichen Schub. Sie machten sich nicht lange Gedanken darüber, wie sie den verletzungsbedingten Ausfall ihrer beiden Torhüter Philipp Grubauer und Pavel Francouz oder ihres Kapitäns Gabriel Landeskog, der sich im zweiten Drittel von Spiel 6 einen Cut zuzog und nur noch zu einem Shift kam, kompensieren können. Die Avalanche nahmen die brenzlige Situation an, arrangierten sich mit den gegebenen Umständen und gewannen zweimal hintereinander.
Bednar wollte sich in der Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag nicht präzise dazu äußern, wer von den verletzten Spielern morgen zum Einsatz kommt. "Es gibt eine Chance, aber ich werde keine Auskunft darüber geben, wer zur Verfügung steht", so der Coach.
Es kam bisher 57 Mal vor, dass ein Team einen 1:3-Serienrückstand egalisierte, in 50,8 Prozent der Fälle (29) gewann diese Mannschaft ebenfalls Spiel 7.
Die Siegeswahrscheinlichkeit bestätigt den allseits geläufigen Spruch: "In einem Spiel 7 beginnt alles wieder bei null."
\[Hole dir hier alle Neuigkeiten von der Avalanche-Stars Serie\]
"Es gibt kein Momentum, für keines der Teams. Morgen wird einfach die bessere Mannschaft gewinnen. Ein Fehler, ein guter Spielzug, kann zur Entscheidung führen. Wir haben mehr Vertrauen in uns bekommen, da wir gesehen haben, wie wir Spiele gewinnen können. Die Entscheidung fällt aber morgen, sie ist nicht in Spiel 2, in Spiel 3 oder Spiel 6 gefallen", sagte Bednar.
Dallas-Coach Rick Bowness sieht das doch anders: "Wir haben Spiel 1 und 2 gewonnen sie Spiel 3, wir Spiel 4 und sie wieder Spiel 5 und 6. Selbstverständlich haben sie das Momentum. Wir haben es abgegeben und müssen es ihnen wieder nehmen."
Sobald am Freitag der Puck gefallen ist, spielt es keine Rolle mehr, dass Colorados Starstürmer Nathan MacKinnon mit einer Punkteserie von 14 Spielen, während der ihm neun Tore und 16 Assists gelungen sind, einen Postseason-Lauf vorweist wie einst Hall-of-Famer Mark Messier bei den Edmonton Oilers im Jahre 1988. Andererseits muss MacKinnon auch keine Gedanken daran verschwenden, dass er in seiner NHL-Karriere noch kein Spiel 7 gewonnen hat (2014: Erstrunden-Aus gegen Minnesota Wild; 2019: Zweitrundenaus gegen San Jose Sharks). Er freut sich auf die Herausforderung und er weiß aus eigener Erfahrung "dass es das schwierigste Spiel sein wird, das es zu gewinnen gilt."

COL@DAL, Sp6: Makar bringt die 'Avs' in Führung

Verteidiger Ian Cole stimmt MacKinnon bei: "Natürlich hoffe ich, dass es besser wird als letztes Jahr. Wir sind ein Jahr an Erfahrung reicher geworden und wir können jetzt besser damit umgehen. Unabhängig davon, wo man geboren ist, Spiel 7 ist eine weltweite Sprache."
MacKinnon ist der wichtigste Mann im Kader der Avalanche, da ist sich Bednar sicher: "Er ist stärker denn je. Er dominiert die Partien, er kann sie entscheiden. Zusätzlich hat er auch sein Defensivverhalten verbessert. Er hilft uns zu gewinnen."
Auch die Stars sollten sich angesichts der vergebenen Matchpucks nicht grämen. Klar: Ihre erfahrene Sturmformation mit Kapitän Jamie Benn, Center Tyler Seguin und Rechtsaußen Alexander Radulov brachte in den jüngsten zwei Partien wenig Zählbares zustande. Ein Powerplaytor von Benn zum 3:6-Endstand in Spiel 5 war die einzige Ausbeute der drei Angreifer. In der regulären Saison 2019/20 führte das Trio die teaminterne Scorerwertung der Stars-Stürmer noch an. Ist es nicht so, dass auch jede Negativserie einmal ihr Ende findet?
"Was zuvor war und wie es zu Spiel 7 kam, das macht keinen Unterschied aus. Wir alle sehen es als große Chance an. Wir sind vorbereitet und wir sind bereit. Wir glauben daran, dass wir noch viel Eishockey vor uns haben", freut sich Dallas-Stürmer Joe Pavelski auf die bevorstehende Herausforderung.

COL@DAL, Sp6: Hutchinson rettet gegen Faksa

Erhoffen dürfen sich die Texaner, dass ihr junger finnischer Verteidiger Miro Heiskanen erneut Akzente, auch in der Offensive, setzen wird. Der 21-Jährige punktete in jedem Playoff-Auftritt gegen Colorado (zwei Tore, fünf Assists).
Im letzten Aufeinandertreffen sorgte Heiskanen für die 1:0-Führung der Stars, sollten diese erneut in Front gehen, könnte es sich als gutes Omen erweisen, so man sich an den Statistiken aus der Vergangenheit orientiert. Von den 178 Spiel 7 in den Stanley Cup Playoffs verließ 132 Mal jenes Team das Eis als Sieger, das den ersten Treffer markierte (74,2 Prozent).
Spiel 7 der Best-of-7-Serie zwischen den Avalanche und den Stars findet am Freitag im Rogers Place von Edmonton, der Hub-City der Western Conference, statt (Spielbeginn wird noch bekanntgegeben; NHL.TV).