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Auch im siebten Spiel der Serie der zweiten Runde der Stanley Cup Playoffs in der Western Conference war es für die Colorado Avalanche gegen die favorisierten San Jose Sharks sehr eng. Wer weiß, ob das Spiel am Ende 3:2 für San Jose ausgegangen wäre, hätte der vermeintliche Ausgleich zum 2:2 von Colin Wilson im 2. Drittel gezählt oder sich Topstürmer Nathan MacKinnon nach nicht einmal zwei Minuten nicht an der Schulter verletzt und konnte erst zurückkehren, als die Sharks bereits mit 2:0 führten?

Alles Spekulation, doch diese Tatsachen und insbesondere das Torschussverhältnis von 15:2 zu ihren Gunsten im mit einem 1:3-Rückstand begonnenen 3. Drittel zeigen, welches Potenzial in dieser Mannschaft steckt und wie knapp sie letztendlich gescheitert sind. Viele im Umfeld der Sharks haben wohl mit einem deutlicheren Ergebnis gerechnet und weniger Spannung erwartet. Bei der Schlusssirene haben viele von ihnen tief durchgeatmet.
"Ich muss auf unsere Saison als Ganzes schauen und ich bin wirklich stolz auf unsere Jungs, wie sie am Saisonende und in den Playoffs gespielt haben", verdeutlichte Avalanche-Trainer Jared Bednar. "Das ist ein großer Schritt vorwärts für unsere Mannschaft."
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In der Tat, denn nur zwei Spielzeiten nach der katastrophalen Saison mit nur 48 Punkten (22-56-4) und dem abgeschlagenen letzten Platz in der NHL, hat sich Colorado wieder Respekt von der Konkurrenz erarbeitet. Nach dem Aus in der abgelaufenen Spielzeit in der ersten Runde nach sechs Spielen gegen die Nashville Predators, wurden in diesen Playoffs die im Westen topgesetzten Calgary Flames in fünf Spielen bezwungen und das zweitbeste Team der regulären Saison im Westen San Jose an den Rand einer Niederlage gebracht.
"Es ist natürlich ein schöner Schritt für die Organisation", betonte MacKinnon. "Wir haben 10, 12 Jahre lang oder so keine Runde mehr gewonnen. Es ist gut und positiv. Wir sind ein junges Team und jeder wird im nächsten Jahr wieder dabei sein. Unser Kern ist intakt und weitgehend unter 25 Jahre jung."
Genau elf Jahre war es her, dass Colorado 2008 zuletzt eine Playoff-Serie gewinnen konnte und die zweite Runde erreichte. Nur dreimal erreichten sie in der Zwischenzeit überhaupt die Playoffs, in sechs Jahren hatten sie das Nachsehen. Jetzt fehlte nur ein Sieg zum erstmaligen Einzug in das Conference Finale seit 17 Jahren.

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Dabei hat Colorado über zehn Millionen US-Dollar weniger in den Kader investiert als die Sharks und die drittwenigsten Gehaltsausgaben in der gesamten Liga gefahren. Damit verbunden ist ein weiterer Fakt, der hoffnungsfroh in die Zukunft schauen lässt. Die Avalanche haben einigen finanziellen Spielraum für Ergänzungen und Vertragsverlängerungen. Oberste Priorität für General Manager Joe Sakic werden in den kommenden Wochen die Verhandlungen mit den Stürmern Mikko Rantanen, J.T. Compher und Alex Kerfoot haben, deren günstige Einstiegsverträge auslaufen.
Weiterhin wird wohl ein neuer Backup-Torhüter für Philipp Grubauer gesucht werden, nachdem der Vertrag von Semyon Varlamov ausläuft und dieser von seinem bisherigen jährlichen Verdienst von 5,9 Millionen US-Dollar deutliche Abstriche machen müsste. So entstünde weiterer finanzieller Spielraum.

grubauer loss

Hinzu kommt, dass die Avalanche im kommenden NHL Draft 2019 im Juni neben dem Zug an vierter Stelle, einen zusätzlichen Erstrunden-Draft, einen Zug in der zweiten Runde und zwei in der dritten Runde haben werden und sich damit weitere junge Talente sichern können.
Für die beiden 20-jährigen Verteidiger Cale Makar und Samuel Girard waren diese Playoffs ohnehin ein wertvoller Erfahrungsschatz, den ihnen keiner mehr nehmen kann. Sie werden mit Sicherheit ein wichtiger Bestandteil im weiteren Aufbau eines Siegerteams sein.
"Je weiter wir in den Playoffs gekommen sind, desto mehr haben wir über unsere Mannschaft gelernt und gemerkt, wie schwer es ist zu gewinnen und wie wir das erreichen können", machte Bednar klar. "Das war für die Entwicklung unseres Teams ein großer Schritt nach vorne."
Auch Bednar scheint der richtige Mann am richtigen Platz zu sein, wenn er stets durch seine ruhigen und sachlichen Analysen besticht. Die Avalanche taten gut daran, an ihrem Trainer festzuhalten, als sie in seinem ersten Jahr 2016/17 wie erwähnt eine katastrophale Saison erlebten oder zur Mitte dieser regulären Spielzeit in eine Krise geraten waren. Bednar verstand es immer seine Männer zurück in die Erfolgsspur zu führen.

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Trotzdem bleibt nach der Niederlage in Spiel 7 am Mittwoch ein bitterer Beigeschmack, weil durch das Favoritensterben in der ersten Runde mit dem erstmalig gleichzeitigen Ausscheiden aller vier Divisionsmeister, die Chance auf den Gewinn des Stanley Cups in diesem Jahr besonders groß ist. "Wir dachten nach den Beben im Osten und auch im Westen, dass wir schon in diesem Jahr den Cup gewinnen könnten", gibt auch MacKinnon die vorhanden gewesenen Ambitionen zu. "Es ist so enttäuschend. Wir haben echt geglaubt, dass wir gewinnen können. Es sollte nicht sein."
Nun muss ein neuer schwerer Anlauf unternommen werden, doch zunächst wird der General Manager gefordert sein, die richtigen Schritte zu tun, ehe es im Oktober wieder um wertvolle Punkte geht. Die Konkurrenz schläft nicht und alles muss erst verdient werden. Auch der nächste beschwerliche Versuch, den Stanley Cup erstmals seit 2001 wieder nach Denver zu holen.