CAN-USA-GER-FIN

Euphorische Fans, hohe Einschaltquoten, maximale Medienaufmerksamkeit: Die deutsche Nationalmannschaft hat mit dem Halbfinaleinzug bei der IIHF-Weltmeisterschaft 2021 in Riga einen Boom ausgelöst. Gegen Titelverteidiger Finnland möchte die DEB-Auswahl am Samstag (17:15 Uhr, Sport1) den Erfolgslauf fortsetzen.

Ein Mann steht dabei besonders im Mittelpunkt: Bundestrainer Toni Söderholm. Der 43-jährige ist selbst ein Finne und nahm als aktiver Spieler mit der finnischen Nationalmannschaft an drei Weltmeisterschaften teil.
Auch Assistenztrainer Ville Peltonen war finnischer Nationalspieler und gewann bei den Olympischen Winterspielen 2010 die Bronzemedaille. Nun stehen sie beide auf der anderen Seite. "Ich glaube, dass Toni und Ville gegen ihre Landsleute noch einmal extra motiviert sind", sagte der deutsche Nationalspieler Leon Gawanke am Freitag bei einer Pressekonferenz und fügte hinzu: "Sie werden uns schon richtig vorbereiten."

Bislang fand das Trainerteam um Söderholm, der die deutsche Nationalmannschaft seit Januar 2019 trainiert, meist den richtigen Matchplan.
Stürmer Marcel Noebels lobt den Coach in den höchsten Tönen: "Er ist vom Charakter her eher ein ruhiger Trainer. Egal in welcher Situation wir uns befinden, ob es nun gut oder schlecht läuft, er wird nie hektisch. Es gab nie eine Situation, in der man als Spieler den Eindruck hatte, jetzt wird plötzlich alles umgestellt. Er glaubt an die Jungs, die er aufs Eis schickt und an die Gruppe, die wir hier haben. Das ehrt ihn sehr."
Ein weiterer Vorteil ist nach Ansicht von Noebels, dass die aktive Zeit von Söderholm erst fünf Jahre zurückliegt: "Es ist noch gar nicht lange her, als er selbst noch gespielt hat. Er weiß, in welcher Situation jeder von uns ist. Damit geht er als Trainer gut um und macht uns das Leben dadurch deutlich leichter."
Deutschland und Finnland trafen bereits in der Gruppenphase aufeinander. Dabei setzten sich die Finnen mit 2:1 durch. Anton Lundell hatte die Skandinavier in Führung gebracht, ehe Korbinian Holzer im zweiten Spielabschnitt der Ausgleich gelang. Den Siegtreffer für Finnland erzielte Arttu Ruotsalainen.
"Es wäre mindestens ein Punkt für uns drin gewesen", erinnert sich Gawanke und schätzt die DEB-Auswahl aktuell stärker ein als beim ersten Duell. "Im Laufe des Turniers entwickelt man sich als Mannschaft. Das Gleiche gilt aber auch für die Finnen. Morgen ist ein Halbfinale. Da hat jeder noch einmal ein bisschen mehr Energie als in einem Vorrundenspiel."

Die Finnen verloren bei der Weltmeisterschaft bislang kein Match innerhalb der regulären Spielzeit. Lediglich gegen Kasachstan mussten sie sich nach Penaltyschießen geschlagen geben. Alle anderen Spiele gewann die Mannschaft von Trainer Jukka Jalonen. Dadurch belegte sie den zweiten Platz in der Gruppe B, hinter den USA und vor Deutschland.
Die Stärke der Finnen ist die Verteidigung: Das Team ließ bei den acht Auftritten während der WM nur zehn Gegentore zu. Beim Viertelfinal-Triumph gegen Tschechien war die extrem gut organisierte Defensive der Schlüssel zum 1:0.
Der finnische Torwart Jussi Olkinuora ist mit einer Save-Quote von 95 Prozent der zweitbeste Goalie der WM. Lediglich der US-Amerikaner Cal Petersen bietet mit 96,06 Prozent einen noch besseren Rückhalt. Allerdings hat auch Deutschland in Mathias Niederberger einen erstklassigen Schlussmann. 93,42 Prozent aller Schüsse konnte er parieren.
Die Offensive von Deutschland war bis dato mit 24 Treffern effektiver als der Angriff von Finnland, der 20 Tore zustande brachte. Dafür verfügen die Finnen über das bessere Powerplay. Deren Erfolgsquote in Überzahl beläuft sich auf 27,27 Prozent. Bei der DEB-Auswahl hingegen führten nur 15 Prozent aller Powerplays zum Tor.
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Mit Verteidiger Olli Maatta von den Los Angeles Kings und Spielmacher Ruotsalainen von den Buffalo Sabres stehen zwei NHL-Spieler im Aufgebot von Finnland. Deutschland hat in Tobias Rieder von den Buffalo Sabres, Lean Bergmann von den San Jose Sharks und Dominik Kahun von den Edmonton Oilers drei aktuelle NHL-Spieler im Kader. Dazu kommen noch die AHL-Akteure Gawanke und Tom Kuhnhackl, der jedoch ebenfalls über viel NHL-Erfahrung verfügt und schon zweimal den Stanley Cup gewonnen hat.
Im anderen Halbfinale kommt es zum nordamerikanischen Duell zwischen Kanada und den USA (Sa. 13:15 Uhr, Sport1). Beide Teams spielten, wie Deutschland und Finnland, in der Gruppe B. Die USA belegten wie erwähnt Platz eins, Kanada den vierten Rang. Beim ersten Aufeinandertreffen in der Gruppenphase hatten die US-Amerikaner wenig Mühe und gewannen souverän mit 5:1.
Im Viertelfinale haben beide Mannschaften überzeugt: Die USA verabreichte der Slowakei mit dem 6:1 eine Abreibung. Die Kanadier bezwangen die bis dahin überragenden Russen mit 2:1.
Die Top-Scorer von Kanada sind Connor Brown von den Ottawa Senators (2 Tore, 9 Assists) und Adam Henrique von den Anaheim Ducks (5 Tore, 5 Assists). Bei den US-Amerikanern waren Conor Garland von den Arizona Coyotes (5 Tore, 5 Assists) und Trevor Moore von den Los Angeles Kings (4 Tore, 4 Assists) bislang am erfolgreichsten in Sachen Scoring.