Bowman

Am 1. Januar 2017 eröffnete die National Hockey League mit dem Eröffnungsbully zum Scotiabank NHL Centennial Classic die Feierlichkeiten zur Jahrhundertsaison. Seit ihrer Gründung im Jahr 1917 sah die Liga zahlreiche Kultpersönlichkeiten.
Während der Saison 2017 wird euch NHL.com/de mit zahlreichen Stories über die vergangenen 100 Jahre versorgen.

In dieser Ausgabe präsentieren wir euch Schlüsselfiguren der Ligageschichte. Von Gründern und Wegbereitern des Sports bis zu Pionieren der Neuzeit. Macht euch mit den Legenden vertraut, die unwiderrufliches für diesen großartigen Sport geleistet haben. Heute: Scotty Bowman.
Wenn sich jemand mit der begehrtesten Trophäe im Eishockeysport auskennt, dann Scotty Bowman. Sein Name steht 14 Mal auf dem Stanley Cup. Neun Titel errang er als Trainer, fünf weitere als Verantwortlicher.
Der am 18. September 1933 geborene ist der womöglich erfolgreichste und einflussreichste Trainer der Eishockeygeschichte. Obwohl er es als aktiver Spieler nie über die Minor Leagues hinausschaffte und seine Karriere wegen eines erlittenen Schädelbruchs ein frühes Ende nahm, kam Bowman als Coach zu Weltruhm.
Unter seiner Regie gewannen die Montreal Canadiens in den siebziger Jahren nicht weniger als fünf Stanley Cups. Gespickt mit Superstars wie Guy Lafleur, Pete Mahovlich, Ken Dryden oder Larry Robinson war das ostkanadische Team seinerzeit eine Institution. Vermessen wäre es jedoch zu behaupten, Bowman hatte einen leichten Job.

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Kaum sonst wo sind die Ansprüche an die Mannschaft und den Trainer ähnlich hoch gesteckt wie in der frankokanadischen Metropole. Noch stärker als heute, war das Umfeld in Montreal damals eines der unruhigsten der Liga. Alles andere als ein Gewinn des Stanley Cups wurde bei den Canadiens der siebziger Jahre als fürchterliches Scheitern wahrgenommen.
Doch Bowman steuerte die Canadiens sicher durch die rauen Fahrwässer und bescherte ihnen fünf Titelgewinne -- vier davon in Folge.
Bowmans Geschichte beginnt jedoch schon einige Jahre vorher. Sein erstes Traineramt in der NHL übernahm er zur Saison 1967/68. Als Assistenztrainer der St. Louis Blues stand Bowman zum ersten Mal bei einem NHL-Spiel an der Bande. Keine zwei Monate später war Bowman der tonangebende Mann. Nach einem schwachen Saisonstart warf Blues-Cheftrainer Lynn Patrick das Handtuch und der damals 34-jährige Bowman übernahm.
Unter Bowmans Regie leckten die Blues, die in der erst dritten Saison ihres Bestehens waren, Blut und spielten sich in einen wahren Rausch. Letztendlich zogen sie in das Stanley Cup Finale ein, wo sie jedoch gegen die Canadiens aussichtslos waren und gesweept wurden.
In den darauffolgenden Jahren mauserten sich die Blues unter Bowman zu einem Topteam in der Western Conference. Die Spielzeiten 1968/69 und 1969/70 beendeten sie jeweils auf dem ersten Platz im Westen, zogen jedoch im Stanley Cup Finale stets den Kürzeren.

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Nachdem Bowmans Zeit in St. Louis aufgrund eines Zerwürfnisses mit den Mannschaftseigentümern während der Saison 1970/71 ein Ende nahm, heuerte dieser zur darauffolgenden Spielzeit bei den Canadiens an.
Obwohl er die Canadiens nicht zur Titelverteidigung führen konnte, sollte das Engagement in Montreal eine Erfolgsgeschichte werden. Bereits im darauffolgenden Jahr führte er die Habs wieder zur Meisterschaft. Nach zwei eher ernüchternden Jahren, mit zeitigem Playoff-Ausscheiden, sollte sich der Erfolg gegen Ende des Jahrzehnts wieder einstellen.
Unter Bowman reiften die Canadiens zu einer regelrechten Dynastie und durften zwischen 1976 und 1979 vier Meisterschaften in Folge feiern. Erneut waren es Differenzen mit den Teambesitzern, die Bowman nach seiner fünften und letzten Meisterschaft in Montreal zum Rücktritt bewegten.
Zwölf Jahre sollten dann verstreichen, bis Bowman seinen nächsten Titel als Trainer holen konnte. 1990 stieg Bowman in der Funktion des Directors of Player Development in die Organisation der Pittsburgh Penguins ein. Im Jahr darauf übernahm er vom mittlerweile schwer erkrankten Meistertrainer der Penguins Bob Johnson das Traineramt und verteidigte dessen NHL-Titel.
Zu diesem Zeitpunkt war Bowman längst zur Trainerlegende geworden. Auch wenn er in den achtziger Jahren als Übungsleiter der Buffalo Sabres keine großen Erfolge feiern konnte, war er mittlerweile eine Institution im Eishockey und gern gesehener Experte im Fernsehen.

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Im Sommer 1993 nahm Bowman eine neue Herausforderung an und wechselte zu den Detroit Red Wings. Bowman bewies erneut ein glückliches Händchen und stellte sich einen formidablen Kader mit Meisterschaftspotential zusammen.
Mit Bowman an der Bande waren die Red Wings das dominierende Team der Central Division und Dauergast in den Stanley Cup Playoffs. Neun Jahre lang blieb Bowman den Red Wings treu und holte in den Jahren 1997, 1998 und 2002 jeweils den Stanley Cup.
Wie er später erzählte, war der Titelgewinn 2002 für ihn ähnlich emotional wie der erste 1973. Schon während der Saison 2001/02 fasste Bowman die Entscheidung, dass diese seine letzte als Trainer sei und mit seiner neunten NHL-Meisterschaft machte er sich das größte Abschiedsgeschenk selbst.
Auch wenn sich Bowman, der mit 1.244 Siegen der erfolgreichste NHL-Trainer aller Zeiten ist, ein paar Jahre Auszeit vom Profigeschäft nahm, bis ins hohe Alter bleibt er seinem Sport treu. Im Jahr 2008 nahm er ein Angebot der Chicago Blackhawks an und wirkte bei den Stanley Cup Gewinnen 2010, 2013 und 2015 jeweils als Berater mit.