BruinsCelebrate

Manchmal braucht es eine besondere Einzelaktion, um ein Spiel in eine völlig neue Richtung zu lenken. So war es auch in Spiel 4 der ersten Runde der Eastern Conference in den Stanley Cup Playoffs zwischen den Boston Bruins und den Carolina Hurricanes. Nach 48 Minuten lagen die Bruins mit 0:2 zurück. Es schien für sie eines dieser Spiele zu sein, in dem alles gegen einen läuft.

Während die Hurricanes höchst effektiv agierten, war den Bruins jegliche Treffsicherheit abhandengekommen - bis es eben zu jener besonderen Einzelaktion kam. Jake DeBrusk war im gegnerischen Drittel schneller am Puck als Verteidiger Haydn Fleury. Er legte sich die Scheibe nach links vor, flog über Torwart James Reimer und traf im Fallen zum 1:2. Dieses Tor gab der gesamten Mannschaft einen Impuls.

Was danach geschah, ist fast schon historisch: Die Bruins benötigten nur 6:51 Minuten, um vier Tore zu erzielen und das Spiel somit komplett zu drehen. Am Ende gewannen sie mit 4:3. Besonders beeindruckend: Es war der sechstschnellste Playoff-Viererpack der Franchise-Geschichte. Erst zum fünften Mal überhaupt gelang es den Bruins in einem Playoff-Spiel, sich bei einem Rückstand mit mindestens zwei Toren im dritten Drittel den Sieg herauszuspielen.

Bruins bezwingen Hurricanes mit vier Toren im 3.

Stellt sich die logische Frage: Was gab Trainer Bruce Cassidy der Mannschaft vor Beginn des Schlussdrittels mit auf den Weg? "Nur ein paar kleine Veränderungen", antwortete er. "Ansonsten haben wir einfach unser Spiel weitergespielt und in der Offensive Druck gemacht. Wir hatten zuvor einige Probleme, haben einfach kein Tor gemacht. Also muss man in der Offensive sehr aktiv sein. Das hat zu unseren Gunsten auch geklappt."

DeBrusk war der entscheidende Mann. Er hatte mit dem Anschlusstreffer nicht nur die Aufholjagd eingeleitet, sondern sorgte mit seinem Tor zum 4:2 auch für die Vorentscheidung. Brad Marchand, der zum 3:2 traf, sagte: "Das Spiel und das Tor, das Jake und seine Reihe gemacht haben, gaben uns eine Menge Energie. Nach diesem Treffer lief es bei uns rund. Wenn dadurch neues Leben in die Mannschaft kommt, sind wir sehr gefährlich."

In der öffentlichen Wahrnehmung mag DeBrusk, der Erstrunden-Pick von 2015, teilweise zu kurz kommen. In den Playoffs allerdings entwickelt er sich zum Schlüsselspieler. Seit seinem Playoff-Debüt 2018 erzielte er bereits 13 Postseason-Tore. Lediglich Patrice Bergeron (16), David Pastrnak (16) und Marchand (16) trafen im gleichen Zeitraum häufiger für die Bruins.

DeBrusk selbst gibt sich bescheiden: "Jedes Mal, wenn man zu einem Sieg etwas beitragen kann, ist es einfach toll. Für mich war es das Wichtigste, zu meinem Spiel zu finden und dem Team zu helfen." Nachdem er in den ersten sechs Playoff-Spielen dieser Saison lediglich ein Tor zustande bekam, scheint er nun an seine Form der vergangenen beiden Jahre anzuknüpfen.

BOS@CAR, Sp4: DeBrusk bezwingt abtauchenden Reimer

Ähnliches trifft praktisch auf die gesamte Mannschaft zu. In der Platzierungsrunde gab der Vorjahres-Finalist noch ein schwaches Bild ab: Niederlage gegen Philadelphia, Niederlage gegen Tampa Bay, Niederlage gegen Washington. Doch das Wichtigste ist: In der K.o.-Runde zeigt Boston ein anderes Gesicht und tritt ähnlich souverän wie im Vorjahr auf.

Die Bruins führen in der Serie gegen die Hurricanes nun mit 3:1. Spiel 5 am Mittwoch (4 p.m. ET; 22 Uhr MESZ, NHL.tv) bietet die Gelegenheit, den Einzug in die zweite Runde der Playoffs perfekt zu machen.

Die jüngste Partie gegen Carolina auf beeindruckende Art gedreht zu haben, dürfte der Mannschaft weiter Auftrieb geben. "Wir haben eine Menge Charakter in unserem Team", sagte Marchand über den Comeback-Sieg im Schlussdrittel. "Wir hatten nicht vor, gleich in der ersten Minute dieses Spielabschnitts die Partie zu drehen. Wir sagen immer, dass das ein Prozess ist und alles aufeinander aufbaut. Wir hatten einfach einen großen Willen und haben unser Spiel gespielt. Wenn wir das so machen, hat es jeder Gegner schwer gegen uns."

Das trifft vor allem zu, wenn Superstar David Pastrnak bald wieder aufs Eis zurückkehrt. Der teaminterne Top-Torjäger und Top-Scorer der Bruins konnte verletzungsbedingt in den vergangenen drei Partien nicht mitmischen. Vor dem gestrigen Spiel hatte Trainer Cassidy noch Hoffnung geschürt und die Einsatzchance als 50:50 bezeichnet. Schlussendlich übernahm erneut Anders Bjork seine Rolle. "Man kann David aber nicht ersetzen", weiß Cassidy. Die Hoffnung, dass Pastrnak zum nächsten Spiel zurückkehrt, ist groß.

Und wenn nicht? Dann muss vielleicht erneut ein anderer Akteur für die besondere Einzelaktion sorgen.