Chara Bergeron BOS CAR

"Als Spieler möchtest du das kein zweites Mal erleben. Dieses Gefühl ist wahrlich kein Vergnügen." Mark Recchi war einer jener Protagonisten, der im TD Garden von Boston mit auf dem Eis stand, als die Boston Bruins am 14. Mai 2010 zuhause Spiel 7 gegen die Philadelphia Flyers verloren und einen schon sicher geglaubten Einzug in das Eastern Conference Finale noch aus der Hand gaben. Mit 3:0 waren sie in der Zweitrundenserie bereits vorne gelegen und in diesem entscheidenden siebten Aufeinandertreffen hatten sie nach einer knappen Viertelstunde Spielzeit gar mit 3:0-Toren geführt.

Recchi, der im Jahr darauf mit den Bruins den Stanley Cup gewann und anschließend seine aktive Laufbahn beendete, musste sich keine Gedanken mehr darüber machen, dass ihm ein solches Missgeschick erneut widerfahren würde. Mit Verteidiger Zdeno Chara, Center Patrice Bergeron und Torhüter Tuukka Rask, dem Backup von Tim Thomas, dürften sich aber drei Spieler, die weiterhin das Gelb-Schwarze Jersey der Bruins tragen, detailliert an jenen Freitag im Mai erinnern. Die Emotionen, die sie durchleben mussten und von denen sie überwältigt wurden, sind immer noch allgegenwärtig - aber nur sobald sie darauf angesprochen werden.

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"Das ist für mich kein Thema mehr. Ich blicke nicht zurück sondern sehe nur die Gegenwart. Wir haben jetzt eine ganz andere Motivation. Jeder von uns ist anderweitig motiviert, je nachdem wie seine Karriere bisher verlaufen ist. Ich versuche für mich, immer das Beste zu geben. Man muss es genießen, dass man sich in dieser Situation befindet", weiß Chara mit seiner Erfahrung von 175 Playoff-Spielen zu berichten.
Auf den Tag genau neun Jahre nachdem seine Sportlerwelt zusammengebrochen war, bezwingt Boston die Carolina Hurricanes in Spiel 3 des Eastern Conference Finales mit 2:1-Toren. Alle drei Aufeinandertreffen mit dem Klub aus Raleigh gingen an die Bruins. Ihre 20. Stanley Cup-Finalteilnahme liegt nur noch einen weiteren Sieg entfernt. Doch was heißt schon 'nur'? Trotz aller berechtigter Euphorie über das bisher Erreichte, als Gebrandete wissen die Bruins allzu gut, dass der vierte Erfolg in den Playoffs der schwierigste ist.
"Wir werden mit der gleichen Mentalität in die kommende Partie gehen, wie wir sie schon in Spiel 2 und 3 hatten. Wir haben genug Kerle in unseren Reihen, die damit umzugehen wissen und den Jungen Tipps geben können", verneint Bostons Trainer Bruce Cassidy die Vermutung, dass der kommende Auftritt auf eine leichtere Schulter genommen werden könnte.
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Bostons Routiniers werden das Ihrige leisten und den Kollegen in der Kabine zu berichten wissen, wie leicht ein vermeintlich sicherer Vorsprung schmelzen kann, sobald man nicht zu Einhundertprozent bei der Sache ist. Ganz im Glauben es wird schon nichts mehr passieren.
"Wir wären also gut beraten nicht das Ganze zu sehen, sondern uns nur auf die nächste Begegnung zu konzentrieren, das würde der Angelegenheit [den vierten Sieg einzufahren] dienlich sein", hat Chara einen Rat parat.
Tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit mit einer Erfolgsquote von 1,9 Prozent (4 von 213) äußerst gering, dass eine Mannschaft einen 0:3-Serienrückstand noch zu ihren Gunsten wendet, doch zu zwei der vier Playoff-Wunder (1942, 1975, 2010, 2014) in der 102-jährigen NHL-Geschichte kam es in den letzten neun Jahren. Jüngst war dies 2014 der Fall als in der ersten Runde der Western Conference die Los Angeles Kings die als Favoriten angetretenen San Jose Sharks düpierten.

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Carolinas Teamkapitän und dreifacher Stanley Cup Champion (2006, 2012, 2014) Justin Williams war in Diensten der Kings vor fünf Jahren dabei, als das vermeintlich Unmögliche realisiert wurde und dürfte als warnendes Beispiel für die Bruins dienen, nicht übermütig zu werden.
Die vielleicht schon serienentscheidende vierte Partie des Eastern Conference Finales zwischen den Bruins und den Hurricanes findet am Donnerstag erneut in der PNC Arena von Raleigh statt (8:00 p.m. ET; NBCSN, CBC, SN, TVAS, NHL-TV).