Bonino, Hagelin, Kessel beste Reihe der Penguins
von Dan Rosen
PITTSBURGH -- Als Mike Sullivan, Coach der Pittsburgh Penguins, vor der dritten Partie gegen die Washington Capitals eine Frage zu seiner zweiten Reihe beantworten sollte, geriet er kurz ins Grübeln. "Wen meinen Sie genau mit der zweiten Reihe?" wollte Sullivan von dem Reporter wissen. Der sagte, dass er von der Formation mit Center Nick Bonino, Rechtsaußen Phil Kessel und Linksaußen Carl Hagelin spreche. "Oh", entfuhr es Sullivan – immer noch ein wenig verdutzt.
Sullivan gab zu, dass er einen Moment zum Nachdenken brauchte, weil er die Reihen der Pinguins gedanklich nicht nach eins, zwei oder drei sortiert. Das beweist mehr als alles andere, was Bonino, Kessel und Hagelin zuletzt geleistet haben, um die Angriffsreihen der Penguins auf ein gleichmäßiges Niveau zu heben. Bislang gab es für die meisten keinen Zweifel, dass Sidney Crosby als Center der ersten und Evgeni Malkin als sein Pendant in der zweiten Reihe fungiert. Doch seit die Bonino-Reihe so stark aufspielt, scheint das längst nicht mehr so eindeutig.
Die Kombination Bonino, Kessel und Hagelin sorgte in den ersten drei Partien gegen die Capitals jeweils für einen Treffer. Das starke Auftreten der drei Stürmer trug entscheidend dazu bei, dass die Penguins in der Serie mit 3-1 führen und die Capitals am Samstag (13:15 MEZ) in Spiel 5 im Verizon Center aus den Playoffs werfen können.
"Eine unserer Stärken ist sicherlich die Ausgeglichenheit in der Offensive. Jede Reihe ist immer für ein Tor gut. Das macht es schwer gegen uns zu spielen. Umgekehrt ist es gut für uns, weil wir uns nicht nur auf die Qualitäten von ein oder zwei Leuten verlassen müssen", sagt Sullivan.
Er selbst hat übrigens mit einer Umstellung zum Erfolg der Bonino-Reihe beigetragen. Unter dem früheren Coach Mike Johnston spielte Kessel anfangs der Saison zusammen mit Crosby und Malkin. Doch das funktionierte überhaupt nicht. Vielleicht weil Kessel vor allem dann aufblüht, wenn er mit einem Center auf dem Eis steht, der ihm viel Puckbesitz zugesteht. Crosby und Malkin sind jedoch selbst am besten, wenn sie die Scheibe oft und lange führen können. Oder - das ist zumindest die Theorie von General Manager Jim Rutherford - die drei Spieler waren zusammen zu verbissen, anstatt die Dinge einfach mal locker anzugehen.
Als Sullivan den Job an der Bande übernahm war klar, dass er mehr aus Kessel herausholen musste. In der Partie gegen die Columbus Blue Jackets am 21. Dezember stellte er ihn in eine Reihe mit Bonino und Chris Kunitz. Beim 5-2 traf Kessel zweimal, Bonino lieferte jeweils die Vorlagen. Es war zugleich Sullivans erster Sieg mit den Penguins.
Bonino und Kessel spielten einige weitere Begegnungen zusammen, mit Scott Wilson auf dem linken Flügel. Aber das Ganze war nicht dauerhaft von Erfolg gekrönt. Sullivan stellte mehrfach um. Mal lief Kessel wieder mit Malkin auf, mal mit Hagelin, nachdem dieser am 18. Januar von den Anaheim Ducks verpflichtet worden war. Doch immer wieder hatte Kessel zu kämpfen.
Als sich Malkin am 11. März eine Verletzung zuzog, mischte Sullivan für das Match gegen die New York Rangers erneut durch. Bonino, Kessel und Hagelin stürmten wieder zusammen. Es war die Initialzündung für eine unglaubliche Serie, mit der sich die Penguins letztlich die Teilnahme an den Playoffs sicherten. Die drei Stürmer schossen in den letzten 15 Partien zusammen 17 Tore und erzielten 43 Punkte. 13-2 lautete die eindrucksvolle Matchbilanz in dieser Phase.
In den Playoffs knüpfte die Reihe nahtlos an die guten Leistungen zum Ende der Hauptrunde an. Sieben Tore und 22 Punkte stehen für sie bislang zu Buche. Sieben ihrer neun Auftritte in den diesjährigen Playoffs haben die Penguins gewonnen. Ein Sieg fehlt noch zum Einzug ins Finale der Eastern Conference.
"Wir ergänzen uns gegenseitig", sagt Hagelin über seine Reihe. "Die Mischung stimmt. Nick ist ein extrem schlauer Spieler. Er nimmt Pässe in der Mitte auf und gewinnt Zweikämpfe. Phil hat einen ordentlichen Schuss und ist ein sehr guter Skater. Zugleich ist er gut am Puck. Ich selbst versuche nur rauszugehen und mit meiner Schnelligkeit die Scheibe zu erobern."
Dass Kessel an der Seite von Bonino Erfolg hat, sollte eigentlich keine Überraschung sein. Als er mit Tyler Bozak bei den Toronto Maple Leafs spielte, lief es ähnlich gut. Bozak war wie Bonino ein Center, der Kessel genügend Freiraum lässt, seinen Job zu erledigen. "Wenn ich raus gehe, will ich auch den Puck haben, am liebsten in guten Situationen. Das will doch jeder", sagt Kessel.
Bonino und Hagelin sorgen mit ihrem spezifischen Spiel dafür, dass die gegnerischen Verteidiger oft zurückweichen müssen. Dadurch hat Kessel mehr Platz, um sich zu entfalten. "Es ist gut zu wissen, dass ich Jungs mit derartigen Fähigkeiten an meiner Seite habe. Das macht es leicht für mich, sie anzuspielen und in aussichtsreiche Positionen für den Torabschluss zu bringen", sagt Bonino über seine Nebenleute.
Inzwischen haben die drei Angreifer so oft getroffen, dass die Hierarchie der Penguins-Sturmreihen nicht mehr zu erkennen ist und selbst der Trainer den Überblick über die richtige Reihenfolge verloren hat.