Blues sind auf der Suche nach Beständigkeit
von Amalie BenjaminSAN JOSE – Troy Brouwer, seines Zeichens Stürmer der St. Louis Blues, schwang sich über die Bande. Doch anstatt sich zu setzen, drosch er voller Verzweiflung mit seinem Stock auf die Auswechselbank ein: einmal, zweimal, dreimal. Zehn Minuten waren da noch im letzten Drittel zu spielen. Brouwer hatte kurz zuvor den Pfosten getroffen. Das Tor der Sharks schien einmal mehr wie vernagelt.
Daran sollte sich auch in den letzten Minuten nichts mehr ändern. So gab es am Ende mit dem 3-0 im SAP Center am Donnerstag (Ortszeit) den zweiten Shutout in Folge für die Sharks. Sie führen nun in der Finalserie der Western Conference mit 2-1.
Für Blues-Coach Ken Hitchcock ist das aber kein Grund zur Resignation. „Es steht erst 1-2. Wir brauchen nur vier Spiele gewinnen. Das ist gar nichts“, brummte er einen Reporter nach dem Spiel an.
Sorgen bereitet den Blues jedoch die Tatsache, dass sie in den ersten drei Partien der Serie nicht gut gespielt haben. Sie erzielten lediglich zwei Tore. Der letzte Torjubel erklang vor genau 150:45 Minuten. „Wir haben einfach nicht genug Chancen herausgespielt, um Sharks-Goalie Martin Jones in Verlegenheit zu bringen. So hat er Save um Save gemacht. Das wäre alles anders, wenn wir unser Spiel spielen würden“, resümierte Blues-Kapitän David Backes.
„Auf diese Art und Weise gewinnen wir nichts. Wir müssen zurückfinden zu unseren Methoden und Wegen“, fügte er hinzu. „Wenn uns das gelingt, werden wir wieder Erfolg haben. Wir werden daran arbeiten, wieder stärker als Einheit aufzutreten und endlich die Torflaute zu beenden. Und wenn es ein dreckiges Tor ist – völlig egal.“
Alex Pietrangelo, Verteidiger der Blues, ist ebenfalls ernüchtert. „Es ist hart zu gewinnen, wenn man nicht trifft“, sagte er ironisch. „Wir brauchen endlich gute Strategien, mit denen wir uns mehr Gelegenheiten erarbeiten und diese auch in Tore ummünzen.“
Die Frage lautet: Wie? Wie schaffen das die Blues? Wie können sie ihr Problem lösen?
„Ein großer Fehler wäre es jetzt in unserer Lage, in der Offensive blind drauf loszurennen“, sagte Hitchcock auf die Frage nach der richtigen Spielstrategie. „Klar müssen wir mehr Tore schießen. Aber auf dem Weg dorthin gibt es Zwischenschritte zu erledigen. Darüber sollten wir zunächst reden. Wenn wir das nicht tun, erleben wir im nächsten Spiel dasselbe in Grün.“
Die Ladehemmung der Blues hat in der Tat bedenkliche Züge angenommen. Keiner der Top-Leute, die noch in den vorangegangenen Serien gegen die Chicago Blackhawks und die Dallas Stars von sich reden gemacht hatten, strahlt derzeit Gefahr aus. Das trifft auch auf Vladimir Tarasenko zu, der in der Hauptrunde 40 Treffer erzielte.
„Das was ihm helfen würde, können wir ihm leider nicht geben – mehr Erfahrung“, meint Hitchcock. „Wie jeder junge Spieler muss auch er erst seine Lektionen lernen und sich durchbeißen. Robby Fabbri oder Colton Parayko ergeht es genauso. Aber ich bin überzeugt, dass Vladi es packen wird und bald wieder Tore und Vorlagen liefert. Natürlich kann ich nicht genau abschätzen, wie lange es dauern wird.“
„Er entwickelt gerade ein Verständnis dafür, was es bedeutet, in einer solch wichtigen Phase der Saison wie dem Conference Finale zu spielen. Da braucht man 100 Prozent Einsatz“, so Hitchcock weiter.
Auch wenn die Blues alles versuchen, um Tarasenkos Lernprozess zu beschleunigen, bleibt ihr Einfluss in der Realität begrenzt. Er muss selbst herausfinden, wie er sich durch diese schwierige Zeit hindurch kämpfen kann, um mehr zur Offensive der Blues beizusteuern und endlich wieder mit Zählbarem auf dem Spielberichtsbogen zu erscheinen. Es steht außer Frage: Die Blues brauchen ihn. Aber nicht nur ihn.
Die Blues kamen in den letzten beiden Partien nicht schnell genug aus ihrer Verteidigungszone. Und vorne waren sie mit ihrem Latein oft am Ende. Sie brachten Jones kaum in Verlegenheit. Das werden sie aber bald tun müssen, wenn sie das Finale um den Stanley Cup noch erreichen wollen. Sie brauchen dafür mehr als eine gute Reihe oder eineinhalb Reihen, wie Backes es ausdrückte, um effektiv zu sein.
Wie sagte Pietrangelo? „Es ist hart zu gewinnen, wenn du keine Tore schießt.“