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Alles, oder nichts. Sieg oder Ausscheiden. Die Serie verlängern, oder früher als gewollt in die Sommerpause. So sieht es nun für die St. Louis Blues aus. Am Freitag steht das fünfte Spiel ihrer Serie gegen die Nashville Predators an und sie liegen nach vier Partien 3-1 zurück. Verlieren sie das nächste Spiel, ist der Traum vom Stanley Cup, der legendärsten, begehrtesten Trophäe im Eishockey, vorbei.

Die Predators haben vor allem dank ihres überragenden Torhüters Pekka Rinne und ihrer beeindruckenden Verteidiger, die nicht nur im eigenen Drittel gute Arbeit leisten, sondern auch in der Offensive unheimliche Gefahr ausstrahlen, bisher die Nase vorn. Doch auch bei den Blues ist Torwart Jake Allen in den Playoffs über sich hinaus gewachsen und die Verteidiger sind kompromisslos und Verteidigen hart und gut. In neun Playoffspielen hat man bisher 19 Tore kassiert, also ein Durchschnitt von 2,11. Das ist durchaus nicht schlecht.
Die Probleme sind eher am anderen Ende der Eisfläche zu suchen, im Angriff. St. Louis traf in den neun ausgetragenen Spielen der Endrunde selbst nur 19 Mal und belegt damit den letzten Platz aller noch aktiven Teams. Von diesen 19 Treffern gehen fünf auf das Konto der Verteidiger Colton Parayko (2) und Joel Edmundson (3) der eine der großen positiven Überraschungen der Playoffs ist. Die Angreifer hingegen kommen nur auf 14 Tore, 1,55 pro Spiel. In den letzten beiden Begegnungen, die man beide gegen die Predators verlor, brachten sie die Torsirene nur je ein Mal zum erklingen, im letzten Spiel durch, wie könnte es anders sein, Joel Edmundson.

"Wir müssen einen Weg finden, den Puck ins Netz zu bringen", sagte auch Blues Verteidiger Alex Pietrangelo. "Rinne macht gute Saves, er spielt stark. Beide Torhüter spielen wirklich gut. Wir müssen einfach einen Weg finden, ihn ein paar Mal zu schlagen. Das Powerplay muss besser werden."
Blues Stürmer Ryan Reaves, dessen Aufgabe weniger das Tore schießen ist, sondern eher den Gegner mit seinem harten physischen Spiel zu zermürben, sieht nach der jüngsten 2-1 Niederlage wenigstens Licht am Ende des Tunnels.
"Ich denke, wir haben über weite Strecken ziemlich gut gespielt. Wir hatten mehr Torschüsse. Wir müssen Rinne mehr auf die Pelle rücken, mehr Leute vor das Tor bringen. Wir haben kein schlechtes Spiel geliefert. Wir hatten ein paar gute Phasen. Wir müssen natürlich viel mehr unserer Chancen nutzen, aber wir können viel positives mitnehmen und haben jetzt ein Heimspiel und gehen wieder an die Arbeit."
In der regulären Saison lag man mit 233 Treffern (2,84 pro Spiel) immerhin noch im oberen Mittelfeld der Liga auf Platz 12. Doch während sich in der Hauptrunde noch jeder mal feiern lassen durfte, kamen in den letzten neun Partien nur relativ wenige Spieler in diesen Genuss. In den 82 regulären Spielen trafen 26 Spieler für die Blues, in den Playoffs lediglich neun (zwei Verteidiger, sieben Stürmer). Und auch die Spitzenkräfte in der Offensive der Blues liefern nicht, was viele von ihnen erwarten.

Der Superstar in Diensten des Teams, Vladimir Tarasenko, normalerweise eine Tormaschine, die jedem Torwart die Knie schlottern lässt, traf bisher nur drei Mal. Während der Saison mussten die Torhüter wegen ihm ganze 39 Mal hinter sich greifen und das hat man in der NHL mittlerweile als normal akzeptiert. In den letzten drei Spielzeiten verbuchte er 116 Tore (37, 41, 39) und ist damit der zweitbeste Torschütze während dieser Zeitspanne. Nur Alex Ovechkin traf öfter. Mister Zuverlässig lässt aber noch auf sich warten. Mit seinen drei Toren liegt er zusammen mit Alexander Steen, Jaden Schwartz und Edmundson auf Platz eins des Teams. Im Vergleich dazu hat der beste Torschütze der Playoffs, Jake Guentzel, sieben Treffer. Ihm folgen Jakob Silfverberg, Jean-Gabriel Pageau (je 6) und Ryan Getzlaf (5).
Erschwerend kommt hinzu, dass Alexander Steen, der mit drei Toren und sieben Punkten zusammen mit Schwartz der punktbeste Stürmer und eine der Schlüsselfiguren des Teams ist, das Stadion nach dem letzten Spiel mit einer Schiene am Bein verließ. Er hatte einen Schuss von Roman Josi geblockt, kam nur schwer wieder auf die Beine und verschwand in der Kabine. Sollte er für das Entscheidungsspiel ausfallen, wäre das ein extrem schwerer Verlust für die Blues.
Kommen die Offensivwaffen einmal in Gang, dann haben die Blues gute Chancen sich in Spiel fünf zumindest eine Galgenfrist zu erarbeiten. Allein ein Vladimir Tarasenko kann ein Team im Alleingang aus der Halle schießen, wenn er in Topform ist. Doch sollten sich die Ladehemmungen weiter fortsetzen, stehen die Chancen schlecht und die Blues dürften dann früher als gewünscht in den Urlaub gehen. Man kann sich nicht immer darauf verlassen, dass Edmundson die Sache regelt.