Raffl

NHL.com/de hat sich kürzlich mit einigen Spielern aus der Liga unterhalten, um einen Einblick in breit gefächerte Themen zu bekommen. In dieser Ausgabe schreibt Robin Patzwaldt über besondere Angewohnheiten oder Gegenstände, die das zwangsläufig zeitweise aufkommende Heimweh europäischer Spieler in Nordamerika zu mildern helfen:

In Nordamerika Eishockey spielen zu dürfen, ist für fast jeden jungen Spieler aus Europa ein großer Traum. Dessen Verwirklichung bedeutet allerdings auch immer einen gravierenden Einschnitt in das Leben - alles ist neu, alles ist anders als zu Hause.
Es verwundert nicht, dass die meisten zeitweise unter Heimweh leiden. Die monatelange Trennung von Heimat, Familien und Freunden aus den Jugendtagen fällt nicht jedem leicht.
Dem Schweizer Magazin 'Watson.ch' berichtete die tschechische NHL-Legende Jaromir Jagr aus der Anfangsphase seiner Karriere: "Ich habe kaum die Chance, mit meinen längsten Freunden zu sprechen. Manchmal wünschte ich mir, ich könnte die Tschechoslowakei in die USA bringen. Dann wäre ich der glücklichste Mensch der Welt."
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Inzwischen, im Zeitalter des Internets und der Sozialen Medien, ist das Aufrechterhalten sozialer Kontakte längst nicht mehr so kompliziert und kostspielig wie noch vor einigen Jahren. Gleichwohl müssen Spieler aus Europa in Nordamerika auf einige liebgewonnene Aspekte des täglichen Lebens verzichten.
Der Österreicher Michael Raffl, der seit dem Jahre 2013 für die Philadelphia Flyers an der Ostküste der USA spielt, bestätigte gegenüber 'kleinezeitung.at' unumwunden: "Fast neun Monate lebe ich aus dem Koffer, mit unzähligen Flügen zwischen den Spielorten. Ich würde es nicht als Heimweh bezeichnen, doch mir fehlt Villach schon sehr. Die Familie, die Freunde, das Essen - oder die Kleinigkeiten des Alltags aufgrund der völlig anderen Kultur."

Ähnlich empfindet der Schweizer Nino Niederreiter. Während der Sommerpause wohnt der Topstürmer, der bei den Minnesota Wild ein Jahresgehalt von rund 5,25 Millionen Dollar bezieht, wieder ganz bescheiden im Kinderzimmer seines Elternhauses. Den Kollegen von 'Blick.ch' berichtete er vor wenigen Wochen: "Hier fühle ich mich nach wie vor am wohlsten. Ich genieße jeden Tag mit meiner Familie. Zumal meine Mama eine überragende Köchin ist."
Dass man auch nach Lieblingsgerichten Heimweh haben kann, deckt sich mit dem, was europäische Spieler uns gegenüber kürzlich in Schweden sagten. Sebastian Aho von den Carolina Hurricanes freut sich beispielsweise in Raleigh neben Besuchen von Freunden und Familie ebenfalls auf sein Lieblingsessen. "Spezielle Gegenstände von daheim habe ich dort nicht mit dabei. Doch wenn meine Mutter uns in North Carolina besuchen kommt, dann kocht sie immer für uns. Das schmeckt ganz anders. Sie ist eine wirklich tolle Köchin. Besonders wenn sie Elch für uns zubereitet, was eine traditionelle finnische Speise ist. Das ist ein ganz großer Höhepunkt."
Für Oliver Ekman-Larsson von den Arizona Coyotes geht die Heimatliebe ebenfalls in erster Linie durch den Magen. "Ich koche selber recht viele schwedische Gerichte. Das gibt mir immer ein wohlig vertrautes Gefühl. Außerdem telefoniere ich täglich mit der Familie in Europa."

Zumindest etwas Greifbares hat Gabriel Landeskog von den Colorado Avalanche mit in seine US-Wahlheimat gebracht. "Ich habe viele Fotos im ganzen Haus verteilt. Es ist zwar nicht so, dass ich das unbedingt bräuchte, doch es ist immer schön, wenn man ein Stück Heimat in seinem neuen Leben hat. Auch ein paar kleine Geschenke von früher habe ich dort untergebracht. Zum Glück ist es in den modernen Zeiten recht einfach, sich mit daheim in Verbindung zu setzen. Ich greife schnell zum Telefon und spreche mit Leuten zu Hause. Das reicht mir dann schon." Er sei nicht auf Gegenstände, die ihn an Daheim erinnern, angewiesen: "Das ist mit den vielen Auswärtsspielen auch schwierig. Wir sind eine Menge unterwegs. Einige Teamkameraden haben auf diesen Reisen Fotos von Familienmitgliedern mit dabei. Derzeit mache ich das noch nicht. Mir reicht es, wenn wir regelmäßig telefonieren können. Wir denken ja ohnehin häufig aneinander."
Zu der eher weniger zu Heimweh neigenden Kategorie von NHL-Spielern zählt offenkundig der deutsche Nationalspieler Tobias Rieder, der erst im Sommer von den Los Angeles Kings aus Südkalifornien zu den Edmonton Oilers nach Kanada wechselte. "Ich kenne einige Leute, die spezielle Gegenstände von zu Hause mit nach Amerika genommen haben. Selber habe ich das jedoch nicht gemacht. Am meisten vermisse ich das vertraute Essen von früher. Es gibt im Laufe des Jahres durchaus ein paar Tage, an denen man beklagt, dass man die liebgewonnenen Menschen von zuhause schon so lange nicht mehr gesehen hat. Doch insgesamt habe ich mich mit der Zeit recht gut daran gewöhnt."

Deutsche, die im Ausland wohnen, vermissen überdurchschnittlich häufig das vertraute, gute deutsche Brot. Dass das Eishockeyspielern genau so geht, ist aktuell in einem Video des Deutschen Eishockeybundes, das derzeit bei Youtube eingestellt ist, sehr schön zu sehen. Es zeigt Dominik Kahun, den zukünftigen Center von den Chicago Blackhawks, bei einem Heimatbesuch in Weiden. Als Abschiedsgeschenk wird Kahun ein deutsches Brot mit auf den Weg in das ferne Chicago gegeben.