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Einfach mal vors Netz bringen! Thomas Vanek konnte sich nicht sicher sein, wo genau sich ein Mitspieler auf dem Eis befand, als er, mit dem Rücken zum Tor stehend, bei Überzahl die Scheibe unter Kontrolle brachte und sie blind in die Mitte bugsierte. Vom Bein eines Gegenspielers abgefälscht, landete der Puck auf der gegenüberliegenden Seite bei Sven Bartschi am linken Pfosten. Der Schweizer ließ sich nicht zweimal bitten und versenkte das Spielgerät hinter Sergei Bobrovsky im Kasten der Columbus Blue Jackets zum 1:1-Ausgleich.

Lässig drehte der 25-jährige Stürmer ab, nahm erst die Gratulationen seiner Kameraden auf dem Eis entgegen und ließ sich anschließend von den hinter der Bande aufgesprungenen Kollegen abklatschen.
Ein Szenario, das sich an einem Winterwochenende in den Eishockeyarenen dieser Welt hunderte Male abspielt: Powerplay, Scheibe läuft, Torwart aus der Position gebracht, freie Bahn, Eingeschlagen!

Wenngleich der unterkühlte Torjubel zunächst etwas anderes vermuten ließ, dieser Treffer war doch etwas spezieller. Die Vancouver Canucks reisten mit der Bürde von fünf Niederlagen in Folge, als Tabellenvorletzter der Western Conference, nach Ohio an. Nur in sechs ihrer 17 Auftritte seit Anfang Dezember (4-11-2) konnten sie mehr als zwei Tore erzielen, obwohl sie mit Rechtsaußen Brock Boeser einen jungen Stürmer in ihren Reihen wissen, der mit seinen 22 Saisontreffern (Platz sechs in der NHL-Torschützenliste) sogar ein Wörtchen um die Vergabe der Maurice 'Rocket' Richard Trophy mitreden kann.
Sehnlichst wurde die Rückkehr eines Baertschi erwartet, nachdem er mit acht Toren sowie neun Assists in den ersten 22 Partien einen super Saisonstart hingelegt hatte und gerade dabei war, seine Saisonbestleistung aus der Spielzeit 2016/17 (18 Tore, 17 Assists in 68 Partien) zu toppen.
Anschließend schlug das Verletzungspech bei den Canucks mit voller Wucht zu. Als Ersten traf es Center Brandon Sutter am 24. November. Im Heimspiel gegen die New Jersey Devils verletzte er sich an der Leiste. Als Nächster war Center Bo Horvat dran, der am 5. Dezember beim 3:0-Sieg gegen die Carolina Hurricanes die Partie vorzeitig verlassen musste. Vancouvers Cheftrainer Travis Green vermutete nichts Schlimmes: "Ich habe zwar noch keine neueren Informationen, doch es handelt sich nur um eine kleine Sache, aufgrund derer er nicht weiterspielen konnte." Eine Kernspintomographie brachte die Hiobsbotschaft: Bruch des Sprunggelenks - mindestens sechs Woche Pause!
Doch damit nicht genug: Beim Gastauftritt der Canucks am 9. Dezember in Calgary traf Baertschi ein Puck im Gesicht. Am kommenden Morgen stellte sich heraus, dass sich der Schweizer einen Kieferbruch zugezogen hatte und eine Operation vonnöten sein wird - vier Wochen Spielverbot!
Drei Ausfälle wichtiger Stürmer innerhalb von 14 Tagen konnten die Canucks nicht kompensieren und die Talfahrt, von Rang 9 - punktgleich mit dem in der Western Conference Sechstplatzierten - auf Platz 14 mit einem Rückstand von zehn Zählern auf einen Wildcard-Platz nahm ihren Lauf.

Mit der Rückkehr von Baertschi sieht Vancouvers Zukunft wieder etwas rosiger aus. Der Berner benötigte nur zwei Spiele, ehe er sich wieder als Torschütze auszeichnen konnte - früher als erwartet! Baertschi setzte sich nicht selbst unter Druck, ihm war klar, dass er nicht auf Anhieb zu seiner alten Form finden werde. Der Anfang ist jedoch gemacht: Die Canucks entführten mit 5:2 Toren beide Punkte aus der Nationwide Arena.
Wenn die Canucks in der Nacht von Sonntag auf Montag im Xcel Energy Center von St. Paul gegen die Minnesota Wild antreten, können sie vielleicht sogar wieder auf die Dienste von Sutter zurückgreifen und nach dem NHL All-Star Wochenende (27./28. Januar) dürfte auch Horvat wieder zur Verfügung stehen.
Vielleicht schlägt dann bald wieder das Eishockeyherz der Canucks-Fans aus Freude so schnell, wie am 4. November letzten Jahres, als Baertschi (3 Assists), Horvat (1 Tor, 3 Assists) und Boeser (3 Tore, 1 Assist) im Alleingang die Pittsburgh Penguins mit 4:2 vom Eis der Rogers Arena fegten.