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Auston Matthews beeindruckt in der Schweiz

von Stefan Herget

NHL.com/de wird in seiner Serie "Internationales Eis" im 14-tägigen Rhythmus über den Tellerrand der eigenen Liga hinausschauen und über Spieler bzw. Ereignisse aus Europa berichten. Der Fokus liegt auf der deutschen DEL, der Schweizer NLA und der österreichischen Erste Liga, aber auch Themen aus den skandinavischen oder osteuropäischen Ligen können im Mittelpunkt der Berichterstattung stehen.

Normal gehen Talente von Europa frühzeitig nach Nordamerika, um sich dort bereits in den Juniorenligen an die Lebensverhältnisse und die sportlichen Gegebenheiten (Regeln, Eisfläche etc.) in Übersee zu gewöhnen, sowie die zahlreichen Scouts auf sich aufmerksam zu machen. Es sollen schließlich am Ende irgendwann ein guter NHL Draft und ein hoch dotierter Vertrag in der NHL herausspringen.

Den umgekehrten Weg zu gehen und im Jahr vor dem NHL Draft in Europa zu spielen, das war bisher nicht denkbar, vor allem für ein Talent, das aus Nordamerika stammt und zu den Topfavoriten auf den ersten Zug im Jahr 2016 gilt.

Doch Auston Matthews hat den ungewöhnlichen Schritt gewagt und Anfang August einen Vertrag über ein Jahr beim Schweizer Erstligisten ZSC Lions unterschrieben. Der seiner Zeit noch 17-jährige US-Amerikaner überraschte, als die Meldung vom möglichen Transfer im Mai publik wurde, es dauerte aber fast drei Monate, bis er die Arbeitsgenehmigung für die Schweiz erhielt.

"Ich weiß, dass es kein traditioneller Wechsel ist, aber ich glaube für meine Entwicklung ist es eine wirklich gute Sache, hier in der Schweiz professionelles Eishockey zu spielen", sagte Matthews in einem Interview mit der Champions Hockey League Website. "Es wird mir wirklich helfen, mich zu entwickeln und ein Profi zu werden."

So ungewöhnlich die Vorgehensweise ist, so hat sie doch einige Vorteile, die zukünftig Nachahmer finden könnte. Zu Gute kommt Matthews, dass er nur wenige Tage zu jung war, um nicht schon für den NHL Draft 2015 berechtigt zu sein. Aber in der Schweiz bei den Männern mitzuspielen, anstatt in den USA oder Kanada in einer Juniorenliga aktiv zu sein, könnte den angestrebten Sprung in die NHL leichter machen. Nicht zuletzt dürfte das mit rund 400.000 Dollar festgesetzte Gehalt bei den ZSC Lions fürstlicher sein.

"Mein Ziel ist damit fortzufahren, besser und besser zu werden, mein Spiel abzurunden und besonders im kommenden Jahr weiterzukommen und bereit zu werden für den nächsten Schritt", sagte Matthews.

Aufgrund der Arbeitserlaubnis, die regelte, dass Matthews erst mit dem Erreichen der Volljährigkeit auflaufen durfte, musste er die ersten vier Saisonspiele zuschauen. Seit seinem Debüt am 18. September, einen Tag nach seinem 18. Geburtstag, hat das Talent gezeigt, warum er von den Scouts so hoch gehandelt wird.

In neun Spielen erzielte der in Scottsdale, Arizona geborene Matthews schon acht Tore und führt damit zusammen mit Cory Conacher vom SC Bernd die Torschützenliste der Nationalliga A an. Conacher hat jedoch indes schon vier Partien mehr auf der Habenseite.

Es ist also davon auszugehen, dass Matthews bereits in diesem Jahr nachweisen kann, dass er auf Männerniveau mithalten und sich beweisen kann. Das wird dazu führen, dass kaum ein anderer Name an Position 1 beim NHL Draft 2016 fallen wird.

"Ich versuche nur mich nicht darauf zu fokussieren”, sagte Matthews zum Druck als Nummer 1 gehandelt zu werden. "Ich habe meine eigenen Erwartungen an mich und an meine eigenen Limits, das ist am wichtigsten. Jede Erwartung, die andere an mich haben, wird von meinen noch bei weitem übertroffen."

Beeindruckt zeigt sich auch Thomas Roost, der Talente in der Schweiz und Deutschland für das NHL Central Scouting beobachtet und NHL.com über Matthews berichtete. "Matthews war der beste Spieler gegen den HC Davos, nicht nur in seiner Mannschaft, sondern auf dem Eis", erzählte er. "Alles sieht so einfach aus, wenn er den Puck hat. Er weiß, wann er beschleunigen und wann er langsam machen muss. Er weiß, wann er passen und wann er schießen muss."

Matthews erzielte im besagten Spiel gegen den amtierenden Meister zwei Tore und hatte damit wesentlichen Anteil am 3-2 Erfolg seiner Farben in der Neuauflage des Endspiels von der abgelaufenen Saison. Der Sieg hätte noch höher ausfallen können, weil er mindestens sechs hochkarätige Chancen vorbereitete, die seine Kollegen aber nicht in Tore ummünzten.

Dem vor allem ist geschuldet, dass Matthews bisher lediglich zwei Vorlagen auf dem Konto hat und in der Scorerliste nicht ganz vorne zu finden ist. "Ich glaube am Ende der Saison wird er mehr Assists als Tore haben, weil er ein exzellenter Vorbereiter ist", betonte Roost.

Wie viele ist es sein werden, ist nicht absehbar, aber den ZSC Lions ist mit seiner Verpflichtung ohne Zweifel ein Clou gelungen. Verbesserungspotenzial sieht Roost durchaus: "Vielleicht beim Bully und bei einigen Schusstechniken, obwohl ich seinen Handgelenkschuss jetzt schon wirklich mag. Er sieht stark aus, besonders wenn er den Puck führt. Er ist schwer davon zu trennen. Sein Überblick und seine Spielermacher-Qualitäten sind über dem Durchschnitt."

Mitspieler Roman Wick, der in den vergangenen Jahren der beste Scorer der Lions war, sieht seine neue Konkurrenz gelassen. "Er ist ein ganz bescheidener, ruhiger Typ, sehr professionell und natürlich unglaublich gut für sein Alter", beschreibt er Matthews auf dem Webportal sport.ch. "Ich habe meine Form noch überhaupt nicht gefunden und schlussendlich ist es auch nicht wichtig, wer Topscorer ist. Wir sind froh, denn es läuft bei uns offensiv unter anderem wegen ihm so gut."

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