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Seit dem 12. März pausiert die NHL wegen der Coronavirus-Pandemie. Die Liga verkündete am 26. Mai den Neustart mit 24 Mannschaften, die in einem neuen Format den Stanley-Cup-Sieger 2020 bestimmen werden. Die vier besten Teams der beiden Conferences sind für die Stanley Cup-Playoffs qualifiziert und spielen in einer Vorrunde ihre Platzierungen aus, während die jeweils weiteren acht in einer Qualifikationsrunde im Best-of-5-Modus die restlichen vier Teilnehmer an den Playoffs pro Conference ermitteln. In der heutigen Ausgabe: Die Analyse der Qualifikationsrunde zwischen den Carolina Hurricanes und den New York Rangers.

Direkter Vergleich der regulären Saison:
New York Rangers 4-0-0
7. November: Hurricanes 2:4 Rangers
27. November: Rangers 3:2 Hurricanes
27. Dezember: Rangers 5:3 Hurricanes
21. Februar: Hurricanes 2:5 Rangers
Offensive:
Die Trainer legen ja immer viel Wert auf die Absicherung des eigenen Tors. Vertraut man jedoch den Vorgaben der regulären Saison, dann wird das rote Licht hinter den Toren in diesen Duellen sehr oft leuchten. Die New York Rangers waren zum Zeitpunkt der Unterbrechung der Saison mit 233 Treffern in der Offensive das fünftbeste Team der Liga. Die Carolina Hurricanes rangierten mit 217 Toren auf Platz 15 und somit im Mittelfeld.
Die besseren Einzelkönner haben die Rangers in ihren Reihen. Artemi Panarin hat mit 95 Scorerpunkten (32 Tore, 63 Vorlagen) in 69 Spielen die Erwartungen, die wegen seines Megavertrags auf ihm ruhten, bislang erfüllt. Jetzt muss der Linksaußen auch in den Qualifikationsspielen abliefern. Der 28-Jährige, im vergangenen Sommer von den Columbus Blue Jackets nach Manhattan gekommen, hat in 27 Playoffpartien für einen Spieler seines Kalibers relative moderate neun Tore und 17 Assists vorzuweisen. In der vergangenen Spielzeit hat er bei den Blue Jackets aber mit fünf Toren und sechs Vorlagen in zehn Playoffpartien gezeigt, was er leisten kann.
Der zweite herausragende Akteur bei den Rangers ist Mika Zibanejad. Der Schwede ist mit 41 Toren aus 57 Spielen der beste Torjäger der Rangers. Dazu kamen noch 34 Vorlagen für den Center. Der 27-Jährige war allerdings erst dreimal in einer KO-Phase mit dabei. In 28 Partien hat er dabei auch erst vier Tore und 13 Assists zu Buche stehen.
Nach den beiden klafft bei den New Yorkern ein großes Loch. Ryan Strome folgt hinter Panarin und Zibanejad auf Platz drei der internen Scorerwertung mit 59 Punkten (18 Tore, 41 Vorlagen). Bisher noch hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist der finnische Rookie Kaapo Kakko. Zehn Tore und 13 Vorlagen aus 66 Spielen - da hatte man sich etwas mehr erwartet. Ein kleiner Silberstreif am Horizont: Chris Kreider könnte rechtzeitig wieder fit werden.
Bei den Carolina Hurricanes hängt alles von der ersten Sturmreihe ab. Center Sebastian Aho wird von Teuvo Teravainen (Rechtsaußen) und Andrei Svechnikov flankiert. Alle drei haben in den bisherigen 68 Partien regelmäßig und zuverlässig gescort. Aho (38 Tore, 28 Vorlagen, 66 Punkte) liegt knapp vor Teravainen (15-48-63) und Svechnikov (24-37-61). Wobei der Russe für die spektakulären Aktionen zuständig ist. Die Videos von seinen Toren im Lacrosse-Stil sind ein Hit im Internet und Vorbild für etliche Nachahmer.
Doch nach der Top-Reihe sieht es auch bei den Hurricanes relativ mau aus. Auf Platz vier der internen Scorerliste steht immer noch Dougie Hamilton. Er hat nur 47 Partien absolviert, dabei 40 Punkte (14 Tore, 26 Vorlagen) verbucht und ist außerdem verletzt.
Gegen die Rangers braucht die erste Reihe mehr Unterstützung. Zum Beispiel durch den Schweizer Nino Niederreiter. Der Erstrundenpick der New York Islanders, 2010 an fünfter Stelle gezogen, hat die Erfahrung von 54 Playoffspielen vorzuweisen und war auch im vergangenen Jahr Teil des Carolina-Teams, das es bis in das Conference-Finale geschafft hatte. Mehr als vier Tore hat er in einer Saison in den Playoffs allerdings noch nicht geschafft.

Top 10 Spielzüge der Rangers... bisher

Defensive:
220 Gegentore haben die Rangers kassiert. Nur Sieben Teams waren da in dieser Saison bislang schlechter. Jacob Trouba, im vergangenen Sommer von den Winnipeg Jets nach New York gekommen, hat mit sieben Treffern und 20 Vorlagen ordentliche Offensivwerte. Allerdings hat er auch mit minus zwölf eine suboptimale Plus/Minus-Bilanz. Er wird als Anführer der Abwehr vorneweggehen und die guten Jungen wie Adam Fox und Tony DeAngelo anleiten müssen. In diese Rolle kann auch Routinier Marc Staal schlüpfen.
Da sind die Hurricanes deutlich tiefer aufgestellt. Mit 193 Gegentoren hat die Defensive des Teams von Coach Rod Brind'Amour in der regulären Saison einen deutlich stabileren Eindruck hinterlassen. In Person von Joel Edmundson haben die Hurricanes einen Spieler in ihren Reihen, der in der vergangenen Saison mit den St. Louis Blues den Stanley Cup gewonnen hat. Dazu kommt mit Jaccob Slavin ein NHL All-Star, der mit plus 30 eine überragende Plus/Minus-Bilanz mitbringt. Und: Hamilton und Sami Vatanen werden von ihren Verletzungen zurückerwartet, wenn die NHL den Betrieb wiederaufnimmt.

Quinn referee

Torhüter:
Hier hat Rangers-Coach David Quinn die Qual der Wahl. Vertraut er Rookie Igor Shesterkin? Der Russe hat bei zwölf Starts eine super Bilanz von zehn Siegen und nur zwei Niederlagen bei einem Gegentorschnitt pro Spiel von 2,52 und einer Fangquote von 93,2 Prozent. Oder schickt er Alexandar Georgiev in das Rennen? Der designierte Nachfolger des Schweden Henrik Lundqvist kann bei 32 Starts in dieser Runde 17 Siege und 14 Niederlagen vorweisen, zweimal hat er seinen Kasten sauber gehalten. Oder setzt Quinn auf die Karte Erfahrung? Dann bekommt doch noch einmal der 38-jährige Schwede den Zuschlag. Er hat zwar die schwächsten statistischen Werte des Trios. Aber er bringt die Erfahrung von 128 Playoffspielen mit (zehn Shutouts).
Im Vergleich dazu dürfte Brind'Amour die Wahl deutlich leichter fallen. Der Tscheche Petr Mrazek dürfte als Nummer eins in das Duell mit den Rangers gehen. Bei 38 Starts hat er 21 Siege und 16 Niederlagen zu verzeichnen, dabei hat er dreimal kein Gegentor zugelassen. Auf drei Shutouts kommt auch Mrazeks Stellvertreter James Reimer. Er kann sich durchaus Chancen auf einen Einsatz ausrechnen, denn Mrazek ist nicht gerade für sein konstantes Spiel bekannt. Allerdings: Reimer hat trotz seiner 32 Jahre erst acht Einsätze in der K.o.-Runde auf dem Buckel (Sieben Starts).

Top-10-Spielzüge der Hurricanes …bis jetzt

Special Teams:
Das Powerplay der Rangers genügt mit 22,9 Prozent Erfolgsquote höheren NHL-Ansprüchen. Auch im Überzahlspiel sind die bekannten Namen in der Statistik ganz vorne. Zibanejad hat schon 15 Treffer in numerischer Überlegenheit erzielt. Ihn müssen die Hurricanes unbedingt unter Kontrolle bekommen. Panarin tritt hier weniger als Torschütze, denn als Vorbereiter in Erscheinung. 17 Vorlagen hat er in Überzahl schon gegeben.
Viel Luft nach oben war bei den Rangers dagegen in Unterzahl. Das Penalty Killing hatte nur eine Quote von 77,4 Prozent. Damit lag man ligaweit im hinteren Drittel. Das Rezept ist demnach ganz einfach: von der Strafbank wegbleiben.
Die Hurricanes können sich auch in Überzahl auf ihre Topformation verlassen. Teravainen (vier Tore, 17 Vorlagen), Svechnikov (sechs Tore, 14 Vorlagen) und Aho (acht Tore, neun Assists) führen die teaminterne Scorerwertung an. Allerdings hat niemand im Kader von Coach Brind'Amour im Powerplay zweistellig getroffen. Hier ist die Ausgeglichenheit der Trumpf der Canes. Die war immerhin für eine Erfolgsquote von 22,3 Prozent gut und damit nur marginal schwächer als die der Rangers.
Das Überzahlspiel ist gut, das Unterzahlspiel der Hurricanes aber ist noch besser. 84 Prozent Erfolgsquote sind Platz vier in der Liga. Das wird für Panarin und Co. eine harte Nuss zu knacken.
Trainer:
Als Trainer ist man in der NHL so oder so unter Druck. Und bei den New York Rangers steigt dieser Druck noch einmal. Für David Quinn ist es auch noch die erste Trainerstation in der Liga. In der vergangenen Saison mussten die Rangers bei der Titelvergabe zuschauen. Trotzdem durfte Quinn bleiben. Jetzt hat er mit Panarin einen echten Superstar im Team. Da steigen die Ansprüche. Allerdings hat er in dieser Saison eine blitzsaubere Bilanz gegen den kommenden Gegner: vier Spiele, vier Siege, dabei immer mindestens drei Tore geschossen.
Rod Brind'Amour beendete 2010 seine aktive Karriere bei den Hurricanes und wechselte danach sofort in die Funktionärsebene. Nach der Saison 2017/18 trat er die Nachfolge von Bill Peters als Trainer der Hurricanes an. Mit Erfolg. In der vergangenen Saison führte er Carolina ins Finale der Eastern Conference. Auf dem Weg dorthin bezwangen die Canes unter anderem Titelverteidiger Washington Capitals. Brind'Amour hat also schon gezeigt, dass er ein Team in den Playoffs weit bringen kann. Allerdings wachsen damit auch die Ansprüche.
X-Faktor:
Am 24. Februar wurde Brady Skjei von den New York Rangers zu den Carolina Hurricanes getradet. Sieben Spiele hat er seither erst für sein neues Team absolviert. Und jetzt kommt es gleich zum direkten Duell mit den alten Kameraden. Der Verteidiger wird besonders motiviert sein gegen sein ehemaliges Team. Und vielleicht kennt er ja das Geheimrezept, wie Panarin und Zibanejad erfolgreich auszubremsen sind.