Jagr_Gaudreau

An jedem Montag der Spielzeit 2017/18 wird NHL.com/de an dieser Stelle nach Themen suchen, welche etwas abseits des täglichen Spielgeschehens liegen und die Themen beleuchten, welche den Puls der Liga im Hintergrund bestimmen. Sportliche Krisen, ein intensiverer Blick auf die aktuellsten Themen der NHL, grundsätzliche Entwicklungen welche die Diskussionen derzeit bestimmen. Wir sorgen dafür, dass nichts davon unbeachtet bleibt.
Heute beschäftigen wir uns hier einmal näher mit den noch immer erfolgreichen Routiniers in der Liga.

Seit einigen Jahren wird regelmäßig darüber diskutiert, dass die NHL tatsächlich immer jünger zu werden scheint. Die besonders häufig umjubelten Stars sind inzwischen vielfach gerade einmal um die 20 Jahre alt. Auston Matthews von den Toronto Maple Leafs und Patrik Laine von den Winnipeg Jets gelten aktuell als Paradebeispiele. Auch der junge Schweizer Nico Hischier von den New Jersey Devils befindet sich in diesen Tagen beispielsweise extrem unter dem Brennglas vieler Fans und Medien.

McDavid-Matthews

Sie alle haben ein schier unglaubliches Talent, die Massen jubeln ihnen deshalb zu. Das Tempo, welches junge Stars in die Liga bringen, fasziniert uns alle entsprechend. In Anbetracht ihrer Darbietungen staunt die Öffentlichkeit vielfach schlicht über diese unglaubliche Geschwindigkeit, welche sich im Spitzeneishockey dieser Zeit weiter zu steigern scheint. Alles wird scheinbar immer spektakulärer und dazu unaufhaltsam gleichzeitig immer jünger.
Doch sieht man gerade in diesen Tagen, dass das so nicht die einzige Wahrheit ist, welche sich als grundlegende Entwicklung zurzeit beobachten lässt. Auf der anderen Seite sind es nämlich gerade immer noch die sehr erfahrenen Veteranen, die altbekannten Routiniers scheinbar längst vergangener großer NHL-Tage, welche uns in diesem Herbst stets auf das Neue und sehr herzerfrischend zeigen, wie schön dieses Spiel doch ist.
Es sind vielfach gerade diese erfahrenen Spieler, welche von zahlreichen Kritikern zeitweise schon fälschlicher Weise abgeschrieben wurden, welche ihren Teams weiterhin sehr wertvolle Stützen sind, um die herum eine auf Dauer erfolgreiche und verjüngte Mannschaft frisch gebildet werden muss.
Nur mit jung und schnell ist es eben am Ende längst nicht getan. Genau deshalb wollen wir diese betagten Aktiven heute an dieser Stelle hervorheben.
Über Jahre schon fest etablierte Alt-Stars wie Jaromir Jagr (Calgary Flames), Zdeno Chara (Boston Bruins), Joe Thornton (San Jose Sharks), Patrick Marleau (Toronto Maple Leafs), Matt Cullen (Minnesota Wild), die Sedin-Zwillinge (Vancouver Canucks) oder auch Henrik Zetterberg (Detroit Red Wings) belegen in diesem Zusammenhang ganz aktuell, dass es zeitgleich etliche bedeutende Spieler in der NHL gibt, bei denen das gestiegene Alter tatsächlich nur eine Zahl zu sein scheint.

Diese Routiniers trotzen scheinbar erfolgreich allen Entwicklungen der letzten Zeit, belegen mit ihrer individuellen Klasse stets auf das Neue, dass ein Spieler nicht automatisch von der neuen 'Schule' zu sein braucht, wenn er die Liga Nacht für Nacht auf seine eigene Weise prägen möchte. Alter schützt vor Leistung nicht, könnte man in diesem Zusammenhang vielleicht sogar etwas flapsig formulieren. Besonders nicht in der NHL.
Ein gutes Beispiel den Wert der erfahrenen Spieler grundsätzlich schätzen zu lernen sind beispielsweise ganz konkret aktuell die Canucks. Nachdem das Franchise mit frustrierenden 69 Zählern im Frühjahr bekanntlich als Vorletzter einlief, befindet sich das Team im laufenden Herbst plötzlich wieder mitten im Kampf um einen Playoff-Platz für das nächste Frühjahr. Wer hätte das so erwartet?
Auch wenn derzeit noch viel Eishockey bis zu den Entscheidungen zu spielen ist, so fällt doch bereits jetzt auf, dass die Kritik, welche zuletzt vielfach zu hören war, dass das Team nicht radikal genug umgebaut wurde im vergangenen Sommer, ziemlich verpufft ist. Die Mischung aus erfahrenen Spielern und jungen Talenten passt derzeit schlicht wieder hervorragend am Pazifik.
Einerseits verdanken die Canucks den Aufschwung den tollen Leistungen der aufblühenden Top-Leute rund um Sven Baertschi, Bo Horvat und Brock Boeser. Doch Cheftrainer Travis Green kann sich ebenfalls gut auf seine versammelten Oldies verlassen. Die Kaderplätze für Spieler wie Thomas Vanek, Michael Del Zotto und Sam Gagner wurden lange sehr kritisch beäugt.
Auch die beiden Sedins, Henrik und Daniel, wurden von vielen längst als grundsätzlich entbehrlich in Vancouver angesehen. Aktuell zeigen sie ihren Wert für das Team jedoch regelmäßig, führen die Canucks mit ihrer immensen Erfahrung weit weg vom im Frühjahr angestammten Tabellenende.

Hätte das Franchise sich von den inzwischen auch schon 37-Jährigen im Sommer getrennt, viele würden den beiden Schweden jetzt wohl mehr oder weniger heimlich nachweinen. General Manager Jim Benning hat in diesem Fall scheinbar alles richtig gemacht, indem er die beiden Erfahrenen im Team beließ.
Ebenfalls noch mitten im Geschehen, dabei sogar schon über 40 Jahre alt, sind aktuell Cullen (41) in Minnesota und natürlich Jagr (45) in Calgary. Diese beiden sind in diesen Wochen für ihre jungen Teamkameraden wertvolle Tippgeber und Stabilisatoren, wie es derzeit lobend aus diversen Quellen zu vernehmen ist.
Die 40-Jahre-Schallmauer hat Verteidiger-Hüne Chara bei den Bruins inzwischen ebenso bereits überschritten. In seinem Falle gilt: Von Eishockeyrente aktuell nichts zu erkennen!
Ganz vergleichbar ergeht es dem routinierten Zetterberg. Der Schwede zeigt sich in Detroit unverändert als eine sehr wertvolle Kraft im Kader. Mit seinen 37 Lenzen zählt auch er längst zu den Spielern, welche auf dem Papier lange schon über den Leistungszenit in ihrer aktiven Karriere sein müssten, in der in diesen Wochen gezeigten Form und Bedeutung für die NHL jedoch längst nicht entbehrlich erscheinen.
Die 'Alten' trotzen derzeit also zahlreich sehr erfolgreich dem vielfach ausgerufenen Jugendwahn in der modernen Sportwelt, zeigen uns allen immer wieder ihre ganze Klasse. Das ist in diesen Wochen tatsächlich ein Aspekt, der einem als Beobachter viel Freude bereiten kann.
Die 'Alten' mischen, bei allem Positiven über die ligaweit vielen jungen Talente in der NHL, Ende des Jahres 2017 unverändert sehr kräftig mit. Und das ist auch gut so!