kahun

NHL.com/de blickt in seiner Serie "International Ice" jeden Sonntag auf das Geschehen außerhalb Nordamerikas und berichtet über Themen oder Spieler aus den europäischen Ligen.
In dieser Ausgabe: Die SHL und die National League bilden ein hervorragendes Sprungbrett in die NHL

Die obersten Spielklassen von Schweden und der Schweiz haben sich in jüngster Vergangenheit als ideales Sprungbrett in die NHL erwiesen. Die beiden aktuellsten Beispiele dafür sind Moritz Seider von den Detroit Red Wings und Gregory Hofmann von den Columbus Blue Jackets. Seider holte sich vorige Saison in der Svenska Hockeyligan (SHL) bei Vizemeister Rögle BK den letzten Feinschliff, bevor er sich jetzt einen Platz im NHL-Kader seines Klubs sicherte. Der Deutsche wurde 2020/21 sogar zum besten Verteidiger der SHL gewählt. Der Schweizer Hofmann wiederum glänzte in der zurückliegenden Spielzeit beim Meister EV Zug als Scorer und rückte dadurch in den Fokus der nordamerikanischen Scouts.
Mit Gaetan Haas (2019 zu den Edmonton Oilers) und Pius Suter (2020 zu den Chicago Blackhawks) landeten in den vergangenen Jahren zwei weitere Schweizer Stürmer direkt von der National League in der NHL. Haas ist inzwischen in seine Heimat zurückgekehrt und hat sich dem EHC Biel-Bienne angeschlossen. Suter spielt seit dieser Saison zusammen mit Seider bei den Red Wings. Obwohl er als Rookie bei den Blackhawks zu überzeugen wusste, entschieden sich die Verantwortlichen gegen eine Weiterverpflichtung.
Mit dem Deutschen Dominik Kahun hat vor Kurzem ein Spieler den Rückzug aus der NHL in die National League angetreten - zumindest vorläufig. Nach einem komplizierten Jahr bei den Oilers entschied er sich gegen eine lange Hängepartie in der Free Agency und nahm stattdessen eine Offerte des SC Bern an. Kahun setzte sein Autogramm unter einen Dreijahresvertrag, der eine Ausstiegsklausel für die NHL beinhaltet. Wenn sich ein Interessent meldet, kann er jeweils nach Saisonende sein Engagement in der Schweiz beenden und in die nordamerikanische Eliteklasse zurückkehren.
Wie Kahun in einem Interview mit der Berner Zeitung verriet, hatten gleich mehrere Schweizer Vereine die Fühler nach ihm ausgetreckt. "Das Angebot aus Bern hat sich am besten angehört. Es gab früh Kontakt mit Sportchef Andrew Ebbett", sagte er dem Blatt. In dem Gespräch machte er deutlich, dass er mit einem NHL-Comeback liebäugelt. "Sollte das nicht klappen, gehe ich meinen Weg hier weiter. Ich war drei Jahre lang drüben, habe mir einen Traum erfüllt. Nun will ich mit den Jungs in Bern etwas Großes erreichen."

EDM@MTL: Kahun lenkt McDavids Vorlage ins Tor

Für Kahun persönlich verlief der Start beim SCB durchaus vielversprechend. In den ersten 13 Spielen brachte er es auf elf Scorerpunkte (fünf Tore, sechs Assists). Das Team hinkt den hochgesteckten Erwartungen allerdings hinterher und liegt derzeit nur auf einem hinteren Mittelfeldplatz in der Liga.
Ebenfalls noch Hoffnungen auf die Fortsetzung seiner NHL-Laufbahn macht sich Denis Malgin. Der Schweizer Stürmer unterschrieb im Sommer einen Vierjahresvertrag bei den ZSC Lions, besitzt aber wie Kahun eine Ausstiegsklausel, falls er mit einem Vertreter aus der Beletage Nordamerikas eine Übereinkunft erzielt. Nachdem Malgin weder bei den Florida Panthers noch bei den Toronto Maple Leafs einen Stammplatz ergattern konnte, kehrte er in die Schweiz zurück. 2020/21 spielte er auf Leihbasis für den Lausanne HC. In 45 Hauptrunden-Einsätzen erzielte er dort 42 Punkte (19 Tore, 23 Assists). Bei seinem neuen Klub aus Zürich sind für ihn zehn Zähler (sieben Tore, drei Assists) nach zwölf Auftritten registriert.
Dass Malgins Landsmann und Teamkollege Sven Andrighetto mit dem Gedanken spielt, noch einmal in der NHL aufzulaufen, ist dagegen eher unwahrscheinlich. Nach jeweils zweieinhalb Spielzeiten für die Montreal Canadiens und die Colorado Avalanche sowie einer Saison bei Avangard Omsk in der Kontinental Hockey League (KHL) zog es ihn heim zu seinem Stammverein ZSC Lions. In der Hauptrunde 2020/21 sorgte er dort mit 55 Punkten (27 Tore, 28 Assists) aus 52 Partien für Furore.
Mit guten Leistungen in der SHL wollen sich die beiden deutschen Offensivspieler Tobias Rieder und Tom Kühnhackl bei den Handelsvertretern der NHL in Erinnerung bringen. Nach vergeblichen Bemühungen bei den Anaheim Ducks unterzukommen, wechselte Rieder in dieser Woche zum schwedischen Champion Växjö Lakers. Kühnhackl, der 2016 und 2017 mit den Pittsburgh Penguins den Stanley Cup gewann, hatte sich bereits im August Skellefteå AIK angeschlossen.
Ähnliches: [Ottawas Fans bereiten Stützle einen Gänsehautmoment]
Rieder lief in der höchsten Spielklasse Nordamerikas für die Arizona Coyotes, Los Angeles Kings, Edmonton Oilers, Calgary Flames und die Buffalo Sabres auf. Über das nun bevorstehende Kapitel in seiner Profikarriere sagte er: "Ich freue mich darauf, zur Mannschaft zu stoßen und mit der Arbeit zu beginnen. Ich bin bereit, die Position zu übernehmen, die am besten passt, um dem Team zur Titelverteidigung zu verhelfen." Sein Vertrag bei den Lakers läuft bis Ende der Saison 2021/22.
Kühnhackl hatte sich 2019/20 bei den New York Islanders eine schwere Schulterverletzung zugezogen, die ihn weit zurückwarf. 2020/21 kam er ausschließlich bei den Bridgeport Sound Tigers, dem AHL-Farmteam der Organisation aus Long Island, zum Einsatz. In Schweden will er nun wieder Topniveau erreichen. "Ich möchte hier mein Spiel verbessern und dem Team in allen Bereichen helfen", betonte er. Sein Kontrakt bei Skellefteå gilt zwei Jahre.