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Wer hat denn nun die Außenseiterrolle inne? Mit den Washington Capitals und den Vegas Golden Knights stehen zwei Mannschaften im Stanley Cup Finale, denen noch zu Playoff-Beginn kaum einer zugetraut hatte, dass sie dieses erreichen werden. Bei beiden Teams entwickelte sich aus der Underdog-Rolle heraus eine Eigendynamik, die sie in den Stanley Cup Playoffs 2018 von Erfolg zu Erfolg führte.

Nach einem knappen Drittel der Hauptrunde lagen die Capitals mit einer Bilanz von 14-11-1 noch außerhalb der Playoff-Ränge in der Eastern Conference. Washingtons Cheftrainer Barry Trotz stand zwar ein Kader aus Stars und erfahrenen Spielern zur Verfügung, denen haftete aber der in den vergangenen Jahren entstandene Ruf an, keine Siegertypen zu sein. Als die Capitals mit zwei Heimniederlagen in die Playoffs starteten, schien sich die Vermutung sogar zu bestätigen.
Und die Golden Knights sorgten zwar schon während der regulären Saison für Überraschungen wie am Fließband, doch in den Stanley Cup Playoffs, als neugegründetes Franchise, ohne die ganz großen Stars bestehen zu können, ist noch einmal ein ganz anderes Kaliber. Wie weit sollten sie in der KO-Runde schon kommen? Zu einem erfolgreichen Team gehört halt mehr als die Addition von Einzelkönnern. Die Golden Knights bewiesen dies mehrmals eindrucksvoll, auch wenn sie nun, nach der deutlichen 2:6-Niederlage in Spiel 4 der Finalserie, mit 1:3-Siegen hinten liegen.

"Wir sind in die Saison gegangen und keiner hat mit unserem Klub gerechnet. Haben die Erwartungen an uns in den Playoffs zugenommen? Ja, das haben sie. Wir hatten eine großartige reguläre Saison, wir gewannen die Pacific Division. Doch erneut, es geht darum zu unserem Spiel zu finden, die Zeit zu genießen, hart zu arbeiten und zu gewinnen. Und weißt du was, Washington hatte eine überragende Saison. Sie spielen unglaubliches Eishockey in den Playoffs. Ich würde nicht von einem Underdog sprechen. Ihr Ausgangsszenario unterscheidet sich etwas von unserem, sie spielen gut, machen ihr Zeug und gewinnen", erklärte Vegas Coach Gerard Gallant am Dienstag seine Sicht gegenüber NHL.com/de.
Es wäre ein Fehler die Golden Knights völlig abzuschreiben, wenngleich uns die Statistik aus der Vergangenheit lehrt, dass ihre Chance auf einen Stanley Cup Gewinn in diesem Jahr nur noch 3,125 Prozent beträgt (1:32).
Wer in einem Stanley Cup Finale steht ist, unabhängig davon, welche Stimmen von außen an das Team herandringen, kein Underdog!
Einerseits wird Spielern der Druck genommen, wenn sie in eine wichtige Partie, als vermeintlicher Außenseiter geschickt werden, andererseits dient ein hohes Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten der sportlichen Leistung.
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Nach der jüngsten Niederlage herrschte eine 'Jetzt erst recht'-Stimmung bei den Spielern der Golden Knights. "Ja, es ist unser Plan das nächste Spiel in Las Vegas zu gewinnen. Wir müssen nun von Partie zu Partie schauen. Selbstverständlich freuen wir uns, dass wir zurück nach Vegas kommen. Hoffentlich werden uns die Fans unterstützen. Es gibt dort ein Spiel 5 und dann sehen wir weiter", sagte Vegas Stürmer Tomas Tatar.
Linksaußen Pierre-Edouard Bellemare antwortete selbstbewusst auf die Frage, ob sie in der Lage seien, wieder zurück in die Serie zu finden: "Absolut. Wir sprechen doch nur von einer Partie. Wir müssen uns auf ein Spiel konzentrieren. Das ist es."
Sollten die Capitals nun den Versuch unternehmen, sich mit dem Prädikat Underdog zu schmücken, würde ihnen dies, angesichts ihres Vorsprungs, ohnehin niemand mehr abnehmen und sollten sie ihren Gegner unterschätzen, könnte sich das bitter rächen.
"Wir sind schon die ganze Zeit über auf dem Boden geblieben. Wir hatten nicht die großen Hochs und Tiefs, unabhängig davon, ob der Gegner ein Tor geschossen hat oder wir eines erzielten, ob wir oder sie gewannen", ließ Alex Ovechkin wissen.

Sturmkollege T.J. Oshie lässt auch nicht gelten, dass seine Capitals (1987, 1992, 1995, 2010, 2015) fünfmal, so oft wie kein anderes NHL-Team, eine 3:1-Serienführung in den Playoffs noch aus der Hand gegeben hat: "Das sind nur historische Fußnoten. Wir schreiben unsere eigene Geschichte. Wir denken nicht über die Vergangenheit nach. Wir beschäftigen uns nicht wirklich mit dem Spiel zuvor, was interessiert uns das, was in den vergangenen Jahren passiert ist. Wir möchten den Druck hochhalten, arbeiten weiter und versuchen etwas richtig Cooles zu erreichen."
Mit etwas stolz in der Stimme bestätigte Trotz, dass das bisher Erreichte die Wenigsten erwartet hatten: "Beide Teams sind ein bisschen als Außenseiter in die Saison gestartet. Ich glaube nicht, dass Viele uns das zugetraut haben. Ich glaube auch nicht, dass Viele, das von Vegas erwartet hatten. Das einzige, was du tun kannst, ist zu beweisen, dass die Leute Unrecht haben. Beide Teams haben die Erwartungen übertroffen."
Spiel 5 des Stanley Cup Finales findet am Donnerstag in der T-Mobile Arena von Las Vegas statt (8 p.m. ET; NBC, CBC, SN, TVAS).