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Jetzt, wo es in der NHL mit den Stanley Cup Playoffs so richtig ernst wird, sei die Frage erlaubt, was es überhaupt braucht, um am Ende den großen Pott in die Höhe stemmen zu dürfen.
Welche konkreten Eigenschaften und Voraussetzungen bedarf es, wenn ein Team die nächsten gut zwei Monate allen sportlichen und mentalen Herausforderungen gewachsen sein will, wenn jede der wartenden Hürden am Ende mit Erfolg hinter sich gelassen werden soll?

Ein Blick auf die Ergebnisse der letzten rund zehn Jahre verdeutlicht recht rasch, dass es dafür keine einfachen Patentrezepte zu geben scheint.
Wer nämlich beispielsweise meint, dass es in der Hauptrunde unbedingt eines möglichst guten Ranges auf der hart umkämpften Setzliste bedarf, um somit zu Beginn der Playoffs gegen vermeintlich schwächere Gegner leichteres Spiel zu haben, der sieht sich direkt arg getäuscht.
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Zwar gewannen beispielsweise in den Jahren 2008 mit den Detroit Red Wings und im Jahre 2013 mit den Chicago Blackhawks nach der Hauptrunde an Nummer 1 gesetzte Teams am Ende den heißersehnten Stanley Cup, doch langte es genauso im Jahr 2012 mit den Los Angeles Kings für ein 'nur' an Nummer 8 gesetztes Team für den Titel.
Zudem erreichten in den Jahren 2006 und 2017 mit den Edmonton Oilers und den Nashville Predators auch zwei lediglich an Nummer 8 gesetzte Mannschaften zumindest noch das Finale. Die häufig hoch eingeschätzte Position auf der offiziellen Setzliste ist demnach nur sehr eingeschränkt zum Schluss der entscheidende Faktor.
Der Gedanke, dass es eines ganz besonders herausragenden Superstars bedürfen würde, der dann das ganze Team mitreist und am Ende zum Unterschied zwischen Triumph und Niederlage werden kann, ist ebenfalls naheliegend.
Tatsächlich sind es Jahr für Jahr diese stets sehr namhaften Unterschiedsspieler, die mit der Conn Smythe Trophäe für den wertvollsten Spieler in den Playoffs ausgezeichnet werden und ihrem Team den Weg zum Titel in der Regel entscheidend ebnen. Doch selbst hier zeigt ein Blick auf die in den letzten zehn Jahren dafür ausgezeichneten Protagonisten, dass es Gemeinsamkeiten und Konstanten sogar bei ihnen kaum zu entdecken gibt.
Dass in defensiv starken Teams dabei häufig der Torhüter ins Blickfeld der Massen rückt, das zeigt sich zum Beispiel in den noch gut in Erinnerung befindlichen Conn Smythe-Titeln für Cam Ward (2006), Tim Thomas (2011), Jonathan Quick (2012), die mit ihren Teams aus Carolina, Boston und Los Angeles am Ende der KO-Runde den Stanley Cup holten.
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Neben den herausragenden Torhütern finden sich mit Scott Niedermayer (2007) und Duncan Keith (2015) zwei Abwehrspieler in der Liste der Ausgezeichneten, die ihre jeweiligen Mannschaften aus Anaheim und Chicago mit den Stärken ihres Spiels von hinten heraus zum Erfolg führen konnten.
Im Regelfall jedoch sind es Offensivkräfte und Kreativ-Spieler, die den ganz großen Ruhm ernten und auch in der NHL im Mittelpunkt der Massen stehen, wenn es darum geht ein Team von 'gut' zu 'sehr gut' zu leiten, in diesem Fall den Triumph der eigenen Formation perfekt zu machen.
Ein Blick auf die Champions der letzten zehn Jahre zeigt, dass hier mit Henrik Zetterberg (2008), Evgeni Malkin (2009), Jonathan Toews (2010), Patrick Kane (2013), Justin Williams (2014) und Sidney Crosby (2016 und 2017) die wohl namhaftesten Eishockeystars versammelt sind.

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Vom Torwart bis zum Center sind also in diesem Unterscheidungskriterium alle denkbaren Varianten vertreten, was den Schluss nahelegt, dass hier der am Ende wirklich entscheidende Erfolgsgarant auf dem Weg zu einem Titelgewinn in der NHL nicht leicht vorherzusagen ist.
Ein herausragender Abwehrchef mag am Ende für den Teamerfolg ebenso entscheidend sein wie ein Weltklasse-Torhüter, oder ein vielleicht besonders kreativer Center.
Wer seinen Blick auf die in den letzten Jahren dominierenden Teams richtet, der stellt dabei fest, dass ein fester Kern von Spielern, die das Gerippe der Mannschaft bilden, zumindest für einen mehrfachen Titelgewinn gute Argumente liefern.
Egal ob die Penguins (Sidney Crosby, Evgeni Malkin, Matt Murray/Marc-Andre Fleury), Blackhawks (Jonathan Toews, Marian Hossa, Patrick Kane, Patrick Sharp, Duncan Keith, Brent Seabrook), oder auch die Kings (Jonathan Quick, Justin Williams, Anze Kopitar), alle Champions, die innerhalb kurzer Zeit gleich mehrere Meisterschaften feiern durften, die hatten einen ganzen Stamm von besonderen Spielern vorzuweisen, die im Verbund das Standing der jeweiligen Mannschaft bildeten.

Vom Torwart bis zur Spitze, jeder Teil war bei diesen Teams zur entscheidenden Zeit des Jahres in herausragender Form. Fällt dabei nur ein Bereich wirklich entscheidend ab, dann ist ein dauerhafter Erfolg in der Liga scheinbar nicht möglich.
Versuchen wir diese Erkenntnisse und Erfahrungen der letzten Jahre einmal kurz zu bündeln, dann scheint dies genau die Quintessenz des Ganzen zu sein: Alle Mannschaftsteile müssen, gerade eben auch in der Zeit von April bis Juni, ihre tatsächliche Bestform erreichen, im Zusammenspiel auf dem Eis aber auch menschlich bestens harmonieren.
Einen Stanley Cup zu erringen, das gelingt unter Umständen schon einmal einem Team mit dem entsprechenden Glück zur rechten Zeit. Doch die wahren Erfolgsgeschichten, die die noch in Jahrzehnten zum Gesprächsthema werden, die haben alle ein aus mehreren Spielern gebildetes herausragendes Gerippe im Kader, Spieler an denen sich die den Kader komplettierenden Mitspieler orientieren können, durch die sie sich selber in Richtung ihrer persönlichen Bestleistung zu entwickeln in der Lage sind.