Für die Washington Capitals endete die Saison 2021/22 am Freitagabend, nachdem sie in Spiel 6 der ersten Runde der Stanley Cup Playoffs den Florida Panthers in der heimischen Capital One Arena mit 3:4 nach Verlängerung unterlagen. Die Capitals waren damit die einzige Mannschaft, die am Freitag nicht das entscheidende Spiel 7 erzwingen konnte.

"Es ist noch nicht viel Zeit vergangen und es gibt noch einiges aufzuarbeiten", sagte T.J. Oshie nach dem Ausscheiden. Er sei dennoch unglaublich stolz auf die Mannschaft und deren Kampf über das gesamte Jahr, ergänzte der Angreifer weiter. "Diese Serie macht da keinen Unterschied."
Trotz allem Kampf waren die Presidents' Trophy Gewinner aus Florida für die Capitals am Ende dann doch eine Nummer zu groß. Nach einer regulären Saison mit einer 44-26-12-Bilanz und 100 gesammelten Punkten rangierte Washington auf dem zweiten Wildcard-Rang im Osten und traf damit auf die dominanten Panthers, gegen die sie eher als Außenseiterin die Best-of-7-Serie gingen.

FLA@WSH, Sp6: Oshie gleicht 1:03 vor dem Ende aus

Heimschwäche als Problemfall
Eine Problemzone der Capitals zeigte sich bereits in der regulären Saison. In der heimischen Arena wusste Washington nicht immer zu überzeugen. Mit einer 19-16-6-Bilanz konnte das Hauptstadt-Team die Heimauftritte gerade so positiv abschließen. Einzig die Stärke in der Fremde (25-10-6) sorgte für die Playoff-Teilnahme. In der Heimtabelle rangierten die Capitals auf einem enttäuschenden 21. Rang und konnten mit einem Torverhältnis von 129 zu 127 nur knapp im Plus bleiben.
Die Schwäche vor eigenem Publikum setzte sich auch in der K.o.-Phase fort. Nach einem Auswärtssieg in Spiel 1 schienen die Capitals alle Trümpfe in der eigenen Hand zu haben. Und auch der Erfolg beim ersten Duell in der Capital One Arena hätte Washington Auftrieb geben müssen. Am Ende gewannen die Panthers Spiel 4 und Spiel 6, jeweils in der Verlängerung, in Washington und beendeten die Saison der Capitals vorzeitig.

Schwierigkeiten in knappen Partien
Gerade in den Playoffs kommt es auf die Kleinigkeiten an. Die Spiele werden enger und umkämpfter und am Ende entscheidet häufig ein Treffer über Sieg oder Niederlage. Mit ihrer Erfahrung sollten die Capitals eigentlich prädestiniert für diese Momente sein, doch über die gesamte Saison hinweg und in den Playoffs zeigte sich ein anderes Bild.
Während der Hauptrunde konnten die Capitals 40,5 Prozent der Ein-Tor-Unterschied-Spiele gewinnen und lagen damit auf dem 14. Rang der Liga. In der heimischen Arena war die Quote noch schwächer (38,9 Prozent, Rang 24). Einzig die Calgary Flames schnitten zuhause in dieser Statistik als Playoff-Teilnehmer noch schwächer ab. Gegen die Panthers kam es zweimal dazu, dass Begegnungen mit nur einem Treffer entscheiden wurden. Beide Male unterlagen die Capitals in Washington nach Verlängerung.
Carter Verhaeghe war das Verlängerungs-Schreckgespenst für Washington. In beiden Partien, die nach 60 Minuten nicht entschieden waren, traf der Angreifer, den die Capitals nicht unter Kontrolle brachten. Auch Ilya Samsonov und Vitek Vanecek im Tor konnten hier nichts ausrichten.
Fehlende Ovechkin-Playoff-Tore
Für Washington ist klar, dass sie von ihrem Top-Torjäger abhängig sind. Alex Ovechkin ist auf dem besten Weg die Allzeit-Bestmarke an Toren anzugreifen. Dem Stürmer fehlen noch 21 Treffer auf die 801-Treffer-Marke von Gordie Howe und auch die 894 Tore von Wayne Gretzky scheinen nicht unerreichbar. Auch in der Hauptrunde 2021/22 konnte der Angreifer mit 50 Toren unter Beweis stellen, dass er trotz seines Altes von 36 Jahren noch zu den Top-Torjägern der NHL gehört.
In den Playoffs litt der Star-Stürmer jedoch unter Ladehemmungen. Lediglich einen Treffer konnte er in sechs Spielen beisteuern und wurde als Goalgetter von Oshie überflügelt, der sechsmal einnetzte. Die Treffer von Ovechkin, der fünf Assists gab, fehlten Washington gerade in den engen Partien merklich.

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Grund für Optimismus: Goalies, Veteranen und Konstanz
Trotz des bitteren Saisonendes ist bei Washington noch ausreichend Qualität im Kader, um in der kommenden Saison eine große Rolle im Playoff-Kampf einzunehmen. Die Veteranen im Roster haben in dieser Spielzeit unter Beweis gestellt, dass sie trotz des fortgeschrittenen Eishockey-Alters noch in der Lage sind Bestleistungen abzurufen. Mit einem Durchschnittsalter von 29,44 Jahren stellten die Capitals die älteste Mannschaft in der NHL.
Die Erfahrung dürfte Washington helfen, im kommenden Jahr nochmals angreifen zu können, auch wenn ein notwendiger Neuaufbau am Horizont bereits klar ersichtlich ist. Gerade das Potenzial auf der Torhüterposition lässt auf eine Steigerung in 2022/23 hoffen. Mit Samsonov und Vanecek haben die Capitals zwei Schlussmänner in ihren Reihen, die mit Mitte 20 noch ausreichend Entwicklungspotenzial haben und den nächsten Schritt zu Top-Torhütern der Liga gehen könnten.
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Ein weiterer Trumpf für Washington ist die Konstanz in der Mannschaft, die sich bereits abzeichnet. Viele Verträge laufen über das Saisonende hinaus und geben die Möglichkeit den Kader in weiten Teilen zusammenzuhalten. Einzig auf der Goalie-Position hat Manager Brian MacLellan eine größere Aufgabe vor sich, nachdem die Verträge von Samsonov und Vanecek auslaufen.