Die Carolina Hurricanes sind aus dem Stanley-Cup-Rennen ausgeschieden. In der "Gewitter-Serie" gegen die Tampa Bay Lightning zog das Team aus Raleigh im US-Bundesstaat North Carolina in der Stanley Cup Second Round nach fünf Spielen den Kürzeren (1:4).

Seitdem Rod Brind'Amour die Hurricanes als Cheftrainer betreut, schaffte es Carolina immer in die Playoffs: 2019 ging es bis ins Conference-Finale (0:4 gegen die Boston Bruins), 2020 war in der ersten Runde Schluss (1:4 gegen die Bruins), 2021 nun das Aus in der zweiten Runde. Bei der Fehleranalyse nahm Brind'Amour kein Blatt vor den Mund: "Die allererste Lehre ist, dass wir ein bisschen besser werden müssen. Wir haben viel Talent, aber wir wurden in wichtigen Punkten geschlagen."
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Zu anfällig in Unterzahl
Insgesamt 16-mal geriet Carolina in der Serie gegen Tampa Bay in Unterzahl. Das brandgefährliche Powerplay der Lightning wusste das immer wieder gnadenlos zu bestrafen und nutzte sieben dieser 16 Möglichkeiten für Überzahl-Tore. Damit kam das Penalty Killing der Hurricanes gerade einmal auf 56,3 Prozent - eine echte Achillesferse.
"Die großen Punkte das sind Dinge wie das Powerplay oder das Penalty Killing. Hier müssen wir besser werden", nannte Brind'Amour eine große Fehlerquelle. Insgesamt in den Stanley Cup Playoffs 2021 hatten die Hurricanes eine PK-Erfolgsquote von gerade einmal 76,2 Prozent - zu wenig, um nach dem Heiligen Gral greifen zu können.
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Schwaches Powerplay
Auch im Powerplay gelang Carolina zu wenig: In der Serie gegen Tampa Bay konnten die Hurricanes gerade einmal zwei von 14 Überzahl-Möglichkeiten in Tore ummünzen, was eine Erfolgsquote von 14,3 Prozent ergibt. Die Stanley Cup First Round mit eingerechnet, kam das Powerplay auf nur 18,8 Prozent.
In der regulären Saison waren Sebastian Aho, Vincent Trocheck und Jordan Staal mit jeweils sieben Powerplay-Treffern die "Go-To-Guys". In den Playoffs aber kam Aho nur auf zwei, Staal und Trocheck jeweils auf nur ein Tor in Überzahl.
Zu oft in Rückstand
Zermürbend wirkte wohl auch die Tatsache, dass Carolina immer wieder einen Rückstand aufholen musste: In neun von elf Playoff-Spielen gerieten die Hurricanes zunächst in Rückstand. Beide Spielen, in denen Carolina das erste Tor schoss, wurden am Ende auch gewonnen. Kaum auszudenken, was möglich gewesen wäre, wenn Carolina den Dosenöffner früher gefunden hätte. Immer wieder einem Rückstand hinterherzulaufen ist nicht nur körperlich, sondern auch mental ein enormer Kraftakt, den die Hurricanes am Ende bezahlen mussten.

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Verletzte Schlüsselspieler
Auch Carolina blieb vom Verletzungspech nicht verschont: Der Schweizer Nino Niederreiter, in der regulären Saison mit 20 Treffern noch der zweitbeste Torjäger, verpasste die ersten vier Spiele der Serie gegen die Lightning. Mittelstürmer Trocheck, in der Hauptrunde mit 17 Treffern der drittbeste Torjäger, deren zwei, ebenfalls gegen Tampa Bay. In Spiel 5 kehrten Niederreiter und Trocheck zwar zurück - wie fit die beiden wirklich waren, lässt sich kaum beantworten. Zudem schied Mitte des Schlussdrittels auch noch Verteidiger Brett Pesce nach einem Check gegen den Kopf verletzt aus. Gegen den amtierenden Titelverteidiger waren dies wohl zu viele Schlüsselspieler, die verletzungsbedingt weggebrochen waren.
Leistungsschwankungen bei den Torhütern
Fairerweise muss man deutlich sagen: Die Hurricanes hatten kein Torwartproblem. Der als Starter auserkorene Rookie Alex Nedeljkovic spielte solide Playoffs (92,0 Prozent Fangquote) und zeigte tolle Saves. In der Serie gegen Tampa Bay erlaubte sich der 25-Jährige einen kleinen Durchhänger in Spiel 2 (86,7 Prozent Fangquote), sodass Brind'Amour in Spiel 3 und 4 plötzlich auf Backup Petr Mrazek setzte, der erst überzeugte (94,6 Prozent in Spiel 3), dann aber kassierte (76,9 Prozent in Spiel 4). In Spiel 5 kehrte Nedeljkovic zwischen die Pfosten zurück und bewahrte Carolina in vielen Szenen vor noch mehr Gegentreffern (92,0 Prozent Fangquote). Insbesondere das zweite Gegentor schien nicht unhaltbar gewesen zu sein. Zumindest in der Serie gegen die Lightning fehlte es somit ein Stück weit an Konstanz zwischen den Pfosten

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Keine Nerven in den Entscheidungsspielen
Wie eingangs erwähnt spielen die Hurricanes seit drei Saisons immer Playoffs. In den drei Serien, in denen sie jeweils eliminiert wurden fällt jedoch das Torverhältnis von 2:12 auf. Zeigt Carolina in diesen Elimination Games also Nerven?
An dieser Stelle darf nicht vergessen werden, dass Carolina abgesehen von Jordan Staal (32) einen recht jungen Kern hat: Die Schlüsselspieler Aho (23), Andrei Svechnikov (21) oder Martin Necas (22) sind alle noch unter 23. Weitere Säulen wie Dougie Hamilton (27), Jaccob Slavin (27), Brady Skjei (27), Teuvo Teravainen (26), Vincent Trocheck (27) oder Jordan Martinook (28) gerade einmal Mitte/Ende-20.
Staal nahm sich selbst in die Pflicht: "Wir müssen besser sein. In unserer Aufstellung waren Jungs, inklusive mir, die es besser können. Wir müssen uns besser an unser System halten und stärker auftreten. Wir sind nahe dran, aber ein sehr gutes Team war besser als wir."
Zu wenig Offensivpower
Den Hurricanes fehlte auch die Durchschlagskraft im Sturm: Einzig Aho (6) und Staal (5) erzielten mehr als drei Tore in den Playoffs. Zwar gab Carolina im Schnitt 36,8 Schüsse pro Spiel ab, erzielte aber nur 2,82 Tore pro Partie. Es fehlte schlichtweg an der Effizienz.
Das zeigte sich auch in der Serie gegen die Lightning, in der nur 1,8 Tore pro Spiel gelangen. Neun Treffer in fünf Duellen waren zu wenig für ein Weiterkommen. Insgesamt schossen die Hurricanes 78-mal am Tor vorbei.