Während die New York Islanders nach dem 6:2 am Mittwoch gemeinsam mit den 12.000 Zuschauern den Einzug in das Stanley Cup Halbfinale feierten, schlichen die Spieler der Boston Bruins vom Eis.

Hängende Köpfe, frustrierte Gesichter: Genauso wie in der vergangenen Saison scheiterten die Bruins in der 2. Runde der Stanley Cup Playoffs. Damals war der spätere Stanley Cup Sieger Tampa Bay Lightning eine Nummer zu groß. Nun scheiterte die Mannschaft von Trainer Bruce Cassidy mit 2:4 an den Islanders.
"Das ist enttäuschend", sagte der Flügelstürmer Brad Marchand. "Wir hatten das Gefühl, dass wir dieses Jahr eine Gruppe haben, die wirklich weit kommen kann. Aber die Islanders haben ihre Chancen genutzt und wir eben nicht. Ich denke, es waren einige Spiele dabei, in denen wir besser waren und dennoch verloren haben. Aber so ist das eben in den Playoffs."
Die Bruins erwischten einen guten Start in die Serie. Mit 5:2 gewannen sie die erste Partie. Durch ein 3:4 in der Overtime musste sich Boston zwar in der zweiten Begegnung geschlagen geben, gewann dafür aber das erste Auswärtsspiel in der Verlängerung mit 2:1.

BOS@NYI, Sp6: Palmieri haut den Puck gegen Rask rein

Der Stanley Cup Finalist von 2019 hatte bei einer Serienführung von 2:1 eine gute Ausgangssituation, schenkte diese aber mit drei Niederlagen in Folge wieder her. Dabei war es der große Traum dieser Franchise, zehn Jahre nach dem letzten Titelgewinn erneut den Stanley Cup nach Boston zu holen.
Niemand weiß, ob die Schlüsselspieler wie der 33-jährige Brad Marchand, der 35-jährige Patrice Bergeron, der gleichaltrige David Krejci und der 34-jährige Torwart Tuukka Rask noch allzu oft die Gelegenheit dazu haben werden. Zumal die Verträge letzterer beider Spieler auslaufen und deren Zukunft ungewiss ist.
"Das tut schon weh", sagt der Kapitän Bergeron. "Der Kern dieser Mannschaft wird von Jahr zu Jahr älter. Es ist enttäuschend, wenn du ein gutes Team und gute Chancen hast und weißt, dass diese Gelegenheiten nicht mehr oft kommen werden. Vor allem, wenn man sich bereits an einem späten Zeitpunkt der Karriere befindet."
Rask stimmt seinem Spielführer zu: "Wir werden alle älter und werden nicht ewig spielen. Das Titelfenster wird sich definitiv irgendwann schließen. Aber man baut natürlich jedes Jahr ein neues Team auf. Und ich dachte, dass wir das in diesem Jahr eigentlich ziemlich gut gemacht haben."
Dass Boston dennoch gegen New York scheiterte, ist vorrangig auf die folgenden drei Gründe zurückzuführen:
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Die Offensivabteilung der Bruins war auswärts zu harmlos
Den Bruins fehlte in den Auswärtsspielen die Effektivität vor dem gegnerischen Tor. In allen drei Partien, die in New York stattfanden, bekamen sie jeweils nur zwei Tore oder weniger zustande. In den letzten beiden Auswärtsspielen, die beide mit einer Niederlage endeten, waren es zusammengerechnet lediglich drei Tore.
Trainer Cassidy führt dies auf die starke Verteidigung der Islanders zurück. "Sie spielen in ihrer eigenen Halle eine bessere Defense als in unserer Arena. Warum das so ist, weiß ich nicht. Manchmal ist es einfach eine Frage der Energie." Überhaupt schätzt Cassidy die individuelle Qualität der Islanders stark ein: "Sie haben gute Defensivspieler und werden in dieser Hinsicht ein bisschen unterschätzt."
Den Bruins gelang es jedenfalls nicht, im Nassau Coliseum von New York ein Mittel gegen die starke Verteidigung der Islanders zu finden.

BOS@NYI, Sp6: Nelson trifft nach einem Takeaway

Die Verteidigung der Bruins funktionierte ab Spiel 4 nicht mehr
Eigentlich haben die Bruins eine gut funktionierende Defensive. In der regulären Saison ließ die Mannschaft pro Spiel im Schnitt nur 2,39 Gegentreffer pro Spiel zu. Lediglich die Colorado Avalanche (2,36), die New York Islanders (2,23) und die Vegas Golden Knights (2,18) kassierten noch weniger Gegentore.
In der Serie gegen die Islanders war von dieser Qualität allerdings wenig zu sehen. 15 Gegentreffer wurden alleine bei den vergangenen drei Niederlagen zugelassen.
Ein Grund dafür waren die Verletzungsausfälle der Verteidiger Kevan Miller und Brandon Carlo. Letzterer zog sich erst im dritten Spiel gegen die Islanders eine Blessur zu. Bergeron sagt: "Man vermisst natürlich solche Schlüsselspieler, wenn sie eine Weile ausfallen."
Die Torhüter boten zuletzt wenig Rückhalt, Rast war angeschlagen
Wenn die Verteidigung nicht funktioniert, sind die Torhüter umso mehr gefordert. Doch die Goalies der Bruins boten zuletzt wenig Rückhalt.
Stammtorwart Tuukka Rask kam in Spiel 6 auf eine Save-Quote von nur 85,2 Prozent. In der vorherigen Begegnung hatte er eine Quote von bescheidenen 75 Prozent, Ersatzmann Jeremy Swayman von 66,7 Prozent.
Der Leistungseinbruch von Rask hatte einen Grund: Nach dem Ausscheiden verriet der Goalie, dass er während der Playoffs körperlich beeinträchtigt war und in der Offseason möglicherweise operiert werden muss.
"Das hat es nicht einfacher gemacht", sagt der Torwart. "Aber man kämpft, um so fit wie möglich zu sein. Man versucht zwar, zu regenerieren. Aber wenn man jeden zweiten Tag ein Spiel hat und es sehr physisch zugeht, ist das natürlich schwierig."