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Die Erstrunden-Serie der Stanley Cup Playoffs in der Western Conference zwischen zwischen den San Jose Sharks und den Vegas Golden Knights wird in Spiel 7 zu Ende gehen. Ein Team wird den Traum vom Stanley Cup weiterträumen dürfen - für das andere heißt es Sommerurlaub.

Darauf wird es in der finalen Schlacht in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch (4 Uhr MESZ) ankommen:
In der Serie zwischen San Jose und Vegas gilt bislang ein eisernes Gesetz: Wer als erstes trifft, der gewinnt am Ende auch das Spiel. In bislang sechs Vergleichen gab es noch keinen einzigen Führungswechsel. Ein zwischenzeitlicher Ausgleich war das höchste der Gefühle. Noch kein Team konnte eine Partie drehen. Spiel 7 wird somit wohl erneut auch ein Rennen um den ersten Treffer.
Ein weiterer Trend: Die Truppe aus "Sin City" scheint plötzlich Torschlusspanik zu haben: Im Vorjahr waren die Golden Knights gnadenlos, wenn ihre Gegner mit dem Rücken zur Wand standen und gewannen alle drei dieser "Closeout Games" (3-0). In der laufenden Saison aber verpasste es Vegas bereits zweimal gegen San Jose, den Sack zuzumachen (0-2) und findet sich plötzlich selbst in einer ungewohnten und gleichermaßen ungeliebten Rolle wieder: Spiel 7 ist sowohl für die Sharks als auch für die Knights ein "Elimination Game". Erst ein einziges Mal war das Franchise aus Nevada in solch einer Stresssituation und verlor: Im Stanley-Cup-Finale 2018 gegen die Washington Captials.

SJS@VGK, Sp6: Hertl trifft in OT und erzwingt Spiel 7

Vorteil Sharks also? Obwohl Eishockeyspieler als sehr abergläubisch gelten, dürften diese beiden Trends keine Garantie auf Erfolg bedeuten. Für einen Sieg im alles entscheidenden Spiel 7 gilt es noch weitere Variable zu betrachten.
So kann sich Vegas nach Spiel 6 nicht viel vorwerfen: Sie beherrschten den Anspielkreis (56 Prozent gewonnene Faceoffs), hatten auch deshalb mehr Puckbesitz, feuerten mit 59:29 beinahe doppelt so viele Schüsse ab und dominierten auch das Körperspiel mit unglaublichen 80:39 Checks. "Mir hat gefallen, wie unser Team gespielt hat. Wir haben gutes Hockey gezeigt. Wir waren bereit", sagte Golden-Knights-Trainer Gerard Gallant, der seiner Mannschaft nicht viel vorwerfen konnte. "Wir hatten das Gefühl, dass wir das bessere Team waren", pflichtete Stürmer und Torschütze Jonathan Marchessault bei. "Manchmal sind solche Spiele ein bisschen komisch. Sie bekommen eine Chance und mogeln einen Schuss an Fleury vorbei."
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Eben dieser Marc-Andre Fleury zeigte über 77 Minuten eine fast fehlerfreie Vorstellung, sah beim entscheidenden Gegentreffer aber nicht gut aus, als ihn Tomas Hertl im Torwarteck überwand. Im Duell mit San Joses Martin Jones scheint letzterer vor Spiel 7 ein wenig heißer zu sein: Jones stoppte 58 Schüsse (98,3 Prozent Fangquote) und stellte damit sowohl eine persönliche Karriere-Bestmarke als auch einen Franchise-Rekord auf.
"Wir wussten, dass Jones voll da war. Du konntest das fühlen. Wir haben auf die Anzeigetafel geschaut und die Anzahl der Schüsse gesehen, aber Jones hat weitergemacht und den Puck immer wieder gefunden", sang Sharks-Kapitän Joe Pavelski ein Loblied auf seinen Goalie. "Wir haben durchgehalten und er hat uns die Chance gegeben, diesen Sieg zu holen."
Hertls Siegtreffer gelang dann ausgerechnet in Unterzahl. Ein Fakt, der die Alarmglocken gleich zweifach für Spiel 7 schrillen lassen sollte: Zum einen werden die Special Teams entscheidend sein. Das gilt sowohl für die Offensive, in der Vegas bislang ein besseres Powerplay hatte (29,6 Prozent Erfolgsquote) als San Jose (16,0 Prozent), als auch defensiv, denn die Serie bot bereits drei Unterzahl-Treffer (zwei für die Golden Knights, eines für die Sharks).

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Zum anderen ist Hertl derzeit der wohl heißeste Spieler auf dem Eis. Mit bereits fünf Treffern in dieser Serie ist der 25-jährige Stürmer zweitbester Playoff-Torschütze. Drei Tore gelangen dem im Prag geborenen Tschechen in den jüngsten beiden Partien.
In genau diesen scheint der Glanz der gefährlichsten Sturmreihe der Golden Knights verflogen zu sein: Die Linie mit Max Pacioretty, Paul Stastny und Mark Stone blieb zuletzt zweimal in Folge ohne Scorerpunkt, nachdem sie zuvor zusammen 28 Punkte (zwölf Tore, 16 Assists) in den ersten vier Partien gesammelt hatte. Mehr Momentum bringen also Hertl & Co. mit, bei dem noch nicht feststeht, mit wem er aufs Eis gehen wird: Spiel 6 startete er wie zuvor auch neben Evander Kane und Gustav Nyqvist. Am dem zweiten Drittel aber stellte Trainer Peter DeBoer seine Reihen um, nahm Nyqvist heraus und ergänzt das Trio mit Joonas Donskoi, der zu gefallen wusste. Hertl funktionierte jedenfalls in beiden Kombinationen.
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Schlussendlich wird es in Spiel 7 auch auf das Nervenkostüm ankommen. Hat diesbezüglich San Jose die besseren Karten? Immerhin sind die Nord-Kalifornier erfahrener und genießen den Heimvorteil im lauten "Haifischbecken" namens SAP Center. "Uns gefällt, dass wir auf heimischen Eis spielen werden, aber es gibt viel Arbeit zu tun und es wird Mühe kosten, zu gewinnen. Es ist noch nicht vorbei", warnt Pavelski und blickt mit Vorfreude voraus: "Wir haben die Serie für Spiel 7 zurückgebracht. Unsere Jungs werden bereit sein."
Fast dieselben Worte wählte auch Gallant: "Wir werden wieder bereit sein. Es wird wieder eine Schlacht werden", prognostiziert der Vegas-Coach. "Es ist ein Spiel 7. Beide Teams werden kratzen und beißen, um weiterzukommen. Im nächsten Spiel heißt es Sieg oder Sommerpause."