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Wie machen sich die deutschsprachigen Spieler in der American Hockey League? Welche Akteure stehen vor dem Sprung in die NHL? Wer wurde von seiner Organisation nach unten geschickt und wer erhielt den erhofften Anruf eines NHL General Managers? Jeden Sonntag wirft NHL.com/de einen Blick auf die nordamerikanischen Minor Leagues und beantwortet diese und noch viele andere Fragen.

Etwas verloren wirken die durchschnittlich 3730 anwesenden Anhänger der San Jose Barracuda, wenn sie bei einem Heimspiel ihres Teams im SAP Center Platz nehmen. Eigentlich für 17.496 Besucher ausgelegt und bei Auftritten der Sharks auch außerordentlich gut gefüllt, wirkt die gelegentlich auch "The Shark Tank" genannte Arena bei Barracuda-Spielen in dieser Saison als deutlich zu groß geraten.
Es ist fast drei Jahre her, als Chief Operating Officer John Tortora von den Sharks eine Pressekonferenz einberief und den Plan öffentlich machte, das AHL-Farmteam seines Klubs aus Worcester, Massachusetts, nach Nordkalifornien zu verlagern.
Von 2006 bis 2015 wurden die Perspektivspieler der Sharks an der über 3000 Meilen entfernten Ostküste des nordamerikanischen Kontinents ausgebildet. Die Sharks waren alles andere als glücklich über diesen Umstand, weshalb sie sich mit den Verantwortlichen der Edmonton Oilers, der Los Angeles Kings, der Calgary Flames und der Anaheim Ducks an einen Tisch setzten und einen Plan austüftelten.
Mit den Pazifik-Teams der National Hockey League hatten sie etliche Leidensgenossen gefunden. Für Edmonton waren die Oklahoma City Barons nicht das perfekte Farmteam und auch die Norfolk Admirals, das Minor-League-Team der Anaheim Ducks, war etliche Flugstunden entfernt beheimatet. Die westlichen Bundesstaaten waren bis dato AHL-Niemandsland und so war der naheliegende Entschluss, eine neue Pacific Division aus der Taufe zu heben, schnell gefasst.
Zum Start der Spielzeit 2015/16 gingen die Bakersfield Condors (Farmteam der Oilers), Ontario Reign (Farmteam der Kings), Stockton Heat (Farmteam der Flames), San Diego Gulls (Farmteam der Ducks) und San Jose Barracuda (Farmteam der Sharks) in der neugegründeten Pacific Division der American Hockey League an den Start.
Die Maßnahme sollte sich von Anfang an als voller Erfolg erweisen. San Diego, Ontario und San Jose erreichten auf Anhieb die Calder-Cup-Playoffs und auch die Besucherzahlen übertrafen die der alten Standorte teilweise erheblich.

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Vor allem in San Jose sollte sich der Schritt, das Farmteam in der direkten Umgebung anzusiedeln, auszahlen. Die Worcester Sharks hatten sich einige Jahre im Keller der Atlantic Division getummelt und von 2011 bis 2015 nur ein einziges Mal den Einzug in die Postseason geschafft. 2016 zogen die Barracuda zwar noch in der ersten Playoffrunde gegen Ontario (1:4) den Kürzeren, doch 2017 mauserten sie sich zu einem Topteam der Liga. Mit einer beeindruckenden Siegquote von 69,9 Prozent sicherten sie sich den ersten Rang in ihrer Division und in den folgenden Calder-Cup-Playoffs schieden sie erst im Halbfinale gegen die späteren Titelträger, die Grand Rapid Griffins, aus.
Doch wirklich beflügeln konnte dieser Erfolg die Barracuda nicht. In der laufenden Spielzeit hinken sie ihren Ansprüchen deutlich hinterher. In der mittlerweile acht Teams umfassenden Pacific Division sind nur die Condors schwächer und eine Playoff-Teilnahme scheint in weite Ferne gerückt.
Im Vorjahr legte San Jose zum Hauptrundenendspurt eine beeindruckende 14 Spiele währende Siegesserie hin. Eine solche würde ihnen auch in diesem Jahr nicht schlecht zu Gesicht stehen. Ansonsten dürfte AHL-Rookie Manuel Wiederer eine unschöne Premiere erleben: Seit er in Nordamerika dem Puck hinterherjagt, verpasste er nämlich noch kein einziges Mal die Playoffs. In der Saison 2015/16 erreichte er mit seinen Moncton Wildcats die dritte Playoffrunde in der QMJHL und im darauffolgenden Jahr schied er mit den Rouyn-Noranda Huskies erst in der zweiten Playoffrunde gegen die Chicoutimi Saguenéens aus.

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Auch wenn die Barracuda, die seit einigen Wochen auch auf die Dienste des erfahrenen Verteidigers Paul Martin zurückgreifen können, in dieser Saison nur wenige positive Schlagzeilen machten, legte zumindest Wiederer eine respektable erste Saisonhälfte hin. Der Deggendorfer, der beim NHL Draft 2016 in der fünften Runde (Nummer 150) von den Sharks ausgewählt wurde, empfahl sich auf Anhieb für einen Stammplatz bei den Barracuda und verbuchte zehn Punkte (4 Tore, 6 Assists) in 27 AHL-Spielen.
Die wichtigsten Ergänzungen der vergangenen Woche:
Zach Aston-Reese (RW), von den Wilkes-Barre/Scranton Penguins zu den Pittsburgh Penguins
Reto Berra (G), von den San Diego Gulls zu den Anaheim Ducks
Laurent Brossoit (G), von den Bakersfield Condors zu den Edmonton Oilers
Cameron Gaunce (D), von den Cleveland Monsters zu den Columbus Blue Jackets
Austin Czarnik (C), von den Providence Bruins zu den Boston Bruins
John Quenneville (C), von den Binghamton Devils zu den New Jersey Devils
Laval Rocket (RW), Nikita Scherbak (RW/LW), von den Laval Rockets zu den Montreal Canadiens
Die wichtigsten Streichungen der vergangenen Woche:
Andrew Hammond (G), von den Ottawa Senators zu den Belleville Senators
Jimmy Hayes (RW), von den New Jersey Devils zu den Binghamton Devils
Justin Holl (D), von den Toronto Maple Leafs zu den Toronto Marlies
Mike Liambas (LW), von den Anaheim Ducks zu den San Diego Gulls
Steven Santini (D), von den New Jersey Devils zu den Binghamton Devils
Nikita Soshnikov (RW), von den Toronto Maple Leafs zu den Toronto Marlies
Oskar Sundqvist (C), von den St. Louis Blues zu den San Antonio Rampage