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Luca Sbisa ist mit seinen Vegas Golden Knights nur denkbar knapp am ganz großen Triumph vorbeigeschrammt. Im Finale der Stanley-Cup-Playoffs 2018 mussten sich die Golden Knights den Washington Capitals in der Serie mit 1:4 geschlagen geben. Hinter dem 28-jährigen Schweizer liegt ein aufregendes Jahr mit Höhen und Tiefen. Nun läuft der Vertrag des Linksschützen aus.

In der Vegas-Kabine herrschte nach Spiel 5 eine äußerst bedrückende Stimmung. Für die Golden Knights war gerade eine Welt zusammengebrochen: Spiel 5 ging in der eigenen T-Mobile Arena knapp mit 3:4 verloren. Während eine große Leere in den Gesichtern der Spieler herrschte, feierten die Caps mit dem Stanley Cup auf dem Eis. Etwa 40 Minuten nach der Schlusssirene, die das Aus für die Knights bedeutete, lehnte Sbisa an einer Wand vor der Kabine und rang nach Worten.
"Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll", sagte der Schweizer, der sichtlich mit dem Spielausgang haderte. "Die Enttäuschung ist riesig. Wir sind alle ein bisschen sprachlos. Wir waren so nahe dran. Das Märchen ist jetzt zu Ende. Das tut natürlich weh."

Ein Märchen ohne Happy End
Es war die Cinderella-Story der diesjährigen NHL-Saison. Vegas, der NHL-Neuling, startete mit einer im Sommer komplett neu zusammengestellten Mannschaft voll durch. Die Golden Knights gewann in der Hauptrunde die Pacific Division, feierte in den Playoffs dann den Western-Conference-Titel und waren auch im Stanley Cup Finale keineswegs chancenlos.
"Wenn mir einer vor der Saison gesagt hätte, dass wir bis ins Stanley Cup Finale kommen würden, dann hätte ich ihn bremsen müssen. Aber wenn du so nah dran bist und die Chance hast, wirklich Geschichte zu schreiben, dann tut es umso mehr weh", erklärte Sbisa.
Washington schien geradezu resistent zu sein. Egal, was Vegas auch versuchte, die Capitals fanden immer wieder eine Antwort. Sbisa suchte nach einem Erklärungsansatz: "In den ersten vier Spielen haben wir ein bisschen ängstlich gespielt. Die ganze Saison haben wir nicht über irgendetwas nachgedacht. Wir haben einfach Hockey gespielt. Ohne Druck, ohne Nichts, einfach Freude am Hockey gehabt. Im Finale haben wir plötzlich angefangen zu überlegen, was wir da machen und sind ein bisschen von unserem Spiel weggekommen. Die letzten zwei Spiele haben wir gut gespielt. Wenn wir so in der ganzen Serie gespielt hätten, dann hätten wir eine bessere Chance gehabt, zu gewinnen."

Verletzungspech in der Hauptrunde - Mr. Zuverlässig in den Playoffs
Der 28-Jährige kam im Expansion Draft von den Vancouver Canucks nach "Sin City", erlebte dort aber einige verletzungsbedingte Rückschläge. Am Ende standen 30 Spiele in der regulären Saison zu Buche. Dabei gelangen dem Erstrunden-Pick aus dem NHL Draft 2008 (an insgesamt 19. Stelle von den Philadelphia Flyers ausgewählt) zwei Tore, zwölf Assists, ein Plus-Minus-Wert von +8 sowie im Schnitt 19:31 Minuten Eiszeit.
In den Playoffs verpasste der auf Sardinien (Ozieri, Italien) geborene 1,88-Meter-Mann die ersten sechs Spiele, stieg dann im Conference-Halbfinale gegen die San Jose Sharks ein, verdrängte Konkurrent Jon Merrill dauerhaft und war aus dem Lineup nicht mehr wegzudenken. Sbisa bildete ein Verteidiger-Tandem mit Colin Miller, machte zwölf Spiele in der Endrunde und gab vier Torvorlagen. Mit +5 hatte Sbisa den fünftbesten Plus-Minus-Wert bei Vegas. Unschätzbar auch sein Wert für die Defensivarbeit: Der Schweizer war mit durchschnittlich 2,6 Hits/Spiel und 2,2 Blocks/Spiel der jeweils zweitbeste Verteidiger bei den Golden Knights hinter Brayden McNabb (4,1 und 2,4). Und das, obwohl er mit im Schnitt 16:07 Minuten die wenigste Eiszeit unter den Stamm-Abwehrspielern erhielt. Ein Beleg für sein stets verlässliches Auftreten: Mit nur zwölf Giveaways teilt sich der 28-Jährige den Top-Wert mit Kapitän Deryk Engelland.
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Sbisa: "Diese Saison werde ich nicht vergessen"
Genau das beschreibt die Rolle Sbisas bei den Golden Knights eigentlich perfekt: Der Linksschütze spielt zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk und steht für ein solides Defensivspiel. Den Vancouver Canucks war das zuletzt noch 3,6 Millionen US-Dollar an Jahressalär wert. Nun läuft Sbisas Vertrag in Vegas aus.
Bevor es an den Verhandlungstisch geht, gilt es, das Erlebte zu verarbeiten und die überaus erfolgreiche, wenn auch ganz zum Schluss auch schmerzhafte Spielzeit abzuhaken. "Diese Saison werde ich nicht vergessen", betont Sbisa, der sich mit der Mannschaft in einer Ehrenrunde samt erhobenen Schlägern vom eigenen Anhang verabschiedete. "Die Fans waren seit dem ersten Tag hier und haben uns mit offenen Armen Willkommen geheißen und die ganze Saison lang unterstützt. Ohne die hätten wir es nicht bis ins Finale geschafft."