Marc-Andre Fleury war bislang der Garant für die erfolgreichen Playoffs der Vegas Golden Knights. In den ersten drei Runden war der Goalie schier unüberwindbar - im Stanley-Cup-Finale scheint der 33-jährige Kanadier aber plötzlich zu menscheln und schaffte es noch nicht, ein Spiel zu stehlen. Bei den Knights sorgt das allerdings für keinerlei Unruhe - Trainer und Spieler stehen voll hinter der Nummer 29. Fleurys Vorderleute nehmen die Schuld auf sich.
Fleury menschelt im Finale
Lob und Rückendeckung für den Vegas-Torhüter - Spieler in der Pflicht

© Jeff Bottari/Getty Images
In den ersten drei Runden der diesjährigen Endrunde (4:0 gegen die Los Angeles Kings, 4:2 gegen die San Jose Sharks, 4:1 gegen die Winnipeg Jets) war Fleury das ultimative Playoff-Monster für Vegas: In 15 Spielen stoppte er 478 von 505 Schüssen auf sein Tor, kam somit auf eine Fangquote von 94,7 Prozent, einen Gegentorschnitt von 1,68 sowie vier Shutouts.
Im Stanley-Cup-Finale gegen die Washington Capitals aber liest sich die Statistik des Publikumslieblings ganz anders: In vier Partien mussten die Golden Knights schon 16 Gegentore schlucken (6:4, 2:3, 1:3, 2:6). Fleury kommt dabei auf 84,5 Prozent Fangquote und 4,08 Gegentore/Spiel.
Kein Scheibenglück
Es ist allerdings nicht so, dass der 33-Jährige schlecht spielen würde. Beim einen oder anderen Gegentor wirkte der Kanadier allerdings ein wenig unglücklich. So zum Beispiel in Spiel 1, als er den abgefälschten Puck zwischen seinen Beinen nicht fand und diesen am Ende selbst zum zwischenzeitlichen 3:4 ins Tor bugsierte. Auch seinen aggressiven Stil wussten die Caps schon zweimal zu düpieren (3:3 in Spiel 1, 1:1 in Spiel 2). Keine Torwart-Fehler, aber zumindest nicht unhaltbar schienen die Gegentore zum 0:2 in Spiel 3 sowie zum 0:2 in Spiel 4, als die Scheibe unter seinem Arm vorbeiflog, beziehungsweise recht zentral einschlug.
Allerdings sei Fleury an dieser Stelle zugute zu halten, dass er oft genug von seinen Vorderleuten in Stich gelassen wurde. Exemplarisch dafür das 0:1 in Spiel 3, als der Goalie drei ganz starke Saves zeigte und sich dann doch noch geschlagen geben musste, weil vor seinem Kasten einfach niemand abgeräumt hatte.
Volle Unterstützung
"Bei den Gegentoren kann er nicht viel machen", meint Vegas-Coach Gerard Gallant. "Mir wäre lieber, wenn ich sagen könnte, dass Fleury nicht gut gespielt hat, aber er hat gutes Eishockey gespielt. Er ist ein guter Torhüter. Wir müssen als Team besser vor ihm aufräumen. Wir dürfen Washington nicht ihre Spielzüge aufziehen lassen. Sie haben Spieler, die gute Pässe spielen können. Wir müssen sicherstellen, dass wir ihnen die Passwege wegnehmen."
Und auch aus dem Spieler-Kreis erhält Fleury riesigen Zuspruch. "Ich denke nicht, dass es einen besseren Torhüter in dieser Liga gibt als Marc-Andre Fleury. Es gibt gute Goalies, aber nur deren fünf, die einfach unglaublich sind. Er gehört zu den Unglaublichen", betont Center Pierre-Edouard Bellemare. "Keiner von uns würde sich einen anderen Torwart als ihn wünschen. Er gibt uns die größte Möglichkeit, Spiele zu gewinnen. Wir sind froh, ihn zu haben, er ist für den Großteil unseres Erfolgs in dieser Saison verantwortlich", schließt sich Flügelstürmer Reilly Smith an. "Ich finde, dass er in den Playoffs überragend hält. Und ich denke auch, dass er mehr Unterstützung von uns braucht", so Verteidiger Shea Theodore. "Er kann nicht in jedem Spiel übermenschlich halten, aber er hat die Fähigkeit, Partien zu entscheiden."
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Spieler übernehmen die Verantwortung
Dass Fleury in der Final-Serie bislang noch nicht glänzen konnte, dafür übernehmen die Spieler die volle Verantwortung. "Wir können uns nicht nur auf einen Spieler verlassen", warnt Flügelflitzer Jonathan Marchessault. "Wir wissen, dass 'Flower' jeden ersten Schuss in dieser Liga stoppen kann. Es ist schwer für ihn, wenn er so viele Rebounds bekommt. Das ist aber unser Job, wir müssen es ihm so einfach wie möglich machen", sagt Stürmer Tomas Tatar. "Wir müssen in der Defensive besser werden und die Gegenspieler besser decken", fordert Verteidiger Brayden McNabb. "Wir müssen mehr Schüsse blocken, defensiv besser spielen und nicht so viele Alleingänge herschenken oder die Hintertüre offen lassen", gibt Angreifer Alex Tuch als Marschroute für Spiel 5 aus. "Er hat uns schon ein paar Mal aus der Patsche geholfen. Wir müssen dieses Spiel für ihn gewinnen", meint Mittelstürmer Erik Haula.
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Fleury: "Keine Angst vorm Verlieren"
Auf Fleury dürfte es in Spiel 5 in der Nacht von Donnerstag auf Freitag in der T-Mobile Arena aber dennoch ankommen: Für die Golden Knights ist es ein "Elimination Game" - verliert Vegas, ist der Traum vom Stanley Cup geplatzt.
"Ich werde versuchen, jeden daran zu erinnern, ruhig zu bleiben oder?", stellt Fleury eine rhetorische Frage. "Wir müssen unser Spiel spielen und versuchen, es zu genießen. Wir dürfen keine Angst davor haben, zu verlieren. Wir müssen hart spielen und angreifen, dann werden wir gute Dinge kreieren." Und vielleicht wird der Publikumsliebling dann wieder zum Playoff-Monster, stiehlt ein Spiel für die Knights und hält diese damit am Leben. "Es geht nur ums Team. Wir haben während der regulären Saison und in den Playoffs als Mannschaft gewonnen. Du gewinnst und verlierst als Team - das wird in Spiel 5 nicht anders sein."