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Die offensive Durchschlagskraft der Vegas Golden Knights resultierte bislang aus einem Zusammenspiel aus viel Secondary Scoring und einer produktiven ersten Sturmreihe. Im Stanley-Cup-Finale scheinen die ersten drei Linien allerdings ein wenig abzutauchen: Die Top-9-Angreifer kommen zusammen auf nur drei Tore. Die Golden Knights brauchen wieder mehr Gefahr - sowohl in der Spitze als auch in der Tiefe.

Vegas' Top-Reihe um Jonathan Marchessault (0 Tore/ 1 Assist/ 1 Scorerpunkt), William Karlsson (1/1/2) und Reilly Smith (1/2/3) kommt nach drei Spielen lediglich auf zwei Tore. Doppelt so viele Treffer (vier) verbuchte bereits die vierte Reihe mit Tomas Nosek (3/0/3), Pierre-Edouard Bellemare (0/2/2) und Ryan Reaves (1/0/1).
Dazwischen herrscht beinahe schon ein Tor-Vakuum: Die zweite Linie um James Neal (1/0/1), Erik Haula (0/1/1) und David Perron (0/1/1) sowie die dritte Formation mit Ryan Carpenter (0/0/0), Cody Eakin (0/0/0) und Alex Tuch (0/0/0) kommt zusammengerechnet auf ein einziges Tor und magere drei Scorerpunkte. Von den Top-9-Stürmern haben somit lediglich Karlsson, Smith und Neal (je ein Tor) getroffen.

"Die vierte Linie ist normalerweise für die Defensive zuständig, aber jetzt haben sie viel in der Offensive kreiert, weil sie einfach spielen", sagt Vegas-Verteidiger Luca Sbisa. "Ich glaube, die ersten drei Reihen forcieren es etwas zu sehr und versuchen, möglichst schöne Spielzüge zu machen. Aber eigentlich sollten sie genau das Gegenteil machen: Einfach spielen und die Scheiben aufs Tor bringen."
Top-Reihe hinter den Erwartungen
Prinzipiell alles schlecht war es aber nicht, was die Top-Reihe der Knights trotz der ausbaufähigen Ausbeute anbot. Auch nicht in Spiel 3 (1:3): Marchessault etwa zeigte sich omnipräsent, machte feine Spielzüge, verbuchte vier Schüsse aufs Tor sowie einen Pfostenknaller. Seine Nebenmänner Karlsson (kein Schuss, zwei Hits) und Smith (kein Schuss vier Hits) waren eher in der Defensive gebunden.
"Sie haben zwar nicht getroffen, aber ihren Job gemacht. Viele Chancen sind nicht reingegangen", zeigte sich Knights-Coach Gerard Gallant durchaus zufrieden mit seiner Top-Reihe. "Sie haben gut gespielt", befand auch Perron. "Sie arbeiten hart, aber die Pucks gehen einfach nicht rein", meinte Carpenter. "Natürlich können wir uns nicht nur auf sie verlassen, wir müssen alle mehr produzieren und uns das Momentum zurückholen."
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Dass die erste Reihe bislang so selten auf die Anzeigetafel kommt, dafür sind die Capitals hauptverantwortlich. "Wir machen es ihren Top-Jungs schwierig", sagt Caps-Stürmer Tom Wilson und schiebt die Erklärung gleich hinterher: "Ihnen Zeit und Raum zu nehmen ist das Wichtigste. Sie sind gute Spieler, wollen Zeit mit dem Puck haben und ihre Spielzüge planen. Unsere Stürmer verfolgen sie aber und drängen sie in unsere solide Defensive. Es ist eine Sache der ganzen Mannschaft, um ihnen das Leben schwer zu machen. Wir können uns an verschiedene Stile anpassen, sind schnell, physisch und haben Qualität."
Kaum Gefahr aus der zweiten und dritten Reihe
Die zweite Linie der Golden Knights erlebte in Spiel 3 dagegen einen schlimmen Abend mit kumuliert zwei Schüssen, drei Checks und einer desaströsen Plus-Minus-Bilanz von -9. "Unsere Reihe muss besser werden", schloss sich Perron in die Kritik mit ein.
Die dritte Formation kam immerhin auf fünf Schüsse und zwei Hits. Tuch zeigte sich schießwütig (vier Schüsse), Eakin und Carpenter waren stark im Penalty Killing. "Wir müssen einen Weg finden, Momentum zu kreieren, mehr Zeit in ihrer Zone haben, die Pucks dort halten und Tore schießen."
Wie das gelingen soll? "Vor dem Tor müssen wir ein bisschen mehr Chaos kreieren. Braden Holtby ist einfach gut: Wenn er die Scheiben sieht, dann hält er sie auch. Wir müssen mehr Pucks aufs Tor bringen, hungriger sein und die Rebounds kontrollieren", fordert Sbisa.
Gallant: "Wir brauchen mehr Secondary Scoring"
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Mit gutem Beispiel vorangehen soll in Spiel 4 nun die Top-Reihe, nach der sich alle anderen Stürmer orientieren. "Wenn die Top-Linie trifft, dann wollen alle anderen natürlich nachziehen", so Carpenter. Coach Gallant sieht aber die ganze Mannschaft in der Pflicht: "Wir brauchen definitiv mehr Secondary Scoring. Auch andere müssen einspringen und treffen."
Da wären nämlich auch noch die Verteidiger der Golden Knights, die bereits für zwei Tore und sieben Scorerpunkte von der blauen Linie sorgten. "Wir müssen einfach Gas geben und aktiver sein", lautet Sbisas Matchplan. "Wir müssen da raus gehen und das Spiel kontrollieren."