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Wenn ein Team als zweitbestes der regulären Saison (40-14-2, 82 Punkte aus 56 Spielen) in einer 31er-Liga in den Stanley Cup Playoffs unter die letzten Vier kommt und dabei das beste Team (Colorado Avalanche) zuvor ausgeschalten hat, dann ist das ein gutes Ergebnis. Trotzdem kann von Zufriedenheit über das Erreichte bei den Vegas Golden Knights keine Rede sein, denn sie wollten verständlicherweise mehr.

Ursprünglich angetreten, um den Stanley Cup zu gewinnen, unterlag die Mannschaft von Trainer Peter DeBoer im Stanley Cup Halbfinale gegen Außenseiter Montreal Canadiens in der Best-of-7-Serie mit 2:4. Am Donnerstag setzte es mit 2:3 nach Verlängerung im Bell Centre die alles entscheidende vierte Niederlage.
Die Spiele gegen die Canadiens, die die Hauptrunde nur auf Rang 18 (24-21-11, 59 aus 56) abschlossen und gerade noch so in die Playoffs rutschten, waren überwiegend eng, doch die gezeigte Leistung entsprach nicht den gehobenen Ansprüchen der Verantwortlichen in Las Vegas.
Natürlich gab es eine ganze Reihe von Gründen, die dafür mitverantwortlich waren, dass es für Vegas nach den Erfolgen gegen die Minnesota Wild (4:3) und die Avalanche (4:2) nicht für ein Weiterkommen in das Stanley Cup Finale reichte.
Grundsätzlich keine Fortschritte zu erkennen
Die Golden Knights wurden durch das Scheitern in Montreal zum zweiten Mal in Folge in der Vorschlussrunde aus Kanada geschlagen nach Hause geschickt. In der Saison 2019/20 unterlagen sie in der Bubble von Edmonton in der Runde der letzten Vier gegen die Dallas Stars. Der erhoffte Fortschritt auf dem Weg zum Titel, er blieb aus.

VGK@MTL, Sp6: Price rettet gegen Janmark und Roy

"Es gibt eine andere Tür, die wir finden müssen, um zu dieser Zeit des Jahres erfolgreich den nächsten Schritt zu machen", analysierte DeBoer nach der Niederlage in Montreal etwas mystisch. "Jeder muss in den Spiegel schauen, auch die Trainer. Ich denke, es liegt alles auf dem Tisch. Wir müssen uns überlegen, was wir aus Sicht der Trainer anders machen können. Wir sollten uns außerdem unser vorhandenes Personal ansehen. Ich denke, es darf dabei grundsätzlich keine Tabus geben."
Das klingt, als stünden in der Offseason größere Veränderungen im Klub an. In welchen Bereichen, darüber lässt sich zu diesem frühen Zeitpunkt nur spekulieren. In jedem Falle scheinen Präsident George McPhee und General Manager Kelly McCrimmon aufgerufen, den Feinschliff im Team so zu verändern, dass die Mannschaft, die in ihrer Premierensaison 2018 auf Anhieb das Stanley Cup Finale gegen die Washington Capitals erreichte und mit 1:4-Siegen verlor, den angestrebten Titel schon in überschaubarer Zeit feiern kann.
Unerwartete Probleme im Sturm
Manches lässt sich im Sport einfach schlecht bis gar nicht logisch erklären. Kaum jemand dürfte es kommen gesehen haben, dass ausgerechnet die Mannschaft, die in der Stanley Cup Second Round noch den Titelaspiranten aus Colorado auf so beeindruckende Weise ausschalten konnte, plötzlich ausgerechnet in der zweiten Juni-Hälfte unter einem akuten Tormangel leiden würde.
Aber genau so kam es. Es war über die komplette Serie gegen Montreal ein großes Problem für die Golden Knights, dass ausgerechnet ihre besten Stürmer im Kader zur Unzeit mit einer auffälligen Ladehemmung zu kämpfen hatten. Am Ende wurden acht der 13 Tore des Teams in den sechs Begegnungen gegen die Canadiens von Verteidigern erzielt. Mark Stone sei hier explizit als Enttäuschung genannt, der als einer der besten Stürmer und Kapitän des Teams in den Duellen gegen Montreal komplett ohne ein einziges Erfolgserlebnis blieb.

VGK@MTL, Sp6: Weber trifft zuerst

"Wenn ich es gewusst hätte, hätte ich es wahrscheinlich geändert", sagte Stone im Hinblick auf eine mögliche Lösung für seine Durststrecke nach dem Aus am Donnerstag. "Es geht für uns nur darum, über diese Hürde zu kommen. Mannschaften machen so etwas hin und wieder eben einmal durch. Das Ziel für die nächste Saison ist es, den Stanley Cup zu gewinnen", gab sich Stone trotz allem unverzagt und richtete seinen Blick notgedrungen in Richtung der kommenden Spielzeit.
Totalversagen im Powerplay
Gescheitert sind die Golden Knights aber nicht nur an der insgesamt schwachen Torausbeute ihrer besten Angreifer gegen die Canadiens, auch insbesondere ihre Powerplayformation nahm sich eine auffällige Auszeit genau zur Unzeit.

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Keine von 15 Überzahlgelegenheiten konnte von Vegas in den sechs Begegnungen zu einem Treffer umgemünzt werden. Logisch, dass man mit einer solchen Ausbeute die Abwehr des Gegners nicht in Angst und Schrecken versetzen kann. Montreal reichten im Umkehrschluss vergleichsweise geringe Torausbeuten und wenige Überzahltreffer in der Summe zum Erfolg.
Überflüssige Torwartdebatte
Mit Marc-Andre Fleury und Robin Lehner haben die Golden Knights unbestritten ein ungewöhnlich hochklassiges Torhütertandem in ihren Reihen, was in der Liga seines Gleichen sucht. Was in der regulären Saison noch ein großer Vorteil für die Golden Knights war, weil sich die beiden die Arbeit in einem eng getakteten Spielplan aufteilen konnten, ohne dass es deshalb zu einem Qualitätsverlust im Tor gekommen wäre, entpuppte sich im Halbfinale urplötzlich als ein Nachteil.

VGK@MTL, Sp6: Lehner rettet gegen Caufield

Unnötige Debatten, welcher von beiden denn nun am besten zum Einsatz kommen sollte, taten den Leistungen von beiden Kandidaten in der Endphase der Saison nicht gut. Insbesondere auch vor Spiel 6 gegen Montreal hat diese Diskussion sicherlich gestört, auch wenn Lehner, für den sich der Coach am Ende als Starter entschied, an der knappen Niederlage wenig Verantwortung zuzuweisen ist. Solche Diskussionen gehen nie spurlos an einem Kader vorbei.