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Als die Vegas Golden Knights im Oktober den Spielbetrieb aufnahmen, hätten nicht einmal die kühnsten Optimisten damit gerechnet, dass die Mannschaft acht Monate später in der Finalserie um den Stanley Cup steht. Der Erfolg des Neulings hat viele Väter. An vorderster Stelle zu nennen sind der visionäre Eigner Bill Foley, Präsident Kerry Bubholz, General Manager George McPhee und Coach Gerard Gallant. Sie schufen ein nahezu perfektes Umfeld und sorgten dafür, dass die Golden Knights mit einer wettbewerbsfähigen Belegschaft antraten. Nun ist der Klub nur noch vier Siege vom ganz großen Triumph und damit der größten Sensation in der jüngeren NHL-Geschichte entfernt.

Als erster Glücksgriff von McPhee erwies sich die Verpflichtung des routinierten Trainers Gallant. Er besaß die Fähigkeit, sich bei den Spielern den nötigen Respekt zu verschaffen und ihnen zugleich Freude an ihrem Job zu vermitteln. Beides waren die Schlüssel zum Erfolg. Von Beginn an präsentierte sich der zusammengestellte Kader als verschworene Einheit. Torhüter Marc-Andre Fleury, dreifacher Stanley-Cup-Champion mit den Pittsburgh Penguins, verlieh den Golden Knights den notwendigen Glamour und erwies sich als der erhoffte starke Rückhalt zwischen den Pfosten. Er war der wertvollste Spieler des Teams in der regulären Saison und trat in den Playoffs einmal mehr den Beweis an, dass er weltweit zu den Meistern seines Fachs gehört.
"Er hat die nötige Erfahrung ins Team gebracht und Führungsstärke bewiesen. Außerdem hatte er zuvor schon Erfolg in den Playoffs. Das zusammen war für uns Gold wert", lobte McPhee den Schlussmann.
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Viele andere nach Nevada geholte Akteure standen Fleury in nichts nach und machten im Laufe der vergangenen Monate eine erstaunliche Entwicklung durch. Zu ihnen zählte der von den Columbus Blus Jackets verpflichtete William Karlsson. Der Angreifer schloss die Hauptrunde mit 43 Treffern als bester Torschütze der Golden Knights ab. In der Saison 2016/17 hatte er lediglich sechsmal ins Schwarze getroffen. Persönliche Rekorde verbuchten zudem die Stürmer David Perron (50 Assists), Erik Haula (29 Tore) und Reilly Smith (60 Punkte). Jonathan Marchessault mauserte sich mit 27 Toren und 48 Vorlagen sowie einer Plus-Minus Bilanz von +36 zu einem wertvollen Allrounder.
Der von den Florida Panthers gekommene Marchessault sieht in der Beständigkeit der Mannschaft einen wichtigen Faktor für das erfolgreiche Abschneiden. "Selbst, wenn es in einem Spiel einmal nicht so gut lief, haben wir uns nicht beirren lassen. Dann haben wir im nächsten Match einfach eine Schippe draufgelegt", sagte der Center. Voraussetzung dafür sei die hervorragende Chemie im Team gewesen. "Bei uns gab es zu keinem Zeitpunkt irgendwelche Cliquen. Wir saßen alle im selben Boot und waren froh, ein Teil dieses Projekts zu sein. Wir wollten das Beste daraus machen und haben es auch geschafft. Unsere Strategie war, nie zu weit nach vorne zu blicken, sondern sich stets auf die nächste Partie zu konzentrieren", erläuterte Marchessault.

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Die heimische T-Mobile-Arena baute Vegas zur Festung aus. Mit 29 Siegen vor eigenem Publikum legten die Golden Knights das Fundament für den Gewinn der Pacific Division und der Western Conference. Besonders heimstark präsentierten sie sich im Oktober mit acht (davon die ersten sechs in Serie) und im Dezember mit neun Erfolgen. Die Fans honorierten die spektakulären und leidenschaftlichen Darbietungen und strömte in Scharen in die Halle. Sie nahmen das Team sofort als "ihre" Mannschaft an. Dadurch reüssierte das Franchise auch in wirtschaftlicher Hinsicht.
"Hart arbeiten, dabei Spaß haben und schauen, wo wir stehen - so lautete unsere Philosophie das ganze Jahr über", sagte Coach Gallant. "An den meisten Abendenden waren wir wirklich zufrieden mit der Leistung der Gruppe", fügte er hinzu. Auf dem Roadtrip in Dallas und Nashville im Dezember habe er zum ersten Mal realisiert, dass es seine Schützlinge in dieser Saison weit bringen können. "Wir haben beide Male tolles Hockey gezeigt und die Partien verdient gewonnen. Das war ein bedeutender Schritt für uns alle. Die Spieler haben erkannt, dass sie jeden Gegner schlagen können, wenn sie so auftreten wie dort", so der Trainer.
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In der Folge marschierten die Golden Knights weiter durch die reguläre Saison. Die Qualifikation für die Playoffs geriet zu keiner Phase in Gefahr. In der Endrunde setzten sie ihren Siegeszug unbeirrt fort. In der ersten Runde bezwangen sie die Los Angeles Kings in vier Spielen, in der zweiten Runde die San Jose Sharks in sechs und im Conference-Finale die Winnipeg Jets in fünf Begegnungen.
Jetzt sind alle Augen auf die am Montag in der T-Mobile-Arena beginnende Finalserie um den Stanley Cup gegen die Washington Capitals gerichtet. Dabei wollen die Golden Knights den Kontrahenten aus der US-Hauptstadt mit ihrem Hochgeschwindigkeitshockey in die Knie zwingen. "Wenn unsere Defensive in der Lage ist, die Lücken zu schließen und den Gegner zu Puckverlusten zu zwingen, haben wir mit unserem schnellen Umkehrspiel eine gute Chance", lautet die Einschätzung von Angreifer Smith vor dem Auftaktmatch.