USA WJC MW

Ganz Kanada befindet sich jährlich zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag im Ausnahmezustand. Seit dem legendären Punch-up in Piestany bei der Ausgabe 1987 in der Tschechoslowakei, als sich die Nachwuchsteams von Kanada und Russland in die Haare bekamen, werden die zwei Wochen Juniorenweltmeisterschaft in Kanada gefeiert wie Festtage.
Familien kommen in den heimischen Wohnzimmern zusammen und verpassen kein Spiel ihrer Junioren-Landesauswahl. Sie bejubeln ihre Helden landesweit zur Primetime an den Rundfunkgeräten. Die Frenetik ist in etwa Vergleichbar mit der, die hierzulande die Fußballweltmeisterschaft begleitet.

Ein sehnsüchtig ersehntes Duell war zweifellos das mit den USA, denn mit den südlichen Nachbarn wird eine große Rivalität gepflegt. Entsprechend angeheizt war die Stimmung vor dem 47. Aufeinandertreffen bei den Junioren Weltmeisterschaften 2017.
Das Jahr 2016 sollte mit einem kanadischen Eishockeyfest enden. Doch es kam ganz anders. Team Kanada hatte zur Party geladen, doch die Gäste brachten nicht nur Raclette Pfännchen und Tischfeuerwerk mit. Sie hatten Chinaböller, Raketen und Kanonenschläge im Gepäck und waren gewillt, diese auch zu zünden.
Mit 3-1 setzte sich die USA im letzten Spiel der Gruppe B gegen Kanada durch. Zum ersten Mal seit 2011 ziehen die USA als Gruppenerste in das Viertelfinale ein.
"Sie sind ein großartiges Team", erklärte der Greenway, der mit einem Tor und zwei Assists maßgeblichen Anteil am Erfolg hatte. "Doch wir haben unser Spiel einfach gehalten und haben das gemacht, was wir tun mussten. Unsere Stürmer, unsere Verteidiger, alle haben die Schüsse geblockt, die sie blocken mussten. Wir haben uns einige Torchancen herausgespielt und unsere Unterzahlspieler waren großartig."
Das von Greenway angesprochene Penaltykilling sollte sich als spielentscheidend erweisen. Die US-Amerikaner nahmen insgesamt 37 Strafminute, die Kanadier konnten nur in doppelter Überzahl 28:12 gespielten Minuten einen Erfolg feiern.
Auch für US-Headcoach Bob Motzko war das Unterzahlspiel entscheidend:
"Jeder Penaltykiller kannte seine Aufgabe", erklärte Motzko. "Wir haben heute ein paar Änderungen in Unterzahl gemacht, um zu gewinnen. Wir haben festgestellt, dass wir in den letzten beiden Spielen im Penaltykilling nicht richtig auf der Höhe waren. Wir haben ein paar personelle Änderungen vorgenommen, haben mehr Spieler in Unterzahl eingesetzt und die Eiszeiten verkürzt. Das war ziemlich cool. Offensichtlich haben wir die Halle zum Schweigen gebracht. Das Penaltykilling hat uns heute das Spiel gewonnen."

Sicherlich schwieg nicht nur die Halle, auch die Familien vor den TV-Geräten mussten um Worte für das erlebte gerungen haben.
"Einfach jeder schaut sich dieses Spiel an", erzählte US-Verteidiger Charlie McAvoy. Jedes Kind träumt davon, da dabei zu sein. Wir hatten heute Abend da draußen einfach Spaß. Wir haben unser Spiel durchgezogen und haben uns durchgesetzt."
Zum ersten Mal seit 18 Jahren war die USA in einer WJC-Partie den Kanadiern überlegen. In den sieben letzten Aufeinandertreffen mussten sie sechs Niederlagen hinnehmen, einmal erreichten sie ein Unentschieden. Doch die Amerikaner wollen jetzt nicht die Beine hochlegen und sich auf dem Erfolg ausruhen.
"Sicherlich ist es großartig, dieses Spiel zu gewinnen", erklärte Stürmer Clayton Keller. "Unser bestes Eishockey muss jetzt aber noch kommen. Siege gegen Kanada und Russland sind etwas tolles, aber das richtige Eishockey fängt am Montag an."
Am Montag beginnt die Finalrunde. Im Viertelfinale warten auf die USA die Schweizer, die sich mit Siegen gegen die Tschechische Republik und Dänemark den vierten Platz in der Gruppe A sicherten.
Für die Schweiz ist dies die erste Viertelfinalteilnahme seit 2014. Damals kamen die Eidgenossen gegen Kanada mit 4-1 unter die Räder. Ein Weiterkommen gegen die hochgehandelte US-Auswahl würde einem Eishockeywunder gleichen. Noch im vergangenen Jahr winkte für die USA die Bronzemedallie. Das mit den aktuellen NHL-Shootingstars Auston Matthews, Matthew Tkachuk und Zach Werenski gespickte Team setzte sich 2016 in Helsinki im kleinen Finale mit 3-8 gegen Schweden durch.
Auch in diesem Jahr könnte die USA frühestens im Finale auf die bislang ungeschlagenen Schweden treffen. Die Skandinavier absolvierten erneut eine perfekte Round-Robin und sicherten sich eine hervorragende Ausgangsposition für die Finalrunde.