Bernd Rösch: Druck in der Form, einer Erwartungshaltung gerecht werden zu müssen, ist meiner Meinung nach eher leistungshemmend. Der Druck, unbedingt gewinnen zu müssen wie in einem entscheidenden Spiel in den Stanley Cup Playoffs oder in jenen Partien, die man für sich entscheiden muss, um überhaupt den Playoffzug zu erreichen, kann hingegen leistungsfördernd sein.
Gestandene Eishockeyprofis kennen solche Situationen, in denen sie mit dem Rücken zur Wand stehen zu Genüge, und sie wissen damit umzugehen. Wichtig ist hierbei jedoch, dass die Chemie in der Mannschaft stimmt, alle an einem Strang ziehen und nicht nur wenige die Last auf ihren Schultern tragen.
Stellt sich der Erfolg unter solchen Umständen ein, kann sich eine Eigendynamik entwickeln, die das Team über sich hinauswachsen lässt. Die letzten Körner werden freigesetzt und die Grenzen der physischen und psychischen Leistungsfähigkeit erhöhen sich.
Stefan Herget:Also mir wird in dieser Frage immer von außen zu viel hineininterpretiert. Man sollte die Spieler einfach spielen lassen, denn wir sind im Sport, wo es natürlich um persönlichen Erfolg und Leistung geht, aber eben auch nur das.
Es gibt ganz andere, weniger beachtete Bereiche im Leben, wo Menschen Druck erfahren, der elementar für ihr Leben ist. Es ist natürlich tragisch, wenn Sportler mit dem öffentlichen Interesse, dem sie unterliegen, nicht mehr klarkommen und psychisch erkranken. Das kommt aber auch daher, weil immer der Mensch im Vordergrund stehen sollte und nicht der Sportler als Maschine, wie es häufig der Fall ist.