Ungleiches Torwart-Duo macht sich bezahlt
Rookie Juuse Saros und sein finnischer Landsmann Pekka Rinne profitieren bei den Predators voneinander
von Kevin Woodley / NHL.com Korrespondent
VANCOUVER -- Nashvilles Torwart-Rookie Juuse Saros schaut aus zwei Gründen zur Nummer 1 der Predators, Pekka Rinne, auf: Zum einen, weil er mit 1,80 Meter genau 16 Zentimeter kleiner ist als sein finnischer Landsmann. Zum anderen, weil er Rinne auch als Spieler bewundert. Saros ist dem Routinier darüber hinaus dankbar, dass er ihm geholfen hat, den Übergang in die NHL zu schaffen. So hatte Rinne durch sein Mentoring großen Anteil daran, dass Saros bei seinen bisher acht Starts im Gehäuse der Predators in dieser Saison eine gute Figur machte. Der junge Mann kam dabei auf eine beachtliche Save-Quote von 95 Prozent (12 Gegentore bei 242 Schüssen).
Wenn man wirklich verstehen möchte, warum der 21-Jährige als kleinster Schlussmann der NHL derzeit so erfolgreich ist, lässt man sich am besten von Rinne erklären, was er selbst von Saros gelernt hat. Denn Rinne hat sich gleich mehrere Dinge von ihm abgeschaut und in sein Repertoire aufgenommen.
An Saros schätzt Rinne zum Beispiel die Art, wie er sich bewegt und seinen Körper kontrolliert. "Er hat außergewöhnliche Talente. Er liest das Spiel sehr gut und bleibt unglaublich ruhig. Wegen seiner geringeren Größe muss er zudem stets präzise sein", sagt der Finne über einen Teamkollegen.
"Selbst mit meinen 34 Jahren kann ich noch eine Menge dazulernen. Die beste Möglichkeit dafür ist, andere Goalies wie Juuse genau zu studieren. Auf diese Weise versuche ich Jahr für Jahr meinen Stil und mein Spiel zu vereinfachen, um mich weniger anstrengen zu müssen und zugleich effektiver zu werden", sagt Rinne.
Niemand außer Saros selbst hätte es für möglich gehalten, dass es einmal so weit bringt. Mit 14 hatte man ihm erklärt, dass er zu klein und zu leicht für einen Torwart sei. Er könne das Tor mit seiner Statur nicht gut abdecken. Doch Saros machte aus der Not eine Tugend. "Ich war immer ein schmächtiger Kerl. Aber das ist kein Problem. Ich muss einfach bei allem genauer sein als andere, mich weniger bewegen und länger warten, bevor ich eine Reaktion zeige. Ich kann es mir nicht leisten, schludrig zu sein", erläutert Saros.
Als eine seiner größten Qualitäten bezeichnet er das Skaten. Seine Sicherheit auf Schlittschuhen trage dazu bei, dass er sich ganz aufs Spiel konzentrieren und auf diese Weise viele Spielzüge antizipieren könne. Verbessern möchte er künftig vor allem seine Schnelligkeit.
Wenn Schüsse auf sein Tor abgegeben werden, wartet Saros länger mit einer Reaktion als die meisten NHL-Torhüter. Er schaut dafür nicht auf das Schlägerblatt des Schützen, sondern verfolgt immer den Puck. "Viele Spieler verstehen es, die Schussabgabe geschickt zu verbergen. Deswegen ist es sicherer, stets den Puck im Auge zu behalten", erklärt Saros.
Die Schützen der Predators haben diese besondere Verhaltensweise beim Training bemerkt. "Als ich ihn das erste Mal sah, dachte ich: Oh, der ist aber klein. Aber er hat uns allen gezeigt, wie gut er ist", sagte James Neal, der 229 Tore erzielt und bereits einige Artikel über die Kunst des Torschusses verfasst hat. "Er macht die ganze Zeit über tolle Saves. Und alles wirkt dabei spielerisch leicht. Es ist schwer, die Lücke bei ihm zu finden. Ich bin wirklich beeindruckt", preist Neal den jungen Schlussmann.
Bei der Weltmeisterschaft 2016 holte Saros mit Finnland die Silbermedaille. Bei seinen zwei Starts gelang ihm jeweils ein Shutout. Auch im Juniorenbereich hatte er in allen Stufen Erfolg, obwohl seine vergleichsweise geringe Statur immer wieder thematisiert wurde. Der Trend im Torhüterbereich geht eben seit Jahren in Richtung Hünen wie Rinne.
Diesem Trend die Stirn zu bieten werde nicht einfach für Saros, meint Rinne. Doch er glaubt, dass der Rookie die nötige Einstellung mitbringt, um das Auf und Ab durchzustehen, das die Torwartposition mit sich bringt.
Video: NSH@STL: Saros rettet beim Schlagschuss im Powerplay
Während Rinne sich von Saros unter anderem dessen ruhiges Verhalten auf dem Eis abgeschaut hat, ermutigte Predators-Torwartcoach Ben Vanderklok den finnischen Nachwuchsstar, sich etwas von Rinnes Wettkampfhärte anzueignen. Aus diesem Grund üben Vanderklok und Saros im Training immer wieder spezielle Situationen, in denen diese Tugend gefragt ist.
Es steht außer Frage: Saros wird nie so groß wie Rinne werden. Doch wenn beide voneinander lernen, haben sie zumindest die Chance, gemeinsam ein Stück zu wachsen. Wenn auch auf unterschiedlichen Feldern.