Danault

An jedem Montag der Spielzeit 2017/18 beleuchtet NHL.com/de an dieser Stelle verschiedene Themen, die etwas abseits des täglichen Spielgeschehens liegen und den Puls der Liga im Hintergrund bestimmen. Sportliche Krisen, ein intensiverer Blick auf die aktuellsten Geschehnisse in der NHL und grundsätzliche Entwicklungen zählen dazu. Wir sorgen dafür, dass nichts davon unbeachtet bleibt.

Heute beschäftigen wir uns mit den unvermeidlichen Gefahren im Eishockeysport.
Am Sonntag gaben die Montreal Canadiens bekannt, dass Phillip Danault aus dem Krankenhaus entlassen worden ist. Das war eine gute Nachricht, nach den wahrlich unschönen Bildern vom Vortag. Bei der 3:4-Niederlage nach einem Shootout gegen die Boston Bruins im Bell Centre hatte Danault einen Schlagschuss unglücklich gegen den Kopf bekommen und war anschließend auf einer Trage vom Eis gebracht worden.
Gut eineinhalb Minuten vor Ende des Mitteldrittels zog Bruins Kapitän Zdeno Chara von der blauen Linie mit voller Wucht ab. Der Puck erwischte Danault dabei mit über 120 Stundenkilometern seitlich am Kopf. Der Spieler blieb zunächst bewusstlos auf dem Eis liegen. Es dauerte mehrere Minuten, die sich wie eine Ewigkeit anfühlten, bevor er zumindest von der Spielfläche abtransportiert werden konnte. Im Anschluss kam er für weitere Untersuchungen ins Krankenhaus. Am Sonntag folgte die Entwarnung. Danault durfte das Krankenbett wieder verlassen.

"Ich habe ihm noch in der Nacht eine Textnachricht zukommen lassen", erzählte Jonathan Drouin von den Canadiens beim Sonntagstraining. "Zunächst hat er mir nicht geantwortet. Jetzt ist es schön zu wissen, dass er wieder bei Bewusstsein ist und dass es ihm soweit wieder recht gut zu gehen scheint. Es ist schon verstörend. Plötzlich ist Eishockey ganz unwichtig, wenn man diese Bilder anschaut", ergänzte Drouin erleichtert.
Szenen wie die am Wochenende sind zuletzt im Ligaalltag seltener geworden. Die Bemühungen der NHL-Verantwortlichen, den Sport unter möglichst sicheren Bedingungen stattfinden zu lassen, die Ausrüstung stetig zu verbessern und zudem immer effektivere medizinische Rahmenbedingungen zu schaffen, zeigen Wirkung.
Fast vergessen scheinen zudem die Zeiten, in denen die sogenannten Enforcer sich regelmäßig Faustkämpfe auf der Eisfläche lieferten. Stu Grimson war über 12 Jahre bei mehreren Klubs ein Aushängeschild dieser rarer werdenden Spielergattung.
In 729 NHL-Spielen sammelte er stolze 2113 Strafminuten. Die Mehrheit davon kassierte er für Fights mit seinen Gegenspielern. Alleine in der Runde 2000/01 lieferte Grimson sich 19 Kämpfe. Seine Eiszeit betrug durchschnittlich nur rund sechs Minuten pro Begegnung. Fast 40 Prozent der Ligaspiele beinhalteten zu seiner Zeit solche Fights.
Fast zwei Jahrzehnte später ist diese Quote auf rund 20 Prozent gesunken. Ein neuer Tiefstwert deutet sich für diese Hauptrunde an. In einer seit Jahren immer jünger und deutlich schneller werdenden Liga kein Wunder. Das findet auch Grimson. "Der Charakter des Spiels hat sich zuletzt stark verändert. Diese Rituale gibt es nur noch selten. Selbst gegen Ende eines Spiels setzen die Teams kaum mal mehr Zeichen in Form einer Kampfaufforderung", sagte er dem Sportkanal ESPN.
Nicht nur die Aktiven auf dem Eis, sondern auch die Zuschauer leben mitunter gefährlich. Vor allem wenn die mit extremen Geschwindigkeiten abgefeuerten Hartgummischeiben im Publikum landen. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an den tragischen Unglückfall im Jahre 2002, als bei einem Spiel der Edmonton Oilers gegen die Columbus Blue Jackets die 13-jährige Brittanie Cecil in der 15. Reihe der Arena von einem Puck am Kopf getroffen wurde und an den Folgen starb. Netze an kritischen Stellen haben eine Wiederholung eines solch dramatischen Zwischenfalls bisher erfolgreich abgewendet.
Auch die Einführung der Helmpflicht für Spieler Ende der 1970er-Jahre hat entscheidend dazu beigetragen, dass die Zahl schwerer Kopfverletzungen zurückging. Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es im Eishockey dennoch nicht. Das hat der Fall Danault am Samstag einmal mehr gezeigt.