EDM@PIT: Draisaitl läuft allen davon und trifft in OT

Am Dienstag wurden die Spiele 305 bis 317 der NHL-Saison 2019/20 ausgetragen. Damit liegt ein Viertel der 1271 Spiele umfassenden regulären Saison hinter uns. Für NHL.com/de ein Anlass, einen Blick auf die Statistiken zu werfen, die Trends der Saison zu identifizieren und eine Vorschau zu wagen, was der Rest dieser Spielzeit noch bieten könnte.

Das Spiel wird schneller und offensiver
Die aktuelle Saison setzt den Trend der vergangenen Jahre zu einer schnelleren und offensiveren Spielweise fort. In den bisherigen Partien fielen 1956 Tore, das ergibt einen Durchschnitt von 6,2 Toren pro Spiel. Beide Werte wurden in den vergangenen 23 Jahren nur einmal übertroffen, in der Saison 2005/06, als zu diesem Zeitpunkt 2007 Tore (6,3 pro Spiel) gefallen waren.
Stehen bei beiden Teams gleich viele Spieler auf dem Eis, muss man noch weiter in die Vergangenheit blicken, um auf mehr Tore zu kommen. 1992/93, vor 27 Jahren, wurde der diesjährige Wert von 1462 Toren zuletzt übertroffen.
Dass das Spiel immer schneller wird, zeigt auch eine weitere Statistik, die vielleicht weniger Beachtung findet. Inklusive aller Unterbrechungen dauert es vom ersten Bully bis zur Schlusssirene der regulären Spielzeit im Durchschnitt nur 148 Minuten. So wenig Zeit lag seit 2012/13 nicht mehr zwischen diesen beiden Punkten. Das bedeutet, es gibt weniger Unterbrechungen, das sorgt für mehr Spielfluss und damit mehr Offensivaktionen.
Globalisierung im Eishockey
Die Kanadier dominieren mit ihrer Anzahl weiterhin die NHL, doch ein Blick auf die besten Scorer der Liga zeigt, dass die steigende Qualität in anderen Ländern längst in der NHL angekommen ist. Bei einem Blick auf die 15 Topscorer stößt man auf sieben verschiedene Nationalitäten. Von den 18 Spielern mit den meisten Punkten (fünf teilen sich mit 23 Punkten Platz 14) kommen sechs aus Kanada, vier aus den USA, drei aus Russland, zwei aus Schweden, einer aus Finnland und mit Leon Draisaitl, dem Topscorer der Liga, einer aus Deutschland. Erweitert man die Statistik auf Spieler mit mindestens 20 Punkten, gesellen sich der Slowene Anze Kopitar (22), der Schweizer Roman Josi und der Slowake Tomas Tatar (je 20) dazu.
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Junge Spieler gewinnen an Bedeutung
Die nach Herkunft bunt gemischte Liste der punktbesten Spieler spiegelt klar den Trend zu schnellem Eishockey wider. Das spielt jungen Spielern in die Karten, die mit ihrer Schnelligkeit für reihenweise Kontertore sorgen. Von den 20 Topscorern sind 16 jünger als 30 Jahre, das Durchschnittsalter liegt bei 25,5 Jahren.
Dass die offensive und schnelle Spielweise gut für die jungen Spieler der NHL ist, zeigt ausgerechnet ein Verteidiger besonders gut. Rookie Cale Makar von den Colorado Avalanche steht nach 20 Spielen bei 22 Punkten (fünf Tore, 17 Assists). Auf die 82 Spiele einer Saison hochgerechnet, könnte er bei seinem aktuellen Tempo auf 90 Zähler kommen. Damit würde er den bisherigen Rekord für einen Rookie-Verteidiger, den Larry Murphy mit 76 Punkten in der Saison 1980/81 aufstellte, gnadenlos pulverisieren.

Makar

Phänomen Draisaitl
Die drei vorangegangen Punkte werden von einem einzigen Spieler personifiziert, Leon Draisaitl. Der Stürmer der Edmonton Oilers befindet sich mit 24 Jahren bereits in seiner sechsten NHL-Saison und stellt all seine bisherigen Leistungen weit in den Schatten.
Vergangene Saison verblüffte Draisaitl bereits Fans und Experten, indem er Alex Ovechkin bis zum letzten Spiel der Saison ein spannendes Rennen um die Rocket Richard Trophy für den besten Torschützen der Saison lieferte. Draisaitl verpasste die Trophäe am Ende um ein Tor, Ovechkin kam auf 51 Treffer, der Kölner auf 50.
Das ist jedoch nichts im Vergleich zur diesjährigen Draisaitl-Show, die die Fans der Oilers in fassungslose Euphorie versetzt. Draisaitl führt die Liga mit 44 Punkten und 28 Assists an, mit 16 Toren liegt er hinter David Pastrnak (19) auf Rang zwei. Er blieb erst in zwei Spielen ohne Punkt.

NJD@EDM: Draisaitl mit der Rückhand beim Breakaway

Rechnet man seine Punkte auf eine volle Saison hoch, ist der Sohn von Legende Peter Draisaitl auf Kurs zu einer Saison mit 160 Punkten, ein Wert, den in über 100 Jahren NHL-Geschichte nur Wayne Gretzky und Mario Lemieux erreichten. Lemieux ist auch der letzte Spieler, der zu diesem Zeitpunkt der Saison auf diese Punktzahl kam. Das gelang ihm in der Saison 1995/96.
Die Liga wird enger und spannender
Spitzenleistungen wie die von Draisaitl, Makar und Pastrnak sorgen jedoch keineswegs für eindeutige Ergebnisse und Langeweile. Im Gegenteil, die Liga wird immer enger und unvorhersehbarer.
Zwar fliegen die Spitzenspieler zu Höchstleistungen, doch bei der Flut an Toren bleibt auch für andere Spieler genug übrig. Bisher trafen 529 von 735 Feldspielern, das sind 72 Prozent. Ein solcher Wert wurde zuletzt 1993/94 erreicht.
Nicht nur die individuellen Statistiken, auch der Verlauf der einzelnen Spiele zeichnet ein Bild einer ausgeglichenen und spannenden Liga.
44 Prozent aller Spiele, 140 an der Zahl, wurden nach einem Rückstand gewonnen. Dabei wurden 66 Spiele erst im dritten Drittel gedreht, so viele wie noch nie und 45 Mal wurde ein Rückstand von mehr als einem Tor gedreht. Öfter geschah das nur vergangene Saison (48 Mal).
Die Comeback-Qualitäten der 31 Teams sorgen nicht nur für viele gedrehte Spiele, die Duelle gehen diese Saison auch besonders oft eng aus. 70 Prozent aller Spiele wurden entweder nur mit einem Tor Unterschied gewonnen, oder mit mehreren Toren, nachdem ein Team den Torhüter vom Eis genommen hatte. Nur 2015/16 und 2018/19 wurde dieser Wert mit 72 Prozent knapp übertroffen.