TOR@FLA: Matthews versenkt Puck ins freie Tor

Ob Trainer, Spieler, Manager, allen war am Samstagabend bewusst geworden, so darf es nicht weitergehen. Die mit hohen Ambitionen in die Saison gestarteten Toronto Maple Leafs hatten sich eben in der heimischen Scotiabank Arena den Carolina Hurricanes deutlich mit 3:6 geschlagen geben müssen, obwohl die Gäste bereits nach gut sechs Minuten auf ihren Stammtorwart James Reimer verzichten und dessen Ersatz Petr Mrazek nach einer guten halben Stunde ebenfalls verletzt das Eis beim Stande von 4:1 verlassen musste. David Ayres, seines Amtes 'Notfall-Torwart' der Maple Leafs, kam plötzlich im Gehäuse der Hurricanes zu seinem NHL-Debüt.

"Ich habe der Mannschaft gesagt, dass wenn wir unsere Spielweise nicht ändern, dann braucht der Gegner überhaupt keinen Torwart. Wir haben nicht geschossen, wir hatten keine Chancen, es ist einfach nichts passiert", ärgerte sich Torontos sichtlich angesäuerter Trainer Sheldon Keefe über den Verlauf der Partie.
Die Maple Leafs gerieten sogar in Gefahr aus den Playoff-Rängen zu rutschen. Als Dritter der Atlantic Division betrug ihr Vorsprung gegenüber den Florida Panthers nur zwei Punkte, wobei die Panthers noch ein Spiel mehr in der Hinterhand haben. Zusätzlich standen für Toronto als nächstes auch noch die zwei schweren Auswärtsaufgaben im Sunshine State auf dem Programm.
Keefe redete Tacheles und seine Männer haben verstanden, was auf dem Spiel steht, sollten sie nicht schleunigst punkten. Sie gaben die Antwort auf dem Eis und bewiesen dabei Nehmerqualitäten. Unbeeindruckt von der Heimserie der seit elf Spielen zuhause ungeschlagenen Tampa Bay Lightning und achtlos vom frühen 0:1-Rückstand, entführten sie mit 4:3-Toren beide Punkte aus der Amalie Arena von Tampa.John Tavares schaute nach der erfolgreich bestrittenen Partie in Tampa bereits nach vorne auf die bevorstehende Begegnung mit den Panthers. "Ich denke, die Umstände sind offensichtlich. Es muss nicht mehr viel gesagt werden. Jedes Spiel wird noch wichtiger, und sicherlich ist es nach Stand der Dinge ein ganz bedeutendes Spiel", machte der Kapitän der Maple Leafs klar, dass er weiß, was die Stunde geschlagen hat.

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Ganz nach Plan verlief aber auch am Donnerstag im BB&T Center von Sunrise der Auftritt der Kanadier nicht. Im ersten Durchgang gerieten sie zweimal in Rückstand, nach dem Treffer von Floridas Center Noel Acciari zum 3:1 sogar mit zwei Toren. Zwölfeinhalb Minuten waren zu diesem Zeitpunkt gerade einmal gespielt gewesen. Drei Gegentore in der ersten Viertelstunde muss man als Gast erst einmal verkraften, die Maple Leafs haben aber einen Umgang mit solchen Situationen. Ihr Kader ist offensiv ausgerichtet zusammengestellt. Es kommt nicht von ungefähr, dass sie die viertmeisten Gegentore in der Liga kassiert haben (212) und dennoch auf einem Platz zur Qualifikation für die Stanley Cup Playoffs der Eastern Conference stehen. Da musst du eben mehr Tore schießen als die Konkurrenz! 228 gelangen ihnen an der Zahl, so viele wie keinem anderen Team.
Kasperi Kapanen läutete mit seinem Anschlusstreffer zum 2:3 noch vor der ersten Pause die Aufholjagd in dem Vier-Punkte-Spiel ein, das mit 5:3 zu Gunsten der Maple Leafs endete. Obwohl sie früh in Rückstand gerieten, zeigte sich Keefe darüber zufrieden, wie sein Team die Partie angegangen war.
Trotz des Spielstands finde ich, dass wir gut begonnen haben. Wir sind viel gelaufen, hatten den Puck unter Kontrolle, und uns ist einiges in deren Drittel gelungen. Sie sind gegen uns in Front gegangen, aber mir hat einfach gefallen, dass unsere Mannschaft sich davon nicht irritieren ließ. Wir haben auf der Bank darüber gesprochen, dass wir noch viel Zeit haben und dass wir dranbleiben müssen. Wir waren zuversichtlich, dass wir während des Spiels noch unsere Chancen bekommen werden, und so war es auch. Es begann mit dem Powerplaytor - ich glaube nicht, dass es als Powerplaytor zählt [Anm. d. Red.: Eine Teamstrafe gegen Florida war bereits um eine Sekunde abgelaufen], aber in meinen Augen war es eines, und Kappy hat es beendet. Ich verliere allmählich den Überblick, wie viele Spiele in Folge Kappy jetzt hat, aber er spielt für uns im Moment auf einem anderen Niveau. Das macht den Unterschied", so der Übungsleiter.

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Keefe freute auch, dass sein Konzept aufgegangen war, mit sieben Verteidigern anzutreten. "Wir haben versucht, die richtige Mischung und wie sie uns weiterbringt zu finden. Wenn man sieben Verteidiger einsetzt, dann lässt man den Mix entwickeln. Man kann nicht allzu viel planen, man muss einfach abwarten und sehen, wie es läuft. Ich glaube, es hat ein wenig Zeit gebraucht bis es funktioniert hat. Es hat unserer Mannschaft geholfen, nachdem sie sich damit zurechtgefunden hatte. Ich nehme aus dem Spiel die wichtige Erkenntnis mit, dass wir nicht aufgegeben haben. Als wir das letzte Mal hier waren, lief das Spiel an uns vorbei [4:8-Niederlage am 12.1.2020], und heute haben wir das nicht zugelassen."
Sowohl im zweiten Durchgang wie auch im Schlussabschnitt, in dem die Panthers ihre Offensivbemühungen noch einmal verstärkten, ließen die Maple Leafs hinten nichts mehr anbrennen.
"Ich denke, besonders im zweiten und dritten Drittel waren sie [seine Vorderleute] unglaublich. Auch im ersten Drittel nach ihrer Führung sind wir nicht wirklich in Panik geraten, sondern haben einfach weitergemacht. Mein Dank geht an die Jungs, dass sie so schnell den Ausgleich erzielt haben", analysierte Torontos Torhüter Frederik Andersen den Spielverlauf.
Die Maple Leafs sind nach ihren zwei Auswärtserfolgen im sonnigen Süden wieder in der Spur und weisen einen Vorsprung von vier Punkten gegenüber den Panthers aus, den sie gerne am Samstag in der Heimpartie gegen die Vancouver Canucks ausbauen würden (So. 1 Uhr MEZ; NHL.tv).