Philipp Grubauer steht mehr unter Druck
Der Deutsche trifft nach seinem Wechsel zu den Colorado Avalanche auf veränderten Rahmenbedingungen
von Robin Patzwaldt @RobinPatzwaldt / NHL.com/de Autor
Philipp Grubauer gab am Dienstag sein mit Spannung erwartetes Pflichtspieldebüt für sein neues NHL-Team, die Colorado Avalanche. Aus mehreren Gründen nahm das Spiel gegen die Columbus Blue Jackets nicht den Verlauf, den sich der Torhüter und die Avalanche im Vorfeld versprochen hatten.
Nicht nur, dass das Spiel in der Nationwide Arena von Columbus für das Team aus Denver mit 2:5 Toren verlorenging, auch der Einsatz von Grubauer verlief alles andere als wunschgemäß. Zwar konnte sich der Deutsche mit 30 Saves auszeichnen, doch stand der 26-Jährige über die Spielzeit hinweg mehr im Blickpunkt, als es ihm aus seiner Sicht lieb sein konnte.
Im ersten Drittel musste Grubauer 17 Torschüsse der Hausherren abwehren. Zahlen, wie er sie von seiner vorherigen NHL-Station, als er den Kasten der Washington Capitals hütete, nur in Ausnahmefällen vorzuweisen hatte. Für einen Titelanwärter zu spielen, ist aufgrund der vorhandenen Kader-Tiefe etwas anderes, als für ein junges Team im Neuaufbau.
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Als Grubauer am 23. Juni 2018 von Washington nach Denver transferiert wurde, da lockte ihn mehr sportliche Verantwortung in den Westen. Obwohl über Monate ein ernsthafter Rivale für den Stammtorhüter der Capitals Braden Holtby, konnte sich er in der US-Hauptstadt nie durchsetzen.
In der ersten Runde der Stanley Cup Playoffs 2018 hatte er in den ersten zwei Duellen gegen die Blue Jackets überraschend den Vorzug gegenüber Holtby erhalten. Doch eine mäßige Leistung des gesamten Teams mit zwei Niederlagen, kostete Grubauer den Status als Nummer eins und er musste sich auf dem weiteren Weg zum ersten Stanley Cup-Titel der Capitals erneut mit dem der Ersatz-Bank arrangieren.
Der Wechsel war aus seiner Sicht als ein ambitionierter, aufstrebender Torhüter eine logische Konsequenz. In Colorado hatte die Avalanche im Frühjahr ein sportliches Ausrufezeichen gesetzt und in den Playoffs gegen die aus der regulären Saison punktbesten Nashville Predators in der ersten Runde der Western Conference Playoffs sehr gut mithalten können. Am Ende zogen sie knapper, als es das Ergebnis von 2:4 in der Serie vermuten lässt, den Kürzeren.
Grubauer soll das Team in der Zukunft weiter stärken und dort im Zusammenspiel mit dem seit Jahren etablierten Semyon Varlamov ein überdurchschnittlich starkes Torhüter-Gespann bilden.
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Der Auftakt am Dienstag zeigte jedoch, dass dieses Vorhaben kein Automatismus ist. "Wir wussten doch, dass wir nicht jedes Spiel gewinnen werden", bemühte sich Gabriel Landeskog um eine unaufgeregte Einordnung. "Für uns ist es wichtig, dass wir auswärts die gleiche Leidenschaft zeigen wie in unseren Heimspielen."
Gerade daran haperte es gegen Columbus zu Spielbeginn. Die Blue Jackets bestimmten das Geschehen auf dem Eis und gingen durch Tore von Nick Foligno und Pierre-Luc Dubois mit 2:0 in Führung. Sehr zum Leidwesen von Grubauer, der in seinem Kasten unter einem Dauerbeschuss des Gegners geriet.
"Ich möchte die Leistung von Columbus gar nicht schmälern, weil sie am Anfang wirklich sehr stark waren, doch wir waren in dieser Phase nicht aktiv genug", erkläre Avalanche-Trainer Jared Bednar. "Wir waren zu Beginn des Spiels nicht bereit. Das zeigt schon die Tatsache, dass wir in den ersten fünf oder sechs Spielminuten gleich drei Strafzeiten kassiert haben."
Zwar schafften die Gäste durch Nathan MacKinnon und Carl Soderberg das Spiel zwischenzeitlich wieder auszugleichen, doch legten die Blue Jackets anschließend eindrucksvoll und entschlossen nach und kamen durch drei Treffer in Serie durch Artemi Panarin, abermals Dubois und Josh Anderson zum ungefährdeten Endstand von 5:2.
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Grubauer zeigte sich dementsprechend enttäuscht: "Es ist letztendlich egal, dass wir im Mitteldrittel gut gespielt haben. So wie wir im ersten und im dritten Drittel gespielt haben, ist es klar, dass du am Ende Probleme hast. Nur in der Mitte des Spiels war unsere Leistung heute in Ordnung. Doch diese Einstellung und Leistung müssen wir in einem Spiel über 60 Minuten bringen, wenn wir Erfolg haben wollen."
Es erscheint jedoch fraglich, ob das junge Team der Avalanche auf Dauer dazu schon in der Lage ist. Der ehrgeizige Grubauer steht inzwischen nicht mehr im Kasten eines unbestrittenen Spitzenteams der NHL, wie das noch in Washington der Fall war. Von daher muss er sich neu beweisen, selbst wenn er mit 30 Saves aus der Partie ging und beim fünften Treffer sein Gehäuse zugunsten eines sechsten Feldspielers verlassen hatte.
Grubauer wird sich an ähnlich wechselhafte Leistungen seiner Vorderleute gewöhnen müssen. Es wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht das letzte Spiel in dieser Saison gewesen sein, in dem sich der Deutsche mit mehr Lücken in der Abwehr zurechtfinden wird müssen, als er das aus den Vorjahren mit Washington gewohnt war.