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Ein Spiel ohne Tore ist wie eine Suppe ohne Salz, wie eine Pizza ohne Käse oder wie eine Nürnberger Bratwurst ohne Senf. In der Not kommt man damit klar, doch mehr Freude bereitet einen das Gericht wenn die Zutat vorhanden ist. Im Eishockey freuen sich außer den beiden Torhütern, die im Kasten standen, nur wenige über ein torloses Unentschieden. Selbstverständlich kann auch eine 'Nullnummer' zum Zusehen ganz ansehnlich sein, doch für jeden Fan ist es das Schönste, wenn die Torsirene für das eigene Team aufheult und der Torjubel im weiten Rund aufbrandet, wenn man sich mit seinem Nachbarn abklatschen kann. Im vereinten Torjubel werden Fremde zu Freunden.

In der noch jungen NHL-Saison 2016/17 kann man sich über mangelnde Tore wahrlich nicht beschweren, zumindest nicht, wenn man kein Anhänger der New Jersey Devils oder Los Angeles Kings ist, die als einzige Mannschaften in der Liga mit 1,5 Toren pro Spiel einen Trefferschnitt von unter 2,0 ausweisen. Seit vergangenem Mittwoch wurden 36 Partien bestritten. Mit Ausnahme der Arizona Coyotes stand jedes NHL-Team schon mindestens zweimal auf dem Eis. Wenn man die Spiele live verfolgt oder sich zumindest die Ergebnisse eines Spieltags durchgesehen hat, bekam man, ohne die genauen Zahlen auswendig zu kennen, den Eindruck, dass in diesem Jahr besonders viele Tore fallen. Das Gefühl täuschte keineswegs. In den bisherigen Saisonbegegnungen landete die schwarze Hartgummischeibe insgesamt 231 Mal im gegnerischen Netz. Im Vergleich dazu: In der vergangenen Saison waren es am 12. Oktober 2015 nach 36 Spielen 165 Treffer und in der Spielzeit 2014/15 wurden bis zum 13. Oktober 2014 in 38 Partien 193 Tore erzielt. Der Torschnitt pro Spiel nahm also erst von 5,08 in 2014 auf 4,58 in 2015 ab, um dann auf 6,42 in diesem Jahr anzusteigen.
Seit Anfang dieses Jahres wird in der NHL darüber diskutiert, ob nicht das erlaubte Torwartequipment verkleinert werden solle. Der ehemalige NHL-Torhüter Kay Whitmore, nun Supervisor für Torhüterfragen bei der NHL, sprach sich für eine Verkleinerung aus. Seiner Ansicht nach wünschen sich vor allem die besseren Torhüter in der Liga eine Veränderung, da sich dann ihre Qualitäten, gegenüber den nicht ganz so guten Schlussleuten, noch stärker hervorheben.
Die Diskussion wurde auch angefeuert, weil immer weniger Tore geschossen wurden und man mit aller Macht versuchen wollte diesen Abwärtstrend zu stoppen. Es wurde unter anderem auch angedacht, bei einem Team das in Unterzahl auf dem Eis steht, Unerlaubte Weitschüsse abzupfeifen.

Doch die weitaus effektivste Art, um Torflauten zu beenden, ist es abschlussstarke, schnelle Stürmer in seinen Reihen einzubauen. Der NHL muss es um die Zukunft nicht bange sein. Von den drei Protagonisten die in dieser Saison bereits vier Tore erzielen konnten, sind mit Auston Matthews von den Toronto Maple Leafs und David Pastrnak von den Boston Bruins zwei die das 21. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Der Dritte im Bunde ist Linksaußen Richard Panik, 25, der sich in seiner bisherigen NHL-Karriere nicht gerade als Torjäger hat auszeichnen können. 25 Treffer hat der Slowake zuvor in 181 NHL-Partien mit den Tampa Bay Lightning, Toronto Maple Leafs und Blackhawks seit 2012/13 erzielen können. Unter den zehn punktbesten Spielern in der bisherigen NHL-Saison befinden sich drei die 20 Jahre oder jünger sind. Neben Pastrnak zählen hierzu Connor McDavid (sechs Scorerpunkte) und Leon Draisaitl (fünf Scorerpunkte) von den Edmonton Oilers.
Bisher wurden von den 30 Mannschaften 36 Spieler eingesetzt die 1996 oder später geboren wurden. 24 von ihnen konnten schon mindestens einen Zähler für sich verbuchen. Sechs Nachwuchsspieler, die beim NHL Draft 2016 ausgewählt wurden, kamen bereits zu ihren ersten Einsätzen in der Liga und vier davon, Matthews, Jesse Puljujarvi (Edmonton), Patrik Laine (Winnipeg Jets) sowie Verteidiger Jakob Chychrun (Arizona) konnten sich als Scorer auszeichnen. 13 Rookies erzielten bereits ein Tor und 33 NHL-Neulingen gelang mindestens ein Scorerpunkt. Der beste Vorbereiter unter ihnen ist mit drei Assists Center Travis Konecny von den Philadelphia Flyers.

Diese junge Garde an Nachwuchskräften spielt unbeschwert auf und lässt mit ihrem Tempo den einen oder anderen alten Abwehrrecken schlecht aussehen. Das harte Vorgehen der NHL gegen Regelverstöße, welche die Gesundheit eines Spielers gefährden könnten, tut das Ihrige dazu. In den ersten Saisonpartien konnte man den Eindruck gewinnen, dass sich die 'harten Kerle' angesichts drohender Strafen in etwas mehr Zurückhaltung üben als in den Jahren zuvor, so dass sich abschlussstarke, schnelle Offensivkräfte besser entfalten konnten.
Auf jeden Fall machten diese ersten Saisonpartien Lust auf mehr. So darf es weitergehen.