Tim Stuetzle learning from coach on bench

Moritz Seider und Tim Stützle befinden sich derzeit in Mannheim und trainieren, etwas ungewollt, gemeinsam. In einer Videokonferenz von NHL.com/de stellten sich Seider (Detroit Red Wings), Dominik Bokk (Carolina Hurricanes) und die Nachwuchsspieler, für den NHL Draft 2020 Stützle und Lukas Reichel den Fragen der Journalisten.

Stützle wird im offiziellen Ranking der European Skaters auf dem ersten Rang gelistet und gilt als einer der Top-Kandidaten im kommenden Draft. Der 18-jährige Angreifer wusste in seiner ersten Profi-Saison bei den Adler Mannheim in der Deutschen Eishockey Liga vollends zu überzeugen und konnte in 41 Partien sieben Tore erzielen und 27 weitere vorbereiten. Unter Experten gilt er als einer der ersten drei Züge.
Während die NHL-Akteure sich langsam wieder auf die Fortsetzung der Saison vorbereiten, gilt es für den in Viersen geborenen Stürmer die Pause zu nutzen, um sich für die neuen Herausforderungen, die in der NHL auf ihn warten werden, zu wappnen. In Mannheim findet er hierfür aktuell sehr gute Bedingungen vor und trainiert bei den Adlern unter anderem mit Seider. Während der Vormittag mit Mannschaftstraining in Kleingruppen belegt ist, nutzen die beiden Deutschen ihre Nachmittage auch für weitere gemeinsame Aktivitäten.

Tim Stuetzle stopping

In der DEL wurde Stützle nach seiner Premierensaison zum Rookie des Jahres gekürt. Überraschend kam die Wahl nicht, doch noch höher ist die Rolle des potenziellen Top-Drei-Picks im Team der Mannheimer einzustufen. 16:06 Minuten stand der Angreifer im Schnitt pro Partie auf dem Eis, nur fünf andere Adler-Stürmer absolvierten mehr Eiszeit. Die Entscheidung für einen Profivertrag in Mannheim stellte sich für Stützle als richtig heraus. Trotz Angeboten von Colleges aus Nordamerika entschied er sich für den Sprung in den Profibereich und das Duell mit gestandenen Eishockeyspielern.
"Die Entscheidung in Mannheim, in Deutschland zu bleiben war die Beste, die ich treffen konnte", sagt Stützle. Unter Trainer Pavel Gross erhielt das Ausnahmetalent viel Vertrauen. Von seinen Teamkollegen konnte Stützle viel lernen. Insgesamt brachte es das Mannheimer Team von 2019/20 auf 1320 NHL-Partien, viel Erfahrung, die den jungen Angreifer in seiner Entwicklung ebenso weiter brachte wie die, von ihm sehr gelobte, professionelle Organisation in Mannheim. Ein Aspekt, der auch Seider im Vorjahr auf den sechsten Rang im Draft spülte.
Als Stützle im Alter von vier Jahren in Krefeld erstmals auf dem Eis stand, da war die NHL noch ein schier unerreichbarer Traum und die Motivation zum Training kam aus dem Spaß am Eishockey und mit den Freunden. Erst mit seinem Wechsel in die Nachwuchsteams der Adler Mannheim wurde Stützle bewusst, dass der Weg in die beste Liga der Welt machbar ist. Plötzlich wurde der Kindheitstraum realistisch. Immer weiter spielte sich der deutsche Angreifer in die Notizbücher der NHL-Scouts und beschwor damit natürlich Vergleiche mit dem höchstgedrafteten deutschen Spieler, Leon Draisaitl, hervor.

Stützle darüber, ob er Draisaitl schlagen kann

Der NHL-Top-Scorer der Saison 2019/20 ist für Stützle eines der Vorbilder und auch ein wichtiger Baustein für die Zukunft des deutschen Eishockeys. Stützle ist sich sicher, dass viele Jugendliche und Kinder zu Draisaitl aufschauen und sich für den Kufensport begeistern lassen. Draisaitl ist eines der Vorbilder für Stützle, doch besonders sein Teamkollege bei den Edmonton Oilers Connor McDavid und Sidney Crosby von den Pittsburgh Penguins haben es ihm angetan. Dürfte er sich eine Sturmformation wünschen, würde er mit McDavid und Draisaitl ein mit Sicherheit treffsicheres Trio bilden.
Wenn am 26. Juni die erste Phase der NHL Draft Lottery beginnt, wird Stützle gespannt zusehen, schließlich entscheidet sich in der Auslosung die Reihenfolge der Teams bei der Wahl der Nachwuchsspieler. Ein erstes Anzeichen, zu welcher Organisation es den Angreifer treiben könnte. Stützle selbst ist es nicht wichtig, bei welcher Mannschaft er landet, dennoch fände er eine deutsche Verbindung mit Seider in Detroit oder mit Marco Sturm bei den Los Angeles Kings reizvoll.
Außer dem harten Training bleibt dem Top-Prospect nichts, mit dem er seine Chancen für den Draft noch verbessern könnte. Doch gerade dieses harte Training ist es, was die Chancen auf den Sprung in die NHL verbessert. "Immer 100 Prozent dabei sein, wenn man zu den Camps geht und alles geben", das ist der Rat, den Bokk seinen Landsleuten in der Videokonferenz mit auf den Weg gibt.
Alles geben, das wird Stützle sicher, wenn er sein Ziel, in der NHL ein Führungsspieler zu werden, erreichen will. Bis zu diesem großen Meilenstein sind viele kleine Schritte abzuarbeiten. Ein Draft unter den Top-Drei ist der Wunsch des Angreifers, womit er zumindest mit Draisaitl als höchster deutscher Draft-Pick gleichziehen würde. Anschließend heißt die Marschroute, sich in der NHL langfristig zu etablieren, eine Herausforderung, der sich Stützle bewusst ist. Auf dem Weg dahin wird sich der Viersener freuen auf den, seiner Meinung nach, besten Spieler der NHL - McDavid - zu treffen.