Tiefe bei den Goalies wichtig
Während der Saison brauchen die Klubs mehrere starke Optionen
von Kevin Woodley / NHL.com Korrespondent
Es klingt zunächst wie ein Widerspruch, ist aber bei näherer Betrachtung völlig logisch: Roberto Luongo, Torhüter der Florida Panthers, setzte sich dafür ein, dass der Verein als Goalie noch James Reimer verpflichtet. Der war seit 1. Juli als Free Agent auf dem Markt. Luongos Fürsprache ist höchst plausibel. Er selbst weiß nur zu gut, wie wichtig es ist, auf der Torwart-Position genügend Tiefe im Kader und damit mehrere Optionen zu haben.
"Heute brauchst du in der NHL drei Leute, die auf dieser Position spielen können. Wichtig ist vor allem ein starker zweiter Torhüter, dem man vollends vertrauen kann, falls der Nummer 1 etwas passiert und sie längere Zeit ersetzt werden muss", sagt Luongo.
Obwohl er die bisherigen 17 Spielzeiten seiner NHL-Laufbahn ohne längere Krankheitsphasen überstand, hat der 37-Jährige einmal am eigenen Leib verspürt, wie schnell der von ihm beschriebene Notfall eintreten kann. Bei jener berühmten Partie am 3. März 2015 verletzten sich er und sein Ersatzmann Al Montoya im Match gegen die Toronto Maple Leafs. Am Ende hätte fast Torwarttrainer Robb Tallas zwischen die Pfosten gehen müssen. Doch Luongo kehrte gerade noch rechtzeitig aus dem Krankenhaus zurück. Allerdings fiel er nach der Begegnung wegen einer Schulterblessur zwei Wochen aus. Damit landeten die Panthers auf der langen Liste jener Teams, die in der Saison 2014-15 drei oder mehr Torhüter einsetzen mussten.
Fünf der 30 NHL-Teams kamen mit zwei Goalies über die Runden. 2015-16 stieg diese Zahl auf acht Mannschaften. Aber es gab weitere acht Klubs, die vier Torleute benötigten, die St. Louis Blues und die Montreal Canadiens sogar deren fünf.
Insgesamt 92 Torhüter bestritten in den vergangenen zwei Jahren eine Begegnung in der NHL. 2013-14 waren es 97 gewesen. Indikatoren in dieser Saison deuten darauf hin, dass die Tiefe auf der Torhüterposition mitentscheidend sein wird für die Vergabe der Playoff-Plätze. Die Spielzeit 2016-17 ist noch nicht einmal einen Monat alt und schonfünf Teams haben drei Goalies im Einsatz gehabt. Die Boston Bruins und die Los Angeles Kings boten sogar schon fünf Torleute auf. Inzwischen denken die Kings über den sechsten Schlussmann nach. Die Verantwortlichen wollen Anders Lindback mit einem Testspielervertrag ausstatten.
Die Ottawa Senators zählen zu jenen fünf Teams, die drei Schlussmänner aufs Eis geschickt haben. Ein vierter saß bereits als Backup auf der Bank. Am Mittwoch kam ein fünfter hinzu, um diese Rolle auszufüllen.
Die Pittsburgh Penguins mussten zum Saisonstart auf Matt Murray verzichten, nachdem der sich in einer Partie für Team Nordamerika beim World Cup of Hockey 2016 die Hand gebrochen hatte. Aus diesem Grund holten die Penguins Mike Condon von den Canadiens. Die wiederum hatten gehofft, ihn behalten zu können, obwohl sie mit Montoya bereits über einen guten Ersatz für Carey Price verfügten. Inzwischen gaben die Penguins Condon im Tausch für ein Fünftrunden-Wahlrecht beim NHL Draft 2017 an die Ottawa Senators weiter.
"Es steht außer Frage, dass man den Kader in der Tiefe ausbalancieren muss, was die Torhüter anbelangt", sagte Mitch Korn. Torwarttrainer der Washington Capitals, der in seiner 26. NHL-Saison steht. "Man muss die Burschen entwickeln und an höhere Aufgaben heranführen. Diese Jungs helfen dir vielleicht nicht heute, aber mit Sicherheit morgen. Aber natürlich brauchst du auch Leute, die dich sofort weiterbringen."
Die Penguins hatten in der vergangenen Saison genau das, was viele als perfekte Tiefe bei den Torhütern ansehen würden. Pittsburgh begann die Serie mit Marc-Andre Fleury als Nummer 1 und mit seinem Stellvertreter Jack Zatkoff. Obwohl der Fleury ab und an vertrat, hatten die Penguins ein weiteres Ass im Ärmel: Matt Murray, den sie zunächst im AHL-Farmteam spielen ließen. Dort zeigte er bessere Ansätze als die etatmäßige Nummer 2. Und als Fleury verletzungsbedingt ausfiel, schenkten die Verantwortlichen nicht Zatkoff das Vertrauen, sondern Murray. Das sollte sich auszahlen. Murray war ein starker Rückhalt auf dem Weg zum Gewinn des Stanley Cups.
Einige Teams kamen in den letzten Jahren mit nur zwei Torhütern aus. Die New York Rangers beispielsweise überstanden den verletzungsbedingten Ausfall von Henrik Lundqvist vor zwei Jahren schadlos, weil Cam Talbot bereit war, in eine Rolle mit mehr Verantwortung zu schlüpfen. Seine Bilanz lautete 16-4-3, bei einer Fangquote von 92,9 Prozent. Das wiederum machte es den Rangers schwer, Talbot zu halten. Der wechselte schließlich zu den Edmonton Oilers.
Saison Zahl der eingesetzten Torhüter Teams mit zwei Torhütern in der Saison
2008-09 89 10
2009-10 83 11
2010-11 87 8
2011-12 89 11
2012-13 82 11
2013-14 97 3
2014-15 92 5
2015-16 92 8