ROR-Blues

Die St. Louis Blues sind nur noch einen Sieg vom größten Erfolg in der Franchise-Geschichte entfernt. Nach dem 2:1-Erfolg in Spiel 5 der Finalserie um den Stanley Cup bei den Boston Bruins braucht das Team aus dem US-Bundesstaat Missouri nur noch einen Sieg, um die begehrteste Trophäe im Club-Eishockey in die Höhe zu stemmen.

Dabei haben sich die Blues in diesen Playoffs zu Spezialisten entwickelt, immer dann stark zu sein, wenn man eigentlich denkt, dass das Team nun wohl dran ist, auszuscheiden. Man denke nur an die erste Runde der Playoffs. Die Blues gewannen gegen die Winnipeg Jets die ersten beiden Spiele in Winnipeg, nur um anschließend die nächsten zwei Spiele auf eigenem Eis abzugeben. Das Momentum hätte ganz klar auf Seiten der Kanadier sein müssen. Doch die Blues kämpften sich zurück in die Serie und behielten mit 4:2 Siegen die Oberhand.
Noch knapper war es in Runde zwei gegen die Dallas Stars. Da führte das Team aus Texas bereits 3:2 und war kurz davor, die Saison der Blues zu beenden. Doch auch hier zeigten die Blues - zum ersten Mal in der K.o.-Runde in der Favoritenrolle - Nehmerqualitäten. Die nächsten beiden Spiele gingen an St. Louis, was den Einzug ins Finale der Western Conference bedeutete.

STL@BOS, Sp5: O'Reilly trifft nach Sanfords Pass

In diesem sprach gegen die San Jose Sharks von vorneherein nicht viel für Vladimir Tarasenko und Co. Zu übermächtig erschien das Team aus Kalifornien. Hinzu kam die unglückliche Niederlage in Spiel 3 im heimischen Enterprise Center, als Erik Karlssons 5:4-Siegtreffer in der Verlängerung ein Handpass vorausging, der allerdings nicht geahndet wurde. Niemand hätte den Blues wohl einen Vorwurf gemacht, wenn das Team danach auseinandergebrochen wäre. Doch auch hier folgte ein klarer Fall von "Denkste". Die Blues gewannen die nächsten drei Spiele in Folge und zogen zum ersten Mal seit 49 Jahren ins Finale um den Stanley Cup ein.
Auch in diesem hatte vor Spiel 5 das emotionale Pendel eher in Richtung der Boston Bruins ausgeschlagen. Beim Stand von 2:2 in der Serie hatte das Team aus Massachusetts die Mehrzahl der Vorteile auf seiner Seite. Die Bruins wissen, wie man mit dem Druck in solch einer Situation umgeht, haben schon diverse Schlachten geschlagen. Hinzu kam der emotionale Schub bei den Gastgebern durch die Rückkehr von Zdeno Chara.
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Doch erneut sind die Blues nicht eingeknickt. Hauptsächlich lag das daran, dass sie den Sturmlauf der Bruins im ersten Drittel überstanden haben. Der Dank der Teamkameraden ging da einmal mehr in Richtung von Torwart Jordan Binnington, der mit tollen Paraden seine Mannschaft im Spiel hielt. "Er hat viele gute Saves gezeigt, als es darauf ankam", meinte zum Beispiel Blues-Stürmer Brayden Schenn.
Tyler Bozak, der im dritten Drittel das 2:0 der Blues durch David Perron vorbereitete, ging sogar noch einen Schritt weiter. "Binnington hat uns im ersten Drittel im Spiel gehalten. Er hat uns eine Chance gegeben, das Spiel zu gewinnen." 39 Schüsse feuerten die Bruins auf das Tor des 25-Jährigen ab. Nur einmal musste der Kanadier hinter sich greifen - beim 1:2 durch Jake DeBrusk im Schlussabschnitt. Und auch der Schwede Oskar Sundqvist sparte nicht mit Lob: "Er hält uns immer im Spiel. Das braucht man von einem Torwart." Selbst nach dem Gegentor sei Binnington ruhig geblieben. "Er wird nicht nervös, gibt uns immer eine Chance, das Spiel zu gewinnen." Coach Craig Berube bescheinigte "Binner" eine exzellente Leistung die komplette Partie über. "Er ist einer der Hauptgründe, warum wir gewonnen haben."
Gewinnen ist ein gutes Stichwort. In Spiel 6 auf eigenem Eis können die Blues nun den Sack zu machen und eine der unglaublichsten Comeback-Geschichten im US-amerikanischen Profisport perfekt machen. Anfang Januar war die Mannschaft von Coach Berube Schlusslicht der Liga. Seitdem hat sie das Feld von hinten aufgerollt, sich als Dritter der Central Division für die Playoffs qualifiziert und auch in der Endrunde mächtig für Furore gesorgt.
"Wir sind schon das ganze Jahr über am kämpfen", meinte Schenn. "Wir wissen, was auf dem Spiel steht. Wir werden für Spiel 6 bereit sein", kündigte der Stürmer an. Aber das erwartet er auch von den Bruins. Diese werden bestimmt wieder genauso viel Druck machen wie in Spiel 5. Die Blues könnten sich dagegen noch ein bisschen besser bewegen und auch das Forechecking noch konsequenter ausführen.
Bei Sundqvist kam nach Spiel 5 auch schon ein bisschen Vorfreude durch. "Das ist aufregend. Wir brauchen noch einen Sieg, können es zu Hause klar machen." Und auch David Perron, Schütze des vorentscheidenden 2:0 in Spiel 5, befand, dass es sich gut anfühle. Die Blues müssten weiter ihr Spiel spielen und dürften nicht auf die Nebengeräusche von außen hören.

STL@BOS, Sp5: Perron schiebt Rask Puck durch Beine

Auf die Euphoriebremse trat dagegen der Trainer. Für ihn persönlich fühle es sich noch nicht anders an, meinte Berube. "Wir haben noch eine große Aufgabe vor uns in Spiel 6." Er erwartet ein starkes Team aus Boston. Aber man kann sicher sein, dass seine Mannschaft alles dafür tun wird, zum ersten Mal in der Geschichte den Stanley Cup nach St. Louis zu holen.