Hertl und Jones erzwingen für Sharks Spiel 7

Zum ersten Mal in ihrer Franchise Geschichte können die San Jose Sharks nach einem 1:3-Serien-Rückstand noch ein Spiel 7 erzwingen. In der Nacht von Sonntag auf Montag setzten sich die Sharks in Spiel 6 mit 2:1 in der zweiten Verlängerung bei den Vegas Golden Knights in der T-Mobile Arena durch. Erneut gewann das Team, das den ersten Treffer erzielte, doch bis dahin musste San Jose noch einige kritische Momente überstehen.

Beide Mannschaften gingen personell unverändert in das sechste Spiel der Serie und waren aufgrund der Vorgeschichte in dieser Serie jeweils um einen guten Start bemüht. Bereits zur ersten TV-Unterbrechung in der 7. Spielminute stand es 5:5 nach Schüssen und 14:4 nach Checks zu Gunsten der Golden Knights. Im weiteren Verlauf wurde Vegas dominanter und hatte auch dank 70 Prozent gewonnener Faceoffs und 25:9 Hits im ersten Durchgang mehr Puckbesitz. Die beste Chance aber verbuchten die Sharks mit einem Pfostenknaller von Joonas Donskoi (9.).
Kurz vor der Pausensirene ging San Jose dann erstmals in dieser Serie in "Sin City" in Führung: Nach einem Befreiungsschlag von Brent Burns landete der Puck über den Schweizer Timo Meier bei Logan Couture, der sieben Sekunden vor dem Drittelende auf 1:0 stellte (20.).
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Die Führung schien den Gästen aus Kalifornien zunächst Sicherheit zu geben. Vegas blieb seinem aufwändigen Stil aber konsequent treu, beherrschte das Körperspiel und setzte auf aggressives Forechecking. Diese Mischung sorgte bei San Jose permanent für Stress und erzwang Fehler im Aufbau sowie Puckverluste in der neutralen Zone. Nach schnellem Umschaltverhalten setzten sich die Golden Knights im gegnerischen Drittel fest und wurden belohnt. Die Sharks schafften es nicht, die Scheibe zu klären, also behielt Jonathan Marchessault nach einem Schuss von Shea Theodore die Übersicht im Gewühl vor dem Tor und kehrte den Puck zum 1:1 über die Linie (32.).
Fortan kochte die Stimmung in der T-Mobile Arena wieder hoch. Vegas kam vielen Chancen (17:7 Schüsse im zweiten Drittel). San Joses Torwart Martin Jones strahlte aber viel Sicherheit aus und war genauso wachsam auf dem Posten wie sein Gegenüber Marc-Andre Fleury.
Mit Wiederbeginn kamen die Golden Knights mit Dampf aus der Kabine und nagelten die Sharks minutenlang im Offensivdrittel fest. Bei steigender Hitze behielt vor allem Jones einen kühlen Kopf und bewahrte seine Farben mit starken Paraden vor dem Rückstand. Die Nord-Kalifornier wankten gewaltig, konnten nur noch selten für Entlastung sorgen, retteten sich aber trotz 4:17 Schüssen in diesem Drittel schadlos in die Verlängerung (20:44 Torschüsse nach 60 Minuten).
In der ersten Verlängerung wogte die Partie hin und her. Drangphasen beider Mannschaften wechselten sich ab. Ganz nah dran an einer Overtime-Entscheidung war San Jose in der 77. Spielminute, als Fleury nach einem Meier-Schuss eigentlich schon geschlagen war, doch die Verteidiger Jon Merrill und Colin Miller grätschten die Scheibe im Paarflug noch von der Linie.
Zum ersten Mal in den Playoffs 2019 ging eine Partie also in die 2. Verlängerung. In dieser gab Vegas den Takt vor und hatte nach einer Zweiminutenstrafe gegen Barclay Goodrow wegen Beinstellens die große Möglichkeit, das Spiel im Powerplay zu entscheiden. Doch es kam alles anders: Marc-Edouard Vlasic passte den Puck direkt in den Lauf von Tomas Hertl, der Fleury mit einem Schuss aufs Torwarteck zum 2:1 überwand. Es war das späteste Unterzahl-Tor in der Playoff-Geschichte.

SJS@VGK, Sp6: Hertl trifft in OT und erzwingt Spiel 7

"Ich habe eine Lücke gesehen und mir gedacht, ich versuche es einfach. Der Moment war großartig. Es ist überragend, ein wichtiger Sieg", strahlte Hertl hinterher. "Wir haben die Kleinigkeiten richtig gemacht, haben gut in Unterzahl gespielt. Aber wir müssen uns bei Jones bedanken, er war unglaublich. Er hat uns geholfen, als wir ihn gebraucht haben und hat uns am Leben gehalten."
Jones stellte mit 58 Saves einen neuen Karriere-Bestwert sowie auch einen Franchise-Rekord für die Sharks auf (reguläre Saison und Playoffs). Er kam auf 98,3 Prozent Fangquote. "Ich versuche einfach, das Spiel zu lesen und in mein Spiel und das meiner Mannschaft zu vertrauen. Es war eine riesige Erleichterung", sagte der Matchwinner.
Meier spielte in der ersten Sturmreihe neben Couture und Joe Pavelski und kam auf einen Assist sowie 24:56 Minuten Eiszeit (davon 0:09 in Über- und 0:29 in Unterzahl).
Vegas teilte unglaubliche 80 Checks aus und brachte mit 59 Schüssen fast doppelt so viele aufs Tor wie der Gegner (29). Fleury stoppte deren 27 und kam auf 93,1 Prozent Fangquote.
Das alles entscheidende Spiel 7 der Serie steigt in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch um 10 p.m. ET (Mi. 4 Uhr MESZ) im SAP Center in San Jose. "Jetzt kehren wir auf heimisches Eis zurück. Für solche Spiele spielt man Hockey", freut sich Hertl. "Es gibt nichts Schöneres als ein Spiel 7 in den Playoffs."