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Fast zwei Wochen lang bereitete sich die Schweizer Juniorennationalmannschaft im US-Amerikanischen Niagara auf die bevorstehende U20 Weltmeisterschaft in Buffalo vor und testete Gegner gleichermaßen wie Spieler. Überpünktlich, zwei Tage vor der Deadline am ersten Weihnachtsfeiertag, verkündeten die Eidgenossen ihr finales Aufgebot.
"Der Selektionsprozess ist abgeschlossen und wir freuen uns nun auf die bevorstehende Weltmeisterschaft", erzählte Teamdirektor Raeto Raffainer.

"Dass es viele 'Underager' der Jahrgänge 1999 oder gar 2000 zur Weltmeisterschaft geschafft haben, konnten wir seit geraumer Zeit antizipieren. An unserer Zielsetzung Viertelfinale ändert das nichts, obwohl es eine große Herausforderung für uns bedeutet ", fügte er hinzu.
Mit Torhüter Akira Schmid von den SCL Tigers, den Verteidigern Tim Berni (ZSC Lions) und Nico Gross (Oshawa Generals / OHL) sowie dem Stürmer Valentin Nussbaumer (EHC Biel) nominierte die Teamleitung gleich vier minderjährige Spieler. Keine andere Nation schickt so viele Jungs des Jahrgangs 2000 ins Rennen wie die Schweiz. Doch die Entscheidung, so stark auf die Grünschnäbel zu setzen, war weniger ein ausgeklügelter Schachzug des Trainerstabs als eine Notgeburt.
"Leider ist der 98er Jahrgang nicht so ein guter Jahrgang", analysierte U20-Headcoach Christian Wohlwend. "Er ist nicht so breit, also werden wir mit einer sehr jungen Mannschaft kommen. Die 98er, die wir dabei haben, sind jedoch sehr gut."
Anders als die Konkurrenz, die überwiegend auf die 19-Jährigen des letzten Jahrgangs setzen wird, schickt die Schweiz nur neun im Jahr 1999 geborene Akteure ins Rennen und keiner von diesen verdient seine Brötchen in den nordamerikanischen Juniorenligen. Superstars wie im letztjährigen Team Calvin Thürkauf, Jonas Siegenthaler oder Nico Hischier sucht man vergebens.
Der Vorfreude des Trainers tut dies jedoch keinen Abbruch: "Es ist ein riesen Spektakel und es macht jedes Mal einen riesen Spaß. Es ist eigentlich das größte Turnier, das es überhaupt gibt. Jede Nation schickt ihre besten Spieler."
Dass Hischier von den New Jersey Devils keine Turnierfreigabe erhalten hat, überraschte im Schweizer Lager niemanden.
"Vom Alter her könnte Nico sogar noch zwei Mal mitspielen", sagte Wohlwend. "Er ist auf dem besten Weg dazu, ein Superstar in der NHL zu werden. Er ist jetzt der zweitbeste Scorer von New Jersey und bekommt wichtige Minuten als Center in der ersten Angriffslinie. Er ist im ersten NHL-Jahr, aber für uns ist es natürlich ein riesiger Verlust, dass er wie erwartet keine Freigabe von New Jersey erhalten hat."
Auch ohne einen Topstar wird die Schweiz alles in ihrer Kraft stehende versuchen, um das angepeilte Ziel Viertelfinaleinzug zu erreichen. Diesen Plänen zugutekommen wird sicherlich die Einteilung in die Vorrundengruppe B. Während die haushohen Favoriten aus den USA und Kanada in der Gruppe A ihr Unwesen treiben werden, stehen für die Schweiz in der Gruppenphase äußerst knifflige, aber auch lösbare Aufgaben bevor.
Nach dem Auftaktspiel am 27. Dezember gegen Aufsteiger Weißrussland stehen den Eidgenossen mit Russland (28. Dezember) und Schweden (30. Dezember) zwei harte Brocken ins Haus, bevor sie gegen die Tschechische Republik (31. Dezember) ihr letztes Gruppenspiel bestreiten werden.

rasmus dahlin 122217

Vor allem die Mannschaften von Russland und Schweden haben es in sich. Die Skandinavier haben mit Defensivspieler Rasmus Dahlin den vermeintlichen Topstar in ihren Reihen und Russland kann auf eine volle Ladung Offensivkraft in Person von Vitali Abramov oder German Rubtsov zurückgreifen.
Eine Art vorgezogenes Finale werden die Fans am 29. Dezember erleben. Dann werden die USA und Kanada ihr Vorrundenmatch im New Era Stadium unter freiem Himmel austragen. Seit die US-Amerikanische Vertretung das Vorjahresfinale mit 5:4 im Penaltyschießen für sich entschied, trafen die beiden Teams nicht mehr aufeinander.
Die USA wird wie gewohnt auf eine starke Mischung aus Geschwindigkeit und Erfahrung setzen. Mit den Torhütern Joseph Woll und Jake Oettinger, den Verteidigern Adam Fox, Ryan Lindgren sowie den Stürmern Patrick Harper, Kieffer Bellows und Joseph Anderson stehen nicht weniger als sieben Spieler aus der Meistermannschaft von 2017 erneut im Aufgebot.

Joseph Woll

Doch die Erwartungshaltung wird beim nördlichen Nachbar nicht minder ausgeprägt sein. Das kanadische Trainerteam um Dominique Ducharme wird ebenfalls sieben Spielern aus dem letztjährigen Kader das Vertrauen schenken.
Die Bühne für das Rückspiel, in dem der potenzielle Sieger der Gruppe A ausgespielt wird, könnte kaum bombastischer sein. Vor fast zehn Jahren, am 1. Januar 2008, verfolgten 71.217 Zuschauer das erste NHL Winter Classic zwischen den Buffalo Sabres und Pittsburgh Penguins an der gleichen Stelle.
"Der Stellenwert in Nordamerika ist riesengroß", gab sich Wohlwend begeistert.