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Die NHL-Saison 2018/19 wirft langsam aber sicher ihre Schatten voraus. Vor dem Start der Trainingslager analysiert NHL.com/de ab 5. August die 31 Teams der Liga in 31 Tagen. Zu jeder Mannschaft gibt es in der Serie "31 in 31" zwei Berichte mit interessanten Fakten, Einschätzungen und Einblicken.
In dieser Folge: New York Rangers.

Als sich zu Beginn des Jahres zunehmend die Überraschung abzeichnete, dass die New York Rangers zum ersten Mal nach sieben Jahren die Stanley Cup Playoffs verpassen würden, zog das Management um General Manager Jeff Gorton die Reißleine und kündete Anfang Februar einen Neuaufbau an, in dessen Folge alteingesessene Spieler wie Ryan McDonagh, J.T. Miller oder auch der Österreicher Michael Grabner zu anderen Teams abgegeben wurden.
Die Rangers nahmen schließlich mit 77 Punkten den letzten Rang in der Metropolitan Division ein. Eine Platzierung, die kaum zu erwarten war, nachdem ein Startplatz in den Playoffs, wie in den vorherigen Jahren, fest eingeplant wurde.
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Während der radikale Schnitt teilweise für Verwunderung sorgte, war die Entlassung von Trainer Alain Vigneault, der seit 2013 das Sagen hinter der Bande hatte, nur kurz nach dem Saisonende konsequent. Mit David Quinn wurde am 23. Mai ein Nachfolger vorgestellt, der bis auf einen Assistentenjob bei der Colorado Avalanche in der Saison 2012/13 keine NHL-Erfahrung vorweisen kann, dafür aber als ausgesprochen erfahren im Umgang mit jungen Spielern gilt.
Seine Verpflichtung, nach der Entscheidung zum Neuaufbau, spiegelt Konsequenz wider, doch wie lange die Rangers, ihre Fans und nicht zuletzt verdiente Spieler wie Torhüter Henrik Lundqvist die Geduld für diesen Kurs aufbringen, muss sich erst noch zeigen.
"Ich bin sicher, dass er exzellent in unser Team passt und wir wissen, dass er mit Jeff und der gesamten Organisation unermüdlich unseren Plan verfolgen wird, das nächste Rangers-Team so zu formen, dass es einen Anlauf um den Stanley Cup nehmen kann" , sagte euphorisch James Dolan, Geschäftsführer der Madison Square Garden Company, bei der Vorstellung von Quinn.
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"Willkommen bei den Rangers", möchte man Quinn zurufen! Das seit 1926 in der NHL auftretende Franchise verfolgt stets das Ziel Champion zu werden, obwohl sie mit vier Titeln (1928, 1933, 1940, 1994) am seltensten von den Original Six dieses Unterfangen bewerkstelligten. Die letzte Meisterschaft der Rangers liegt im kommenden Jahr bereits ein Vierteljahrhundert zurück. Das nährt die Ungeduld!
Der mittlerweile 36-jährige Lundqvist möchte sich noch irgendwann mit seinem Namen auf dem silbernen Pokal verewigt sehen. Im Rahmen des Umbruchs gab der schwedische Torhüter ein Statement pro Rangers ab, denen er seit Beginn seiner NHL-Karriere im Jahr 2005 immer treu geblieben ist und es bis zu seinem Laufbahnende sein möchte. Auch er wird auf die Probe gestellt werden und muss insbesondere wieder besser spielen. Mit einem Gegentorschnitt von 2,98, dem schlechtesten Wert seiner Karriere, und einer Fangquote von 91,5 Prozent lieferte er eine unterdurchschnittliche Performance ab.

"Henrik ist genauso wettbewerbsfähig und in einer guten Verfassung, wie er immer war.", ist Quinn schon vor dem Saisonstart überzeugt. "Ich denke er möchte Teil des nächsten Anlaufs auf den Cup-Gewinn sein, den wir in New York unternehmen."

Dabei wird auf Lundqvist einiges an Arbeit zukommen, denn erstens haben die Rangers nach den New York Islanders (35,6) im Schnitt pro Spiel die zweitmeisten Schüsse auf ihr Tor zugelassen (35,3) und zweitens sind seine möglichen Vertreter Marek Mazanec, Alexandar Georgiev und Brandon Halverson mit insgesamt 17 NHL-Spielen sehr unerfahren. Selbst die Neuverpflichtung Dustin Tokarski hat nur 26 Partien, seine letzte in 2016/17, vorzuweisen.

Georgiev

Die Hoffnung liegt insbesondere darauf, dass der Leader in der Verteidigung Kevin Shattenkirk seine Verletzungen auskuriert hat und fit bleibt. Seine Kollegen Brady Skjei, Marc Staal und möglicherweise Brendan Smith und Neal Pionk werden in der Defensivarbeit zulegen müssen, um den 28. Platz der Rangers mit 3,21 Gegentoren im Schnitt zu verbessern. Helfen soll dabei auch der einzige vorrangige Neuzugang Fredrik Claesson, der als Free Agent von den Ottawa Senators kam.
In der Offensive schossen die Rangers in der abgelaufenen Spielzeit 228 und damit 25 Treffer weniger als im Jahr zuvor. Kein anderes NHL-Team verzeichnete einen stärkeren Rückgang bei den erzielten Toren. New Yorks fünf Top-Scorer kamen lediglich auf insgesamt 227 Punkte (95 Tore, 132 Assists) - der schlechteste Wert in der Liga. Mika Zibanejad führte mit 27 Toren, davon 14 im Powerplay sowie 212 Torschüssen das teaminterne Ranking an und wird weiter mit seinen Kollegen der ersten Reihe, Mats Zuccarello und Chris Kreider, die Hauptlast tragen müssen.

Die zweite Formation könnten Pavel Buchnevich, Vladislav Namestnikov und Kevin Hayes bilden. Der Letztgenannte verlängerte am 30. Juli nur für ein Jahr, weswegen über seine Verweildauer bei den Rangers spekuliert wird. Es könnte also auch viel davon abhängen, inwieweit die jungen Center Filip Chytil und Lias Andersson einschlagen werden.
Bislang trug die Fanbasis den eingeschlagenen Kurs des Managements mit und hat den ernüchternden Saisonausgang akzeptiert. Wenn vieles perfekt läuft, dann könnten die Rangers in der kommenden Spielzeit erneut überraschen, jedoch dieses Mal im positiven Sinn mit einer Qualifikation für die Playoffs. Jedoch ist davon auszugehen, dass der aktuelle Kader dieses Ziel nicht erreichen wird.
"Es wird viel über die Jugend und wohin wir gehen gesprochen", merkte Gorton an. "Aber es sind einige Spieler hier, die sich beweisen und zeigen wollen, dass sie besser sind als vielleicht einige denken. Es ist ihre Zeit gekommen."