NSH@CHI: Jeannot trifft zum Sieg

Keine Spieler, keine Trainer? Das ist offenbar kein Problem für die Nashville Predators. Das Team um den Schweizer Kapitän Roman Josi ist die Mannschaft der Stunde in der NHL. Der 3:2-Erfolg nach Verlängerung bei den Chicago Blackhawks am Freitag bedeutete den siebten Sieg in Serie für das Team aus Tennessee. Und das, obwohl etliche Aktive und Coaches derzeit unter das Covid-19-Protokoll fallen.

Mit Nick Cousins, Ryan Johansen, Mikael Granlund, Philip Tomasino, Michael McCarron und Matt Luff fehlten den Predators beim Gastspiel in Chicago zwei komplette Sturmreihen. Zusätzlich fielen auch die Verteidiger Ben Harpur und Matt Borowiecki aus. Vom Choaching-Staff waren neben Trainer John Hynes die Assistenten Dan Lambert, Dan Hinote und Todd Richards sowie Torwarttrainer Ben Vanderklok betroffen.
Die Verantwortung hinter der Bande hatte daher wieder Karl Taylor, der normalerweise die Milwaukee Admirals, den AHL-Kooperationspartner der Predators, trainiert. Er hatte das Team auch schon beim 5:2-Sieg gegen die Colorado Avalanche betreut. Da Nashville ebenfalls schon für die Partie gegen das Team aus Denver mit Cody Glass, Rocco Grimaldi, Mathieu Olivier und Cole Smith auch vier Spieler aus Milwaukee hochzog, fand Taylor einige bekannte Gesichter bei seinem Amtsantritt vor.
"Jeden Tag passiert etwas", meinte Taylor und bezog sich damit auf das Coronavirus. Das bringe für jedes Team gewisse Unwägbarkeiten mit sich. Sein Team habe eine mutige Leistung gezeigt. "Die Jungs haben sich den Sieg verdient."
Die andauernden Personalsorgen verbunden mit den ständigen Rochaden machen der Mannschaft offenbar nichts aus. Im Gegenteil: Das Team zieht daraus viel Energie und wandelt diese in Siege um. Beim Erfolg gegen die Blackhawks half den Gästen in der regulären Spielzeit das Überzahlspiel. Beide Tore der Predators fielen, als die Blackhawks gerade einen Akteur auf dem Sünderbänkchen hatten.

Beim 0:1 Überwand Tommy Novak Marc-Andre Fleury im Kasten der Blackhawks mit einem satten Handgelenksschuss. Für den US-Amerikaner war es das erste Tor in der NHL. Er hatte zuvor sechs Treffer vorbereitet. "Es war großartig zu sehen, dass er sein erstes Tor gemacht hat", sagte Taylor. Beim 1:2 dachten alle schon, dass die verzweifelte Rettungstat von Fleury von Erfolg gekrönt gewesen wäre. Doch der Puck prallte nach dem Schuss von Colton Sissons zuerst an den Pfosten, von dort gegen den Keeper und ins Tor.
Das Powerplay gehört in dieser Spielzeit zu den Stärken der Predators. Mit einer Erfolgsquote von 25,6 Prozent gehört Nashville in der NHL zu den gefährlichsten Teams mit einem Mann mehr auf dem Eis. Derzeit belegt das Team Rang sieben in der Liga in dieser Statistik. Aber auch das Unterzahlspiel funktionierte. Nashville erlaubte bei allen fünf Überzahlgelegenheiten der Blackhawks kein Tor.
Sissons, der gegen Colorado schon drei Treffer vorbereitet hatte, war zum ersten Mal stellvertretender Kapitän bei den Predators. "Er hat sich im Team nach oben gearbeitet und nutzt jetzt die Gelegenheit, die sich ihm bietet. Er führt die Gruppe den richtigen Weg entlang", befand Taylor.
Auch Sissons lobte, wie nahtlos sich die Spieler, die aus Milwaukee zum Team gestoßen sind, eingefügt haben. Überraschend kam das für ihn aber nicht: "Wir haben unseren Plan kein bisschen verändert. Sie wissen, was wir hier machen. Wir alle kennen das System und unsere Identität. Sie machen das gleiche in Milwaukee. Das war überhaupt kein Problem. Sie machen einen ausgezeichneten Job."
Dass die personellen Umstellungen doch nicht ganz spurlos an den Predators vorübergehen, zeigte sich bei den beiden Gegentoren. Sowohl Kirby Dach beim 1:1 als auch Jonathan Toews beim 2:2 standen sträflich ungedeckt und hatten keine Mühe, Juuse Saros zu überwinden. Der Finne hatte bei seinem fünften Sieg in Folge am Ende 17 Saves auf dem Konto.
Dass Nashville seine Erfolgsserie ausbaute, lag in der Verlängerung hauptsächlich an Tanner Jeannot. Der Stürmer erkämpfte sich erst im eigenen Verteidigungsdrittel den Puck gegen Jake McCabe, bediente dann Josi, zog einen Spurt über das ganze Feld an und verwertete abschließend das genaue Zuspiel seines Kapitäns zum Siegtreffer für die Gäste. Es war Jeannots achter Saisontreffer.
"Es war eine echt gute Teamleistung durch das gesamte Lineup", meinte Jeannot. "Ich kann nicht genug sagen über den Charakter dieser Gruppe." Jeder, der aus dem Farmteam hochkomme, mache seinen Job, spiele seinen Stil und glaube daran, was das Team erreichen will. "Wir haben viel Spaß."
Das hat man den Spielern auf dem Eis angesehen. Und den dürfen sie auch haben. Denn die Entwicklung, die die Predators gerade als Team durchmachen, ist bemerkenswert. Erst zum vierten Mal in der Franchisegeschichte gelang eine Serie von sieben Siegen in Folge. Die Belohnung ist kurzfristig Platz zwei in der hart umkämpften Central Division. Langfristig kann diese Erfahrung noch viel wertvoller sein. Die Predators sehen, dass sie, egal in welcher Aufstellung, keine Angst zu haben brauchen, egal wie der Gegner heißt und egal, was er ihnen entgegenwirft. Das lässt für die Zukunft einiges erwarten von dem Team, erst recht, wenn es wieder komplett antritt.