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Roman Josi verspürt nur seinen eigenen Druck

von Stefan Herget

Mit sommerlichem Look durch kurze Hose und T-shirt, sowie einem Cap sitzt Roman Josi lässig zum Interview mit NHL.com im Presseraum der Berner Eisarena in der Schweiz, wo er ein paar Stunden später für einen guten Zweck vor ein paar tausend Fans das Eis betreten wird.

Ein Benefizspiel für das "Schweizerisches Rotes Kreuz" mit seiner zusammengestellten Mannschaft aus Prominenten und seinem NHL-Kollegen Nino Niedereiter von den Minnesota Wild gegen ein Team von Philadelphia FlyersMark Streit, zusammen mit Jonas Hiller von den Calgary Flames und Yannick Weber von den Vancouver Canucks, sowie deren laienhafte Unterstützung.

Es wird einer der letzten öffentlichen Auftritte von ihm in der Heimat dieses Jahr sein, ehe er kommende Woche am 6. September nach USA fliegen wird.

"Die Vorfreude auf die neue Saison ist sicher groß", sagt Josi.

"Es ist nicht immer einfach, weil die Freunde und die Familie hier sind. Der Abschied ist also immer schwierig, aber die Vorfreude auf die neue Saison ist größer."

Eine Saison, die für den 25-jährigen Schweizer keine einfache werden wird, denn mit 55 Punkten bei 15 Toren für seine Nashville Predators hat er die Messlatte in der abgelaufenen Saison für die kommende sehr hoch gelegt.

"Druck verspüre ich nicht", erklärt Josi auf die Frage danach.

"Aber der kommt von ganz alleine, weil ich ihn mir schon selbst auferlege, denn ich will mich natürlich verbessern und einen weiteren Schritt nach vorne gehen. Wenn du eine gute Saison hattest, dann ist klar, dass die Leute erwarten, dass es noch besser wird. Aber das gehört zu unserem Sport und ist grundsätzlich so: Das was in der Vergangenheit war, ist vergessen, es zählt nur was kommt."

Dass er die Bestmarke seines Freundes und Landsmannes Streit aus der Saison 2007-08 nur um sieben Punkte verpasst hat, war ihm nicht bewusst.

"Nein, darüber habe ich nicht nachgedacht", erzählt er schmunzelnd.

"Das sind schon sehr viele Punkte. Cool wäre es schon, aber die Messlatte liegt hoch, weil er einer der besten Offensiv-Verteidiger der Welt ist."

Die Entwicklung des jungen Verteidigers ist phänomenal. Selbst für den 37-jährigen und erfahrenen Streit ist es keine Überraschung.

"Er ist als Spieler gewachsen, aber auch als Persönlichkeit", schwärmt er von seinem Trainingspartner im Sommer.

"Trotzdem ist er sehr bodenständig und derselbe geblieben. Er ist immer gut gelaunt und eine Frohnatur."

Konnte Streit Josi in den vergangenen Wochen ein paar Tipps geben, was in der kommenden Saison auf ihn zukommt?

"Ich denke er hat die Möglichkeiten, das Potenzial und auch den Willen seinen Weg weiterzugehen" sagt Streit.

"Aber es ist schon so, wenn du als junger Spieler einschlägst und eine tolle Saison hattest, dann bist du in den anderen Teams bekannt und sie passen auch mehr auf dich auf, decken dich besser und gehen dich härter an. Aber ich bin davon überzeugt, dass er auch in der kommenden Saison seine Leistung bringen wird. Mit Shea Weber hat er außerdem eine große Führungspersönlichkeit an der Seite, von dem er ebenfalls viel lernen kann."

Eine Erklärung, warum es in der vergangenen Saison gut lief, hat Josi parat.

"Das ist für mich hauptsächlich eine Sache der Erfahrung", verdeutlicht er. "Je mehr ich spiele, umso mehr lerne ich dazu, umso mehr weiß ich, wie ich mich in den verschiedenen Situationen auf dem Eis verhalten muss. Wichtig ist natürlich auch, dass ich jedes Spiel mitmachen konnte und von Verletzungen verschont geblieben bin."

Ziele für die neue Saison hat Josi natürlich.

"Ich will Fortschritte machen und mein Defensivspiel verbessern und die Schussqualität erhöhen", sagt er. Sogleich stellt er aber den Mannschaftssport in den Vordergrund und weiß genau, wovon auch sein Erfolg abhängt.

"Dazu gehört ganz klar die Mannschaft, dass sie so gut spielt, wie letzte Saison und wir die Playoffs wieder schaffen. Läuft es im Team ist es für den Einzelnen auch einfacher."

Die Verstärkungen, welche die Predators getätigt haben, sieht er positiv. "Sehr gut. Barret Jackman ist sicher ein Verteidiger, der uns gefehlt hat, weil er sehr physisch spielt", analysiert er.

"Wir haben sehr viele spielstarke und läuferisch gute Verteidiger, aber so ein Spieler wie er hat uns noch gefehlt. Cody Hodgson ist ein sehr talentierter Spieler. Er bringt eine gute Qualität mit und wird sicher sein Potenzial für uns abrufen."

Josi, der in Nashville noch einen Vertrag bis zum Ende der Saison 2019-20 besitzt und jährlich vier Millionen US-Dollar verdient, ist folglich für die Predators ein Schnäppchen, wenn er weiter so gut spielt.

"Es gibt nichts zu bereuen", sagt Josi darauf angesprochen.

"Ich habe diesen Vertrag mit 100 NHL-Spielen unterschrieben. Für mich ist das ein Supervertrag, schließlich war ich noch sehr jung und durfte für sieben Jahr unterschreiben. Es war die richtige Entscheidung."

Klare Vorstellung hat Josi, welcher Schweizer als nächstes den Stanley Cup gewinnt.

"Ich und Kevin Fiala, das hoffe ich", sagt er mit einem Grinsen und verbindet damit die Hoffnung, dass sein junger Landsmann den Sprung in den NHL-Kader der Predators bald schafft.

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