Fleurys unglaubliche Stopps in 2021

Ab Mitte September beginnen in der NHL die Trainingscamps zur Vorbereitung auf die Saison 2021/22. Vom 16. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32 in 32 jedes Team der Liga genauer unter die Lupe. Die Bestandsaufnahme umfasst die wichtigsten personellen Veränderungen, die Schlüsselspieler, die Stärken und Schwächen sowie die Playoff-Chancen der Klubs.
In dieser Ausgabe: Vegas Golden Knights

Die Torhüterposition ist im Eishockey eine besonders sensible. Mit einem starken Rückhalt zwischen den Pfosten spielt es sich insbesondere in einer so ausgeglichen besetzten Liga wie der NHL deutlich entspannter, vermag es der Keeper dann doch häufig den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage auszumachen.
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Im Mannschaftssport gilt die Defensive seit jeher als das entscheidende Puzzlestück, um eine Meisterschaft für sich zu entscheiden. Dies ist, trotz der bisher mit Marc-Andre Fleury und Robin Lehner herausragend bestückten Torwartposition, Vegas bisher nicht gelungen. Nach dem völlig überraschenden Einzug in das Stanley Cup Finale gegen die Washington Capitals in 2018 war für die Golden Knights in den folgenden Stanley Cup Playoffs stets früher Schluss. Zuletzt setzte es im Stanley Cup Halbfinale gegen die Montreal Canadiens das überraschende Aus.
Mit 2:4-Siegen unterlagen die Golden Knights in der Best-of-7-Serie dem Überraschungsteam der vergangenen Saison. Verbunden war dies mit einer Torhüterdebatte zur Unzeit. Fleury oder Lehner? Wer sollte in den entscheidenden Momenten der Rückhalt der Mannschaft sein?
Diese Frage wurde über den Sommer dauerhaft geklärt. Fleury verließ den Klub, wechselte zu den Chicago Blackhawks. Jetzt ist Lehner die klare Nummer eins bei den Golden Knights. Diese klare Rollenverteilung soll das entscheidende Puzzlestück zum Triumph der Golden Knights im kommenden Frühjahr werden.

VGK@MTL, Sp4: Lehner rettet mit dem Schoner gg. Staal

Bilanz 2020/21: 40-14-2; 2. Platz in der Honda West Division
Postseason 2021: Stanley Cup Halbfinale; 2:4-Niederlage gegen die Montreal Canadiens
Trainer: Peter DeBoer, dritte Saison
Zugänge: F Evgenii Dadonov, F Nolan Patrick, F Brett Howden, G Laurent Brossoit
Abgänge: G Marc-Andre Fleury, F Ryan Reaves, F Cody Glass, D Nick Holden
Als die Golden Knights im Jahre 2017 als Liganeuling in die NHL eintraten, wurde Torhüter Fleury, der als mehrfacher Stanley Cup Sieger (2009, 2016 und 2017) von den Pittsburgh Penguins kam, sofort zum Gesicht und Aushängeschild des jungen Franchise aus Nevada. Vegas wählte Fleury seinerzeit beim Expansion Draft aus.
Fleury erlebte in Vegas noch einmal einen beeindruckenden Karrieresprung und führte die Golden Knights in jeder ihrer ersten vier Spielzeiten in die Playoffs. Im Anschluss der Saison 2020/21 wurde Fleury sogar mit der Vezina Trophy als bester Torwart der Liga ausgezeichnet.
Trotz seiner beeindruckenden Leistungen für die Golden Knights, entschied man sich in Las Vegas ihren wohl prominentesten Akteur der vergangenen Jahre nach Chicago zu schicken. Es war eine perspektivische Entscheidung. Fleury wird in der kommenden Saison 37 Jahre alt und sein Gehalt war mit einem Cap Hit von sieben Millionen US-Dollar vergleichsweise hoch bemessen für einen Klub, der damit kämpft innerhalb des vorgegebenen Finanzbudgets zu bleiben.
Jetzt soll die Stunde von Lehner schlagen. Die Golden Knights erwarben ihn zur NHL Trade Deadline 2020 von den Blackhawks. Dies galt seinerzeit als ein erstes Anzeichen dafür, dass man in Las Vegas ernsthaft über einen Generationenwechsel im Tor nachdachte. Der Verdacht bestätigte sich, als Lehner vor der letzten Saison eine Vertragsverlängerung um fünf Jahre unterzeichnete. Die mittelfristige Zukunft im Team schien Lehner zugedacht zu sein.

In diesem Sommer also der Schritt, nach dem es in Las Vegas kein Zurück mehr geben wird. Während seiner NHL-Karriere von elf Saisons spielte Lehner für fünf Teams. Er wurde zweimal getradet, einmal aus seinem Vertrag herausgekauft und durfte auch schon die Free Agency testen. Obwohl es ihm bisher nicht gelungen ist, ein dauerhaftes Zuhause als unumstrittene Nummer eins zu finden, war er seinen Statistiken nach fast durchgehend ein überdurchschnittlich guter NHL-Torwart.
Lehner weist in seiner Karriere eine Fangquote von 91,8 Prozent vor. In den letzten drei Saisons brachte Lehner sein Spiel zudem noch einmal auf ein höheres Niveau. In der Saison 2018/19 gelang ihm bei den New York Islanders eine glänzende Quote von 93,0 Prozent gehaltener Schüsse. In der darauffolgenden Spielzeit war er in Chicago, dem damals schlechtesten Defensivteam der Liga, auf eine Fangquote von 91,8 Prozent gekommen, bevor er nach Las Vegas wechselte. In den vergangenen drei Spielzeiten gewann Lehner zweimal die William Jennings Trophy, die an das Team vergeben wird, das in der regulären Saison die wenigsten Gegentore zugelassen hat.
In der Saison 2018/19 war Lehner zudem für die Vezina Trophy nominiert und erhielt dabei die drittmeisten Stimmen. Lehner bestritt damals nur 46 Saison-Spiele, was seine Chancen gegenüber Torhütern, die in mehr Spielen eingesetzt wurden, deutlich schmälerte.
Die Golden Knights haben in der vergangenen Saison die wenigsten Tore der Liga zugelassen. Dies war zu einem erheblichen Teil Lehner und seinem ehemaligen Partner Fleury zu verdanken.
Lehner bewies in den letzten Jahren, dass er zu den besten Torhütern der Liga zählt. Jetzt soll er die junge Franchise aus Las Vegas zur ersten Meisterschaft der Klubgeschichte führen.