NYR@MTL: Lemieux leitet Comeback mit Doppelpack ein

In kaum einer Sportart kann sich ein Spiel so schnell verändern, wie im Eishockey. In diesem schnellen Sport, in dem viele Tore fallen, ist keine Führung wirklich sicher, bis zur Schlusssirene kann alles passieren. Das bewiesen am Samstag die New York Rangers bei ihrem 6:5-Auswärtssieg im Bell Centre der Montreal Canadiens auf eindrucksvolle Art und Weise. Sie lagen zwischenzeitlich vier Tore zurück, drehten das Spiel am Ende aber. Damit sind sie in dieser Saison kein Einzelfall. Vor ihnen bogen seit Anfang Oktober bereits vier Teams einen Rückstand von vier Toren um.

"Patrick Roy hat immer zu meinem Vater (Claude Lemieux - d. Red.) gesagt: Sei nie zu begeistert und nie zu niedergeschlagen. Das haben sie während ihrer Karriere bei ihren Siegen stets befolgt", erklärte Rangers-Angreifer Brendan Lemieux nach dem Spiel. "Das war heute ein wichtiger Aspekt. Wir haben gut gespielt. Aber der Spielstand hat das zunächst einfach nicht widergespiegelt."
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Bis zur 27. Minute dürfte Rangers-Trainer David Quinn mächtig Wut im Bauch gehabt haben. Sein Team hatte bereits im ersten Drittel drei Tore kassiert, zu Beginn des Mittelabschnitts folgte das 0:4. Alles sah nach einem Kantersieg der Canadiens aus, doch die junge Mannschaft der Rangers wollte nicht aufgeben. Der 20-jährige Stürmer Filip Chytil setzte als Erster ein Zeichen, indem er New York nach 26:10 Minuten jubeln ließ. Selbst bei einem 1:4 ist der Weg noch weit, aber der Treffer von Chytil schien der Mannschaft neue Kraft zu geben. Innerhalb von 3:20 Minuten sorgten Pavel Buchnevich und Brendan Lemieux für den Anschluss.
"Wir haben uns die ganze Saison um diese Widerstandsfähigkeit bemüht", stellte Stürmer Chris Kreider fest. "Das passiert manchmal im Eishockey. Dieses Mal haben wir den Fokus nicht verloren und sind dafür belohnt worden."

rangers goal mtl

Im Schlussabschnitt durften die Gastgeber kurzzeitig noch einmal aufatmen, als Artturi Lehkonen den Vorsprung wieder auf zwei Tore ausbaute. Die Rangers ließen sich davon in ihrer gnadenlosen Aufholjagd aber nicht stoppen. Artemi Panarin und Lemieux glichen zum 5:5 aus und Jacob Trouba besiegelte das Schicksal der Canadiens in der 53. Minute.
"Das ist ein unwirkliches Gefühl, wie unsere Spieler weitergemacht haben und niemand aufgegeben hat", lobte Torwart Alexandar Georgiev seine Mannschaft. "Dass man ein 0:4 aufholt, passiert selten. Das ist für uns psychologisch ein ganz großer Sieg." In ihrer 93-jährigen Geschichte gelang den Rangers ein solches Comeback erst zum vierten Mal. Zuletzt war das in der Saison 1991/92 der Fall gewesen.
Es scheint jedoch die richtige Saison für Aufholjagden zu sein. Vier Mal gab es in dieser Saison eine solche Überraschung, den Florida Panthers gelang das Kunststück sogar zwei Mal. Die Winnipeg Jets lieferten bereits am dritten Tag der Saison, am 4. Oktober, die erste derartige Aufholjagd ab, als sie ein 0:4 gegen die New Jersey Devils wettmachten und im Penaltyschießen gewannen.

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Eine Saison mit fünf dieser Comebacks gab es erst zwei Mal in der NHL-Historie, konkret in den Spielzeiten 1983/84 und 1985/86. Dass sich solche Spiele in den Achtzigern häuften, war kein Zufall. In dieser Ära, die von Legenden wie Wayne Gretzky, Jari Kurri und Mario Lemieux geprägt wurde, spielte man extrem offensiv. Tore fielen wie am Fließband. Das ist auch eine Erklärung dafür, warum die Liga derzeit eine Renaissance in dieser Hinsicht erlebt. Seit Jahren steigt die Zahl der erzielten Tore in der NHL wieder. Das führt dazu, dass selbst deutliche Führungen längst leine Garantie mehr für einen Erfolg sind, wie das zu Zeiten der Fall war, in denen mehr Augenmerk auf die Defensive gelegt wurde.
Das zeigt auch die gesamte Statistik aller Ergebnisse. Nach einem Viertel der Saison lagen die Sieger eines Spiels in 44 Prozent aller Partien zurück und drehten das Spiel noch. Den Trainern der Liga dürfte das schlaflose Nächte bereiten, für die Fans bedeutet ein solcher Trend dagegen pure Spannung und spektakuläre Abende. Dank der offensiveren Ausrichtung werden Fehler konsequenter bestraft. Die Teams dürfen selbst bei hohen Führungen nicht nachlassen, sonst droht eine böse Überraschung.