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Die Zahl der Schweizer in der NHL steigt weiter an: Mit Pius Suter und Philipp Kurashev gaben zwei Talente ihr Debüt für die Chicago Blackhawks. Mehr noch: Das Duo nahm sofort wichtige Rollen im Angriff des Teams ein.

Kurashev: "Ich werde mich immer daran erinnern"
Suter erlebte sein erstes NHL-Spiel schon beim Saison-Auftakt gegen die Tampa Bay Lightning (1:5). Zwei Tage später kam dann auch Kurashev in diesen Genuss und gab sein NHL-Debüt im "Rückspiel" gegen den Lightning (2:5).
"Es war etwas Besonderes. Der ganze Tag", schwärmte Kurashev. "Als ich erfahren habe, dass ich spiele, habe ich meine ganze Familie angerufen. Es war eine tolle Erfahrung, vor allem gleich gegen Tampa Bay zu spielen, die den Stanley Cup im letzten Jahr gewonnen haben. Es war auf jeden Fall etwas Besonderes für mich und ich werde mich für immer daran erinnern."
Bei der Wahl der Rückennummer entschied sich Kurashev für die 23. "Ich habe sie immer getragen, wenn sie noch frei war. Schon als kleines Kind war es die erste Nummer, die ich mir rausgesucht habe und das habe ich beibehalten."

kurashev

Kurashev bringt Flexibilität in die Top-Reihen
Überraschend war trotzdem, dass die Nummer 23 direkt in den Top-6-Sturmreihen zu finden war. Kurashev erhielt erst 13:51 Minuten Eiszeit gegen Tampa und dann 12:15 Minuten beim jüngsten 2:5 bei den Florida Panthers. Zuletzt spielte der 21-Jährige sogar als Linksaußen in der jungen zweiten Reihe neben Dylan Strome (23) und Dominik Kubalik (25).
"Ich spiele gerne Center, da fühle ich mich am wohlsten. Ich habe mein ganzes Leben Center gespielt und nur eine Saison auf dem Flügel", sagt Kurashev zwar, aber: "Es ist kein großer Unterschied und es stört mich auch nicht. Ich gehe da raus, egal auf welche Position sie mich stellen, und gebe mein Bestes."
Diese Flexibilität weiß auch sein Trainer sehr zu schätzen: "Kurashev hat noch nicht oft auf dem Flügel gespielt, aber er macht es bis jetzt gut. Wenn er nicht auf dem Flügel hätte spielen können, dann hätte er es schwer gehabt, überhaupt reinzukommen. Diese Flexibilität tut uns gut", sagte Coach Jeremy Colliton.
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Viel Arbeit für mehr Tempo
Der in Davos geborene Schweizer mit russischen Wurzeln wurde in Bern ausgebildet, wagte aber bereits im Alter von 16 Jahren den Sprung nach Nordamerika. Nach zwei Jahren bei den Quebec Remparts in der kanadischen Juniorenliga QMJHL wurde er 2018 in der 4. Runde an insgesamt 120. Stelle von den Blackhawks gedraftet. In der Saison 2018/19 spielte er weiterhin für Quebec, kam aber auch schon für die Rockford Ice Hogs in der AHL zum Einsatz, wo er die komplette Spielzeit 2019/20 verbrachte. Für die aktuelle Saison nahm Kurashev in der Schweizer Heimat Anlauf und spielte auf Leihbasis 13-mal für den HC Lugano (neun Assists).
"Sicher hat das geholfen", sagte Kurashev über seine Zeit in Lugano. "Es war eine lange Pause für jeden. Ich habe mich großartig gefühlt, als ich hier ins Training Camp gekommen bin. Diese 13 Spiele werden mir in dieser Saison helfen."
Auch konnte der 1,83 Meter große Linksschütze die von den Blackhawks gestellten Hausaufgaben in der Schweiz erledigen: "Sie wollten, dass ich mit einer höheren Schlagzahl spiele und defensiv mehr Verantwortung übernehme. Daran habe ich gearbeitet. Ich habe viele Video-Analysen und diese Dinge gemacht. In Lugano hatte ich zudem gute Mitspieler und ein gutes Trainerteam, sie haben mir dabei geholfen, mich in diesen Bereichen zu steigern. Ich muss meine Beine einfach mehr bewegen, ich will immer als erstes am Puck sein."
Diese Arbeit zahlt sich nun aus. "Das Tempo in seinem Spiel hat uns wirklich geholfen", findet Colliton. "Er kann den Puck von Zone zu Zone tragen, Druck ausüben, Scheibenverluste provozieren. Er ist auch immer ins Spiel eingebunden, was uns beim Spielaufbau hilft."
Kurashev und Suter übernehmen Verantwortung
Diese Eigenschaft schätzt Colliton übrigens nicht nur bei Kurashev, sondern auch bei Landsmann Suter: "Wir sind bis jetzt bei beiden sehr glücklich. Was mich bislang am meisten beeindruckt hat, ist, dass beide das Spiel an sich reißen wollen. Wenn du mit guten Spielern zusammenspielst, dann kannst du die Scheibe nicht die ganze Zeit abgeben. Beide haben gezeigt, dass sie Verantwortung übernehmen wollen, dass sie den Puck haben wollen. Sie sind beide sehr intelligent und haben diesen Hockey-IQ."
Trotz dreier Niederlagen zum Auftakt mit je fünf Gegentoren pro Spiel dürfte Chicago auch in den nächsten Tagen und Wochen an diesem Schweizer Duo festhalten. "Es war ohne Frage ein großer Schritt. Du weißt nie, wie es funktionieren wird", sagte Colliton zu seinem mutigen Schachzug, zwei Rookies in den Top-6-Reihen zu integrieren. Suter soll die Lücke schließen, die Kirby Dach nach seiner Verletzung hinterließ und spielt als Nummer-1-Center neben Alex DeBrincat und Patrick Kane.
Und auch die Kurashev-Strome-Kubalik-Linie hat Eindruck hinterlassen: "Kurashev passt gut in diese Reihe", findet Colliton. "Sie haben noch keine bahnbrechenden Statistiken, aber sie haben sich Chancen herausgespielt. Es gibt noch viel zu verbessern, aber sie machen mir Hoffnung und werden auch defensiv immer besser."

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